Sewing will offenbar Fusion mit Commerzbank

Deutsche-Bank-Chef sieht Vorteile in klarer Dominanz auf dem Markt

Frankfurt /RTR - Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sieht viele gute Gründe für einen Zusammenschluss mit der Commerzbank. Er habe am Nachmittag den Aufsichtsrat der größten heimischen Privatbank über den Stand der Fusionsgespräche mit dem kleineren Konkurrenten informiert und dabei deutlich gemacht, dass für eine endgültige Entscheidung noch zusätzliche Fakten auf den Tisch müssten, sagte ein Insider. Die Debatte habe gut drei Stunden gedauert. Beschlüsse seien nicht gefasst worden. Das hieß es auch aus dem Umfeld des Commerzbank-Aufsichtsrats, der parallel getagt hatte.

An der ablehnenden Haltung der Arbeitnehmerseite – also Gewerkschaften und Betriebsräten – zu einer Fusion hat sich nichts geändert. Sie fürchten, dass es zum Abbau Zehntausender Jobs bei beiden Banken kommt, sollte der Fusionsplan Realität werden. Auch einige der Großaktionäre der Deutschen Bank sind bislang skeptisch. Bislang hatte sich Sewing öffentlich zurückhaltend geäußert, ob es am Ende der kürzlich begonnenen Verhandlungen mit der Commerzbank auch wirklich zu einem Deal kommen werde. Eine Person mit Kenntnis der Debatte hinter den Kulissen sagte nun aber, die Deutsche Bank hätte keine formellen Verhandlungen mit der Commerzbank begonnen, wenn sie erwarten würde, dass diese scheitern.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz gilt als Unterstützer eines Zusammenschlusses und soll Sewing zu den Gesprächen gedrängt haben. Deutschland ist mit gut 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt. Derzeit schauen sich beide Banken in die Bücher; ein Problem ist unter anderem der relativ hohe Bestand kritischer Staatsanleihen in der Bilanz der Commerzbank und an Derivaten bei der Deutschen Bank. Bei einer Fusion müssten diese neu bewertet und das entstehende Kapitalloch aufgefüllt werden. Wie das finanziert werden soll, ist bislang unklar.

Wichtige Argumente Sewings für eine Fusion seien unter anderem die sich daraus ergebende „klare Dominanz“ auf dem deutschen Markt, Größenvorteile und sinkende IT-Kosten. Zudem würden die Refinanzierungskosten der neu entstehenden Mega-Bank seiner Ansicht nach deutlich sinken. Commerzbank-Chef Martin Zielke gilt als offen für eine Fusion. Beide Banken äußerten sich offiziell nicht zu ihren Sitzungen.

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Erstellt:
22. März 2019, 03:04 Uhr

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