Schweizer EM-Kicker mit Geschenk für die Bahn

Die Bahn ist für ihre Leistung bei der Fußball-EM harsch kritisiert worden. Doch die Verantwortlichen sind zufrieden – und freuen sich über ein Geschenk, das ihnen die Schweizer gemacht haben.

Bahnhofsmanager Nikolaus Hebding beim EM-Kehraus: Die Mitarbeiter-Schals sind begehrte Sammlerstücke. Der Stuttgart Bahnhofsmanager Nikolaus Hebding beim EM-Kehraus: Die Mitarbeiter-Schals der Deutschen Bahn entpuppen sich als begehrte Sammlerstücke – und auf den unterschrieben Ball ist Hebding besonders stolz.

© Lichtgut/Julian Rettig

Bahnhofsmanager Nikolaus Hebding beim EM-Kehraus: Die Mitarbeiter-Schals sind begehrte Sammlerstücke. Der Stuttgart Bahnhofsmanager Nikolaus Hebding beim EM-Kehraus: Die Mitarbeiter-Schals der Deutschen Bahn entpuppen sich als begehrte Sammlerstücke – und auf den unterschrieben Ball ist Hebding besonders stolz.

Von Christian Milankovic

Stuttgart - Die Fußball-Europameisterschaft ist nun doch nicht ganz zur erhofften Neuauflage des Sommermärchens geworden, hat aber der langen und unverbrüchlichen deutsch-österreichischen Freundschaft ein neues Kapitel hinzugefügt. „Die Deutsche Bahn ist so im Oasch“, fassten die Gäste aus der Alpenrepublik in einem kurzen Schmähgesang ihre Eindrücke bei der Anreise zum Spiel in Berlin zusammen. Das dazugehörige Video erfreut sich wenig überraschend regen Zuspruchs im Netz.

Das niederländische Nationalteam hat bei der Rückreise vom Halbfinale ins Mannschaftsquartier kurzfristig vom Zug auf den Flieger umgesattelt, weil die Anreise schon herausfordernd war, Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) attestierte der Bahn, sich bei der EM-Logistik übernommen zu haben, Verständnis gab es hingegen von Turnierdirektor Philipp Lahm. Nikolaus Hebding kennt all diese Einlassungen und Episoden. Doch der Bahnhofsmanager des Stuttgarter Hauptbahnhofs hat seinen eigenen Blick auf die Dinge. „Wir sind zufrieden, wie es gelaufen ist.“

Und einmal mehr steht der Auftritt der schottischen Fans an erster Stelle bei einer EM-Bilanz. „Die werden uns immer in Erinnerung bleiben“, sagt Hebding. In Scharen sei die „Tartan Army“ durch den Bahnhof geströmt. „Immer entspannt, immer relaxed und fröhlich“, sagt Hebding und stellt dem Wegeleitsystem ein gutes Zeugnis aus. Wo die Bahn gegensteuern musste: Die Bestände in den Verkaufsständen an den Gleisen wurden aufgestockt, nachdem die dänischen Fans dort reichlich Umsatz machten – zuvor hatten sie bereits die Vorräte im Biergarten im Schlossgarten komplett geleert.

240 000 Reisende sind durchschnittlich jeden Tag am Stuttgarter Hauptbahnhof unterwegs. „An Spieltagen waren es 300 000“, sagt Hebding. Doch nicht nur wenn im Stuttgarter Stadion gekickt wurde, verzeichnete die Bahn ein erhöhtes Passagieraufkommen sondern auch an den Tagen mit Einsätzen der deutschen Nationalmannschaft, wenn viele Besucher wegen des Public Viewings in die Stadt kamen. Aber nicht nur Schlachtenbummler waren im während der EM am Stuttgarter Hauptbahnhof unterwegs. Mit Belgien und der Schweiz hatten zwei Nationalmannschaften in der Stadt und der Region ihr Lager aufgeschlagen und nutzten die Züge der DB für die Reisen zum Spielort. Die Schweizer sind dabei ihrem Ruf als bahnaffine Nation gerecht geworden. Fünfmal sind sie in den Zug gestiegen – nur die in Würzburg abgestiegenen Rumänen sind noch häufiger Zug gefahren.

Die in Ludwigsburg gastierenden Belgier haben sich per Mail bedankt. Die Schweizer haben einen offiziellen EM-Ball mit den Unterschriften aller Spieler hinterlassen. Für die Nachwelt erhalten bleiben auch die Tafeln, mit denen die Bahn Reisende in Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) darauf aufmerksam gemacht hat, dass sie sich nun in der Stadt befinden, in der Nationalspieler Nico Schlotterbeck das Gegen-den-Ball-Treten gelernt hat. Ein Schild wandert ins Stadtarchiv, ein anderes ins Familienarchiv der Schlotterbecks. Für die weniger aufwendigen Schriftzüge für Jamal Musiala in Stuttgart haben sich keine Interessenten gefunden.

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Erstellt:
24. Juli 2024, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
25. Juli 2024, 22:01 Uhr

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