Die Naturstrom GmbH bringt Solaranlagen im Weissacher Tal aufs Dach

Wegen der hohen Nachfrage nach Solaranlagen hat die Energiegemeinschaft Weissacher Tal im Mai die 100-prozentige Tochter Naturstrom GmbH gegründet. Mit ihrer Unterstützung sind inzwischen schon mehr als ein Dutzend Anlagen im Weissacher Tal in Betrieb genommen worden.

Harald Heinze, Matthias Spinnler, Rolf Heller und Thomas Berkel (von links) stehen vor der Gemeindehalle in Unterweissach. Auch deren Dach hat die Energiegemeinschaft Weissacher Tal mit Solarpaneelen bestücken lassen. Foto: Alexander Becher

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Harald Heinze, Matthias Spinnler, Rolf Heller und Thomas Berkel (von links) stehen vor der Gemeindehalle in Unterweissach. Auch deren Dach hat die Energiegemeinschaft Weissacher Tal mit Solarpaneelen bestücken lassen. Foto: Alexander Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Solarstrom wird immer attraktiver – und das nicht nur vor dem Hintergrund höherer Strompreise infolge des Kriegs in der Ukraine und der Inflation. Sonnenlicht ist eine kostenlose Ressource. Die Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen steigt seit Jahren stetig, sowohl bei Privatleuten als auch bei Gewerbetreibenden. Das hat die Energiegemeinschaft Weissacher Tal in den zurückliegenden Monaten und Jahren deutlich zu spüren bekommen. Die Anfragen nach Hilfe bei der Planung und Installation von Solaranlagen häuften sich. Deshalb hat die Energiegemeinschaft im Mai die Energiegemeinschaft Naturstrom GmbH gegründet, eine 100-prozentige Tochter.

Zwei oder drei Jahre lang hätten die Mitglieder der Energiegemeinschaft den Gedanken schon mit sich herumgetragen, berichtet deren kaufmännischer Vorstand Rolf Heller. „Wir wurden immer mal wieder von Leuten angesprochen, die gefragt haben: ‚Könnt ihr uns nicht ein bisschen unter die Arme greifen?‘ Das wollten wir schon, aber nicht im Rahmen der Energiegemeinschaft. Denn sie kann aus rechtlichen Gründen nur eigene Anlagen haben.“

Infoveranstaltung löst einen Run aus

Den Ausschlag dafür, das Vorhaben auch wirklich umzusetzen, gab im vergangenen November die Informationsveranstaltung „Solarstrom vom eigenen Dach!“, die die Energiegemeinschaft in Allmersbach im Tal organisiert hatte. 40 bis 50 Anfragen seien danach eingegangen, sagt Heller. „Die Veranstaltung hat einen regelrechten Run ausgelöst.“ Nachdem der Beschluss gefasst war, die Naturstrom GmbH zu gründen, musste noch einiges erledigt werden. „Der Aufsichtsrat musste eingebunden werden, man musste das Ganze mit Zahlen unterfüttern und es gab einen bürokratischen Gründungsaufwand. Deshalb hat es etwas gedauert“, erklärt Matthias Spinnler, technischer Vorstand der Energiegemeinschaft.

Am 15. Mai wurde die Naturstrom GmbH offiziell gegründet. Als etwa sechs Wochen später endlich eine Umsatzsteuernummer vorlag, konnte das Team seine Arbeit aufnehmen. Dieses bestehe aus fünf Personen, die auf Minijobbasis arbeiten – „aber mit sehr viel Engagement für die Sache“, sagt Naturstrom-Geschäftsführer Harald Heinze.

Ein aufwendiges Angebot

Das Angebot der Naturstrom GmbH – vom ersten Informationsgespräch bis zur Inbetriebnahme der Solaranlage – sei ein Riesenaufwand, sagt Thomas Berkel, der bei der Tochtergesellschaft für Vertrieb und Beratung zuständig ist. Er beschreibt den Prozess: Der Klient schicke ihm zunächst Informationen über das Haus und seinen Energieverbrauch zu. Als nächstes mache er sich selbst vor Ort einen Eindruck von dem Objekt. „Es geht darum, herauszufinden, was der Kunde will. Einige haben die Vorstellung, sie packen das ganze Dach voll mit Solarpaneelen und fallen aus allen Wolken, wenn sie erfahren, was das kosten würde“, erzählt Berkel.

