Prinz Harry wird 40

Sie lieben es, ihn zu hassen

Früher hatte Prinz Harry phänomenale Beliebtheitswerte. Dann kehrte er der Heimat den Rücken. Doch der Boulevard beißt sich in einer Art Hassliebe immer noch an ihm und Meghan fest.

Prinz Harry und Herzogin Meghan engagieren sich sozial – unter anderem für mehr Sicherheit für Kinder im Internet.

© //Andres Castilla/Colombian Vicepr

Prinz Harry und Herzogin Meghan engagieren sich sozial – unter anderem für mehr Sicherheit für Kinder im Internet.

Von Theresa Schäfer

Der britische Boulevard tut sich schwer loszulassen. Seit vier Jahren lebt Prinz Harry nicht mehr auf der Insel, aber aus den Augen heißt in seinem Fall noch lange nicht aus dem Sinn. Was Harry und seine Frau Herzogin Meghan treiben, beschäftigt die Blätter, die dem Zweitgeborenen von König Charles III. in Hassliebe verbunden scheinen. Kurz vor Harrys 40. Geburtstag am Sonntag spekulieren „Sun“, „Daily Mail“ und „Mirror“, der Prinz habe Sehnsucht nach „good old England“. „Harry fühlt sich in Kalifornien immer isolierter“, zitiert die „Sun“ eine Quelle, die aber, wie so oft, anonym bleibt. Und die „Mail on Sunday“ schrieb, Harry suche wieder Kontakt zu alten Freunden und früheren Vertrauten aus dem Palast.

Vielleicht ist bei diesen Berichten eher der Wunsch der Vater des Gedanken. Denn es gab eine Zeit, da war Prinz Harry der Liebling der Presse. Weil er locker war und immer einen lustigen Spruch auf den Lippen hatte. Auf Prinz Henry Charles Albert David, der 1984 zur Welt kam, lastete nie die Rolle des künftigen Königs. Der „spare“ (Reserve) zum „heir“ (Erbe) hatte mehr Freiheiten als sein Bruder William – und machte davon ausführlich Gebrauch. Über Jahrhunderte mussten Königsgemahlinnen einen Erben gebären und einen Ersatz, sollte dem Erstgeborenen etwas zustoßen.

Ob Nazi-Uniform zum Maskenball oder feucht-fröhliche Partynächte – die Britinnen und Briten verziehen Harry praktisch alles. Das halbe Land hegte elterliche Gefühle für den rothaarigen Prinzen, der mit zwölf seine Mutter Diana bei einem tragischen Unfall verlor. Bei seiner Großmutter, der Queen, hatte Harry ohnehin einen Stein im Brett. Jahr für Jahr landete der Prinz in Beliebtheitsumfragen gleich hinter seiner Granny. Zwei Mal war er als Soldat im Einsatz in Afghanistan. Zurück daheim initiierte er die Invictus Games, einen Sportwettbewerb für kriegsversehrte Veteranen.

Als schließlich 2017 Meghan Markle, eine US-Schauspielerin, die royale Bühne betrat, schwärmte die britische Presse von den „Fab’ Four“, einem königlichen A-Team aus William, Kate, Harry und Meghan, der Zukunft der Monarchie. Umso schmerzhafter war es für Royalfans, als die Sussexes 2020 beschlossen, dem Königshaus den Rücken zu kehren, weil sie die aus ihrer Sicht unfaire Berichterstattung nicht mehr ertrugen und weil es ihnen vom Palast an Rückhalt fehlte.

An Harrys 30. Geburtstag schmiss ihm sein Bruder William noch eine Party, Charles ließ dafür den Champagner springen. Seinen 40. verbringt Harry in Kalifornien, wo er seit vier Jahren mit Frau und zwei Kindern – dem fünfjährigen Archie und der drei Jahre alten Lilibet – lebt. Das Verhältnis zu den übrigen Windsors ist gespannt, seit er in einer Netflix-Doku und seiner Autobiografie „Spare“ die innerfamiliären Streitigkeiten nach außen kehrte und schwere Vorwürfe vor allem gegen seinen Bruder erhob. Kürzlich waren Harry und William auf der Beerdigung eines Onkels mütterlicherseits – und sprachen angeblich kein Wort miteinander.

Zum 40. gibt es von Windsor’scher Seite ein üppiges Geschenk – wenn auch nicht von Charles oder William. Am Geburtstag wird Harry sein Anteil eines Erbes ausgezahlt, das seine Urgroßmutter Elizabeth Bowes-Lyon hinterlassen hat. Geschätzte 19 Millionen Pfund (22 Millionen Euro) soll Queen Mum seinerzeit in einen „Trust Fund“ gesteckt haben. Die Profiteure: ihre Urenkel. Es heißt, Harry bekomme mit seinem Geburtstag acht Millionen Pfund (rund neun Millionen Euro) aus diesem Treuhandfond. Andere Quellen sprechen von sieben Millionen.

Für die Windsors war dieses Erbkonstrukt vor allem ein gewiefter Weg, Steuern zu vermeiden. Der seriöse „Guardian“ berichtete damals, die Berater der Königinmutter seien mit dem Deal ein Lotteriespiel eingegangen: Sieben Jahre lang musste Queen Mum noch leben, um eine Schenkungssteuer zu vermeiden – sie schaffte acht. Für Prinz Harry dürften die Millionen seiner Urgroßmutter eine angenehme Finanzspritze sein. Schließlich steht er seit dem „Megxit“ nicht mehr auf der Gehaltsliste des Palasts.

In den USA führen die Sussexes das Leben eines „Power Couples“ nach dem Vorbild der Clooneys oder Beckhams. Sie engagieren sich sozial. Jüngst starteten sie eine Initiative, die Kinder vor Cybermobbing schützen soll. Herzogin Meghan bastelt daneben weiterhin fleißig an ihrer neuen Lifestyle-Marke Riviera Orchard.

Kürzlich reisten Harry und Meghan auf philanthropischer Mission nach Kolumbien und wurden begeistert empfangen. In Großbritannien sieht man Harry kritischer. In Sachen Beliebtheit liegt nur noch sein Onkel Prinz Andrew hinter ihm – und der ist wegen seiner Verstrickung in den Missbrauchsskandal um den verstorbenen US-Milliardär Jeffrey Epstein am Hof „persona non grata“.

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Erstellt:
13. September 2024, 10:48 Uhr
Aktualisiert:
13. September 2024, 10:56 Uhr

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