Schwimmgemeinde braucht viel Geduld
Bei der Sanierung des Berg und dem Neubau des Sportbades muss nachjustiert werden – das kostet Zeit
Freizeit - Defekte Quellfassungen und energietechnische Nachrüstungen lassen Stuttgarts Schwimmer länger auf dem Trockenen als geplant. Im Berg kommt zudem eine Interimsgastronomie.
Stuttgart Stuttgarts Mineralbad-Freunde, besonders die „Bergianer“, brauchen seit September 2016 vor allem eines – Geduld. Damals wurde das Bad Berg wegen Generalsanierung geschlossen und somit eines der drei Stuttgarter Mineralbäder aus dem Angebot genommen. Hätte man den ursprünglichen Zeitplan eingehalten, wäre das runderneuerte Bad jetzt wieder offen. Im Rahmen der Sanierung wurde aber der Zeitrahmen zunächst um sechs Monate auf Mitte 2019 gedehnt, im vergangenen Jahr entdeckte Schäden an zwei der sechs Quellen, die das Berg speisen, verlängerten die voraussichtliche Bauzeit noch einmal um ein Jahr, also bis Mitte 2020. Die Kosten des Projekts stiegen von zunächst 30 Millionen auf aktuell etwa 34 Millionen Euro.
Dieser Zeitrahmen mit Eröffnung Mitte 2020 gilt aktuell noch, scheint aber doch ambitioniert, weil mit der Sanierung der Quellen noch nicht einmal begonnen wurde. Laut Auskunft der Bäderbetriebe starten die Arbeiten an der Westquelle im kommenden Juli, die an der Südquelle nach der Sommerpause im September. Beide Sanierungen sollen bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Durch die Ausbesserungen an den Quellen sollen die Bauarbeiten am Außenbecken jedoch nicht behindert werden, heißt es. Diese Arbeiten stehen von März an auf dem Plan.
Noch scheint also eine Wiederöffnung etwa vier Jahre nach der Schließung möglich, auf das gewohnte gastronomische Angebot des Traditionsbades muss allerdings wohl mindestens noch ein Jahr länger verzichtet werden. Ursprünglich war geplant gewesen, die sogenannte Villa Blankenhorn, in der die Sommergastronomie untergebracht war, zu erhalten und zu sanieren. Am Ende sprachen aber die Zahlen klar dagegen, die Sanierung und ein kleiner Anbau hätten 1,3 Millionen Euro mehr gekostet als der Abriss und ein kompletter Neubau, der jetzt mit insgesamt 1,8 Millionen Euro taxiert wird. Der Bezirksbeirat Ost machte sich zwar für den Erhalt des alten Gebäudes stark, der Bäderausschuss stimmte im Herbst 2018 aber für den Abriss, zumal dadurch auch noch Raum zum Bau von Wohnungen entsteht. Der Abriss wird aber frühestens im Winter 2019 sein können, wenn der Bau der neuen Gastronomie definitiv beschlossen ist. Der Neubau soll dann etwa 15 Monate später im Sommer 2021 fertig sein. Sollte das Mineralbad Berg also tatsächlich Mitte kommenden Jahres wiedereröffnen, müsste man für die Gäste ein Jahr eine Interims-Gastronomie einrichten.
Länger als ursprünglich geplant müssen sich auch Stuttgarts Sportschwimmer gedulden. Der Bau der neuen 50-Meter-Halle im Neckarpark hätte ursprünglich jetzt beginnen sollen, wurde aber auf Anfang 2020 vertagt. Der Grund: Das 36-Millionen-Euro-Projekt muss in Sachen Energietechnik nachgebessert werden. Das Sportbad soll im Rahmen des Klimaschutzplans 2050 des Bundes gebaut werden, was Umplanungen im Bereich Wärmerückgewinnung, Lüftungstechnik und Abwasseraufbereitung nötig macht. Die Sportler sollen jetzt Anfang 2022 ihre Bahnen ziehen können. Ob so lange die ziemlich marode Traglufthalle noch durchhält, ist allerdings fraglich. Diese Hülle wird im Winter über dem Sportbecken im Inselbad für Training und Wettkampf im Schwimmen und Wasserball installiert und ist ziemlich in die Jahre gekommen.