Die Dimensionierung der Anlage ergebe sich aus der Dachfläche, den Kundenwünschen und dem Budget. Neben der Fotovoltaikanlage können auch Stromspeicher, Wallboxen oder Wassererhitzer installiert werden. „Freiflächenfotovoltaikanlagen, Balkonkraftwerke und überdachte Parkplätze mit Solaranlagen haben wir zwar schon im Fokus, aber momentan noch nicht in der Realisierung“, fügt Harald Heinze an.

Bei dem Vor-Ort-Termin notiert Berkel auch mögliche Schwierigkeiten wie zum Beispiel Bäume, die einen Schatten werfen, oder Kaminschlote auf dem Dach. Aus allen Informationen erstellt ein Ingenieur der Backnanger Planungsfirma BK Teleconsult mithilfe eines professionellen Tools die Dachplanung. Aus dem Dokument seien zum Beispiel die maßstabsgetreue Anordnung der Paneele sowie die Leistung der Anlage ersichtlich.

Mit einem Tool der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie erstellt Berkel daraufhin selbst eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, aus der unter anderem hervorgeht, wie hoch die Herstellungskosten für die Anlage sein würden und nach wie vielen Jahren diese sich amortisieren würden. „Im besten Fall“, so Berkel, „ist die Anlage nach zehn Jahren rentabel. Im schlechtesten nach 17 oder 18 Jahren.“ Das sei bei älteren Kunden oft noch mal ein Beratungsthema, berichtet er. „Manche fragen sich dann: Erlebe ich das überhaupt noch?“

Die Beratung ist komplett kostenfrei

Auf der Basis der beiden Analysen – der technischen und der wirtschaftlichen –, hätten die Kunden schließlich eine gute Entscheidungsgrundlage dafür, ob sie sich ein Angebot erstellen lassen wollen oder nicht. Nur wer später die Leistung nicht in Anspruch nimmt, bezahlt 195 Euro plus Mehrwertsteuer für die Angebotserstellung. Für alle anderen ist diese, genauso wie die vorherige Beratung, kostenlos. Ungefähr ein Drittel der Klienten entscheide sich für die Umsetzung, berichtet Berkel, ein weiteres Drittel lasse es doch bleiben oder stelle das Vorhaben zurück, das letzte Dritte entscheide sich für einen anderen Anbieter.

„Es zeichnet uns aus, dass wir individuell arbeiten“, wirbt Spinnler für die Naturstrom GmbH. „Es gibt keine zwei Anlagen, die sich gleichen.“ Zudem sei die Energiegemeinschaft vor Ort greifbar, fügt Heinze hinzu. „Und wir arbeiten mit einem Festpreis, es gibt keine versteckten Kosten.“ Für eine Anlage mit zehn Kilowattpeak müsse man – inklusive Speicherbatterie – mit ungefähr 25.000 bis 30.000 Euro rechnen. „Das, was wir aussuchen, suchen wir nach Qualität aus. Wir wollen nicht die Billigsten sein.“ Die Naturstrom GmbH bestellt sowohl die Paneele, als auch den Wechselrichter und die Batterien. Die Montage der Solaranlage erfolgt durch die Kai Braun Elektrotechnik mit Sitz in Allmersbach im Tal.

13 Projekte kleinerer und größerer Kunden hat die Naturstrom GmbH bereits ganz oder nahezu abgeschlossen. Sechs weitere sind in Bearbeitung. Etwa fünf bis sechs Monate dauere es in der Regel vom ersten Beratungsgespräch bis zum Einschalten der Anlage, sagt Heinze. Neue Aufträge nimmt das Team aus dem gesamten Rems-Murr-Kreis entgegen, doch auch in Oberrot würde es noch Vorhaben umsetzen. Ihr Rumpfgeschäftsjahr werde die Naturstrom GmbH voraussichtlich mit einer schwarzen Zahl abschließen, kündigt der Geschäftsführer an. Ziel sei es, die Gesellschaft irgendwann hauptamtlich zu betreiben. Bis dahin dauere es aber noch ein wenig.

Infoabend Unter dem Titel „Solarenergie vom eigenen Dach“ findet am 2. November ein Infoabend der Energiegemeinschaft Weissacher Tal in der Gemeindehalle in
Unterweissach statt. Mehrere Referenten werden über Solarstrom informieren und Fragen beantworten. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr, der Einlass ist um 17 Uhr.

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Erstellt:
13. Oktober 2023, 16:00 Uhr

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