Schwammig
Missbrauchsfälle: Der Papst bleibt bei vielen Punkten im Ungefähren
Klarheit hatte Franziskus zu Beginn der Missbrauchskonferenz gefordert. Doch am Ende ist es der Pontifex selbst, der für mehr Verwirrung sorgt als jeder andere in den vergangenen drei Tagen. Damit hat er sich und die katholische Kirche einer wichtigen Chance beraubt – und die Fortschritte, die diese Tagung hervorgebracht hat, in den Hintergrund verbannt.
Auch wenn allen klar war, dass in dreieinhalb Tagen nicht jahrzehntelanges Vertuschen ungeschehen gemacht werden konnte: Franziskus hat allein mit der Einberufung der Konferenz die Reißleine gezogen. Er wollte bei der Lösung der tiefen Krise, in der die Kirche durch die Missbrauchsskandale steckt, vorankommen. Obwohl die Missbrauchskonferenz kirchenrechtlich keine Beschlüsse fassen konnte, hofften so viele auf den Papst und darauf, dass er in seinen abschließenden Worten den richtigen Ton trifft und die Herausforderungen auf den Punkt bringt. Doch klare, praktische Anweisungen des Papstes fehlen. Franziskus blieb in seiner Rede in der Sphäre des Theoretischen.
Dabei hat die Konferenz auch konkrete Vorschläge hervorgebracht. Etwa den für neue Verwaltungsgerichte, in denen auch Laien sitzen, oder den des deutschen Kardinals Reinhard Marx, der dafür plädierte, das päpstliche Geheimnis beim Thema Missbrauch abzuschaffen – eine Forderung, die so zum ersten Mal öffentlich formuliert wurde, leider nicht vom Papst. Von dem komme bald ein Schreiben, versucht Federico Lombardi, Mitorganisator der Konferenz, die Wogen zu glätten. Auch neue Gesetze und Richtlinien dürften bald erwartet werden. Warum der Papst dies nicht erwähnt, um den Menschen zu zeigen, dass es endlich vorangeht, bleibt sein Geheimnis. Klar ist: Es wurde ein wichtiger Schritt nach vorne gemacht. Jetzt müssen Taten folgen.
almut.siefert@stzn.de