Silvester: mehr Schwerverletzte in Stuttgart
Offenbar sind mehrere junge Frauen durch gezielten Beschuss mit Raketen schwer verletzt worden.
Von Jürgen Bock
Stuttgart - Verletzte durch Alkohol und Drogen, durch Scherben oder Böller: Das ist trauriger Alltag an Silvester. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass der jüngste Jahreswechsel in Stuttgart offenbar ein besonderer gewesen ist. „Es sieht so aus, als ob es mehr schwere Verletzungen gegeben hat als im Vorjahr“, sagt ein Sprecher der Polizei. Das liegt nicht nur daran, dass gleich mehrere Menschen durch unsachgemäßen Gebrauch von Böllern Finger verloren haben – ein 33-Jähriger sogar zwei. Einer davon wurde im Stuttgarter Westen am Neujahrsmorgen von einem Hund gefunden, konnte aber nicht mehr angenäht werden. Offenkundig hat es auch mehrere Fälle gegeben, die durch gezielten Beschuss mit Raketen entstanden sind – mit üblen Folgen. Die einzelnen Vorkommnisse werden erst scheibchenweise bei der Polizei aktenkundig.
So meldete sich erst am Freitagvormittag eine junge Frau. Die sagte aus, eine Bekannte von ihr sei am Neujahrsmorgen kurz nach dem Jahreswechsel in Untertürkheim schwer verletzt worden. Wie sich herausstellte, handelt es sich um eine 20-Jährige, die laut Polizei mit einer schweren Augenverletzung noch immer im Krankenhaus liegt. Die 20-Jährige ist offenbar kurz nach Mitternacht in der Augsburger Straße in Untertürkheim unterwegs gewesen. Auf Höhe der Haltestelle Eszet wurde sie von einer Rakete am Kopf getroffen. Rettungskräfte kümmerten sich um die Frau und brachten sie in eine Klinik.
Ersten Ermittlungen zufolge sollen die Raketen von einem Pärchen von der gegenüberliegenden Straßenseite aus abgefeuert worden sein. „Wir gehen davon aus, dass die Raketen mit Absicht in Richtung der Frau geschossen worden sind“, sagt ein Polizeisprecher. Der Mann und die Frau gingen kurz zu der Verletzten und verschwanden dann in unbekannte Richtung. Beide sollen etwa 40 Jahre alt sein, die Frau soll blonde Haare haben. Zeugen, insbesondere drei junge Frauen, die den Rettungsdienst verständigt haben, werden gebeten, sich unter 07 11 / 89 90 - 57 78 zu melden.
Dieser Fall klingt ganz ähnlich wie ein weiterer, der bereits am Tag zuvor bekannt geworden war. Auch im Fasanenhofwar eine junge Frau kurz nach Mitternacht von einer Rakete am Kopf getroffen und schwer verletzt worden. Die 16-Jährige hatte in einer Menschengruppe auf einer Wiese vor dem Jugendhaus gestanden. Drei Unbekannte hatten wohl ebenfalls mit Absicht mehrere Raketen auf die Gruppe geschossen, ohne dass es vorher einen Konflikt gegeben hatte. Auch in diesem Fall sucht die Polizei Zeugen – konkrete Hinweise gibt es noch nicht.