Geschenke für den Kindergeburtstag
Sind Geschenkekisten praktisch?
Vom Kind zusammengestellte Geschenkekisten sollen es leichter machen, etwas Geeignetes für ein Geburtstagskind zu finden. Ist das sinnvoll oder sammelt sich dort nur Kruscht? Unsere Redakteurinnen sind unterschiedlicher Meinung.
Von Alexandra Kratz und Eva-Maria Manz
Geschenkekisten, die online oder im Spielwarenladen für das Geburtstagskind zusammengestellt werden – mit Spielzeug und Kleinigkeiten – sollen es Eltern und Freunden erleichtern, ein Geburtstagsgeschenk zu finden, das dem Kind wirklich gefällt. Unsere Redakteure haben sich die Frage gestellt, ob diese Sammlung an Geschenkideen tatsächlich einen Mehrwert bietet oder das Sammelsurium nur Kruscht enthält. Unsere Redakteurinnen sind sich bei dieser Frage uneinig: Wir haben die unterschiedlichen Perspektiven zusammengetragen.
Pro: Es ist beglückend, etwas zu schenken, was das Kind sich wirklich wünscht
Kinder haben heute doch alles – was soll man ihnen noch schenken? Dieser Satz ist nicht neu, den gab es schon in meiner Kindheit. Leider ist das Spielzeug der frühen 90er nicht mehr zeitgemäß, sonst könnte ich alles weiterverwenden. Ich denke da zum Beispiel an das von uns geliebte Spiel „Traumtelefon“, bei dem es allein darum ging, den Traumjungen zu finden (er hieß Guido oder Sven) und man verloren hatte, wenn man die Karte „Mami sagt auflegen“ zog. Aus feministischer Perspektive natürlich ein ganz schlimmes Spiel. Zum Glück gibt es heute neue Ideen, mit denen die Spieleindustrie unsere Kinder ködert. Und warum sollte ich ihnen verwehren, was ich selbst damals auch bekam?
Was sich seither gravierend verändert hat, ist der Alltag vieler Familien. Mami ist nicht mehr rund um die Uhr zu Hause und hat auch nicht endlos Zeit für kreative Basteleien. Sie muss arbeiten. Sinnvoll ist es also, wenn Kinder im Spielwarenladen zusammen mit den Eltern für den Geburtstag vorsortieren, was sie sich wirklich wünschen – und eingeladene Familien aus dieser Kiste dann etwas auswählen können, wenn sie denn wollen.
Es gibt Monate, in denen unser Sohn auf drei Kindergeburtstagen eingeladen ist. Woher sollen wir wissen – denn der Sohn weiß es oft auch nicht – , ob der kleine Valentin schon „Greg’s Tagebuch 8“ liest oder noch beim Bilderbuch von „Feuerwehrmann Sam“ hängt? Liebt Greta „Die Schule der magischen Tiere“ oder hört sie nur „Teufelskicker“? Bastelt Johanna mit Lego-Technik einen Schwerlastschlepper? Darf Ida ins Kino oder ist das verboten wegen der Bildschirmsucht? Die Geschenkekiste spart viele Konversationen auf Whatsapp: „Na, hat der Ferdinand schon Wünsche für seinen Geburtstag?“ Und das finde ich auch nachhaltig.
Eva-Maria Manz (40) ist Themenkoordinatorin und Autorin im Team Psychologie, sie hat einen neunjährigen Sohn.
Kontra: In Geschenkekisten sammelt sich nur Kruscht.
Die Spielzeugindustrie weiß, dass sich mit Kinderwünschen viel Geld verdienen lässt. Und zwar auch mit den kleinen Dingen, von denen die Mädchen und Jungen noch nicht einmal wissen, dass sie sich diese Dinge wünschen – bis sie sie im Ladenregal entdecken. Der Einzelhandel nutzt dabei menschliche Schwächen aus. Zum einen die, dass Eltern oft nur wenig Zeit und Nerven für das Einkaufen von Geschenken haben. Zum anderen, dass Kinder kleine, bunte und zumeist völlig überflüssige Spielereien lieben – zumindest für kurze Zeit.
Das beginnt (im Falle eines Mädchens) bei der Prinzessin-Lillifee-Zeitschrift (ein bisschen Papier eingepackt in viel Plastikfolie und garniert mit Glitzerspangen, Gummiarmbändern oder ähnlichen Kruscht) und endet bei Kuscheltieren an Schlüsselringen, die zum Kuscheln zu klein und für den Schlüssel zu groß sind. Zumindest war das immer meine Befürchtung, weshalb ich mit meinen Töchtern nie eine sogenannte Geschenkebox für ihren Kindergeburtstag zusammengestellt habe. Da wären wahrscheinlich all die Dinge drin gelandet, von denen ich sie sonst mehr oder weniger erfolgreich versucht habe fernzuhalten.
Wenn ein Kindergeburtstag anstand, habe ich mit meinen Töchtern gemeinsam überlegt, womit ihre Freundinnen ihnen eine kleine Freude machen könnten. Und zwar in weiter Entfernung von einem Spielzeugladen als möglichem „Ideengeber“. Das hat lange funktioniert. Inzwischen hat mein Einfluss auf meinen Nachwuchs aber deutlich nachgelassen. Über die Zeit der Geschenkeboxen sind wir zwar hinaus, gegen den ach so praktischen Gutschein kann ich mich aber nicht mehr wehren.
Alexandra Kratz (41) schreibt im Thementeam Familie, Bildung und Soziales und hat zwei Töchter im Alter von elf und 14 Jahren.