Settele: Wissenschaftler scheuen Gespräche mit Politikern
. Artensterben im Rekordtempo, Klimawandel und Naturzerstörung: In Sachen Umwelt steigt der Druck auf Politiker und Entscheidungsträger. In die politische Diskussion einsteigen wollen viele Wissenschaftler aber trotzdem nicht, meint der Ökologie-Professor Josef Settele.
Marktoberdorf/Halle (Saale) (dpa) - Trotz des sich beschleunigenden Klimawandels und eines dramatischen Artensterbens scheuen laut Artenforscher Josef Settele viele Wissenschaftler Gespräche mit Politikern. „Das ist etwas, was nur wenige meiner Kollegen machen wollen“, sagte der Ökologie-Professor am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle (Saale). „Da haben nicht alle Bock, sich neben der eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit noch in das Haifischbecken Politik zu wagen.“
Dabei werde er mit seinen Anliegen in Sachen Artenschutz von Politikern inzwischen viel ernster genommen als früher, sagte Settele. „Die Offenheit ist über Parteigrenzen hinweg groß, die Interpretation natürlich verschieden.“ Am wichtigsten sei bei solchen Gesprächen immer der Einstieg, betonte Settele. „Wenn man dann mal drin ist, kann man auch andere Themen gut anbringen.“
Der Allgäuer Agrarbiologe Settele ist einer der drei Hauptautoren des Berichts des Weltbiodiversitätsrats IPBES zum Zustand der Erde in Sachen Artenschutz. Am Donnerstag nimmt er stellvertretend für das Gremium in Konstanz den EuroNatur-Umweltpreis für herausragende Leistungen für den Naturschutz entgegen. Der 60-Jährige ist zudem Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung für Umweltfragen.
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