Situation war teilweise kaum zu bewältigen

BKZ-Leser helfen: Die Coronapandemie hat die Erlacher Höhe vor große Herausforderungen gestellt. Besonders im Frühjahr mussten schnell Schutzmittel beschafft und kreative Konzepte für eine weitere Beratung und Betreuung gefunden werden.

Eine Pflegerin füttert einen Bewohner im Pflegeheim der Erlacher Höhe. Maske und Handschuhe gehören mittlerweile zum Alltag. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Eine Pflegerin füttert einen Bewohner im Pflegeheim der Erlacher Höhe. Maske und Handschuhe gehören mittlerweile zum Alltag. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

GROSSERLACH. Als sich Corona im Frühjahr in Deutschland und Europa ausgebreitet hat, haben viele Arbeitnehmer ins Homeoffice gewechselt, um Kontakte zu verringern und sich vor einer Infektion zu schützen. Doch das war für die meisten Mitarbeiter der Erlacher Höhe keine Option. Die Pflegeheime und die verschiedenen Wohnungsangebote für Menschen in Notsituation waren weiterhin geöffnet, die Bewohner mussten versorgt werden. Doch die Erlacher Höhe war nicht vorbereitet auf eine Pandemie. Vor allem die fehlenden Schutzmittel waren im Frühjahr ein großes Problem. Zwar hat es im Pflegeheim Schutzmasken und Kittel gegeben, aber eben nur für ein oder zwei Einzelfälle nach einem Krankenhausaufenthalt. Stattdessen mussten so schnell wie möglich Masken, Kittel, Schutzanzüge und Desinfektionsmittel besorgt werden – und das für alle Mitarbeiter und auch Bewohner. „Und das war in einer Zeit, in der die Preise für Schutzmittel explodiert sind. Das war unglaublich viel Geld“, so Wolfgang Sartorius, geschäftsführender Vorstand der Erlacher Höhe. Vor Corona habe eine einfache FFP-2-Maske weniger als zwei Euro gekostet, pro Stück sei der Preis dann schnell auf fünf bis sechs Euro gestiegen. „Dazu kommen ja auch noch Schutzkittel und Desinfektionsmittel, die auf einmal viel teurer waren. Wir haben etwa 50000 Euro ausgeben müssen. Zum Glück bekamen wir in der ersten Phase ein paar Spenden dafür beziehungsweise in Form von Schutzmitteln.“

Fehlende Schutzmittel und Mitarbeiter in Quarantäne.

Damit hat sich die Erlacher Höhe einen gewissen Vorrat an diesen Schutzmitteln angelegt. „Wir haben uns massiv so eingedeckt, dass wir acht Wochen auskommen, sollte es mal keinen Nachschub mehr geben“, erklärt Sartorius. „Es geht schließlich um den Schutz von Mitarbeitern.“ Oberstes Ziel sei es, eine Infektion so gut wie möglich zu verhindern, da viele Bewohner zu Risikogruppen gehören. Nicht nur in den Pflegeheimen und bei den Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, sondern auch unter den Wohnungslosen gebe es viele, die durch Vorerkrankungen in die Risikogruppe fallen.

Die Erlacher Höhe habe die jeweiligen Verordnungen so gut wie möglich umgesetzt, das sei vielen Bewohnern und Klienten aber schwergefallen. „Unsere Mitarbeiter mussten immer wieder motivieren und erklären, warum es gut ist, wenn alle den Mund- und Nasenschutz tragen. Das kostet Zeit und die haben unglaublich viel zu tun“, sagt Sartorius.

Ganz verhindert werden konnten Infektionen aber trotzdem nicht: Mehrmals gab es einzelne Fälle in verschiedenen Häusern der Erlacher Höhe, die damit zum Teil komplett unter Quarantäne standen. Auch habe es mehrere schwere Coronafälle gegeben, so sei zum Beispiel ein Mitarbeiter sehr lange ausgefallen, noch jetzt – Monate später – merke dieser die Spätfolgen der Erkrankung. Das immer wieder auch Mitarbeiter in Quarantäne mussten, wurde zu einem großen Problem. Zum Beispiel waren in einem Haus, in dem 35 Menschen während ihrer Therapie leben, zeitweise nur noch vier von zwölf Mitarbeitern im Einsatz. „Das war kaum noch zu bewältigen, vor allem, weil durch Corona viel mehr Arbeit anfällt.“ Denn statt die Bewohner in einem zentralen Speisesaal zu versorgen, müssen sie nun einzeln in den Häusern versorgt werden. Die Mitarbeiter seien zwar sehr flexibel und verständnisvoll, es sei aber doch eine große Belastung und sie sammeln viele Überstunden an.

Er sei durch die Nachrichten der vergangenen Tage aber endlich etwas positiv gestimmt. Nicht nur die Nachrichten zu möglichen Impfstoffen, die bei einer Zulassung auch relativ schnell in den Pflegeeinrichtungen der Erlacher Höhe ankommen würden.

Auch die seit wenigen Tagen verfügbaren Schnelltests für Pflegeheime erleichtern den Umgang mit Verdachtsfällen enorm. „Wir können dadurch viel unkomplizierter testen, ohne einen riesen Aufwand.“ Es habe sehr viel Zeit in Anspruch genommen, bei einem Verdachtsfall – vor allem an Wochenenden – herauszufinden, welche Einrichtung wo gerade Tests durchführt und mit den Betroffenen dann dorthin zu fahren. Auch habe sich die Zusammenarbeit mit den Behörden in der zweiten Welle deutlich einfacher gestaltet. „Die Behörden sind auch besser aufgestellt, die Zusammenarbeit läuft klasse, die Beratung ist sehr zuverlässig.“ Und obwohl die zweite Welle Deutschland fest im Griff hat, geht der Geschäftsführer nun etwas gelassener damit um. Im Gegensatz zum Frühjahr ist die Situation nicht mehr vollkommen unbekannt. „Mittlerweile sind wir ganz anders aufgestellt.“ So kümmert sich ein Krisenstab um eine gute Krisenkommunikation mit allen Mitarbeitern und um die immer wieder neuen Verordnungen.

Mit der zweiten Welle musste die Erlacher Höhe aber erneut in Schutzmittel investieren. „Wenn alles gut geht, werden wir für einen Teil der Schutzausrüstung aus staatlichen Fördertöpfen Unterstützung bekommen.“ Darauf verlassen kann sich der Geschäftsführer aber nicht, denn solche Fördermittel waren auch im Frühjahr schon angekündigt worden. Davon angekommen sei bis heut allerdings kein Cent. „Auf den Mehrkosten bleiben wir sicher sitzen.“

Die Situation ist auch für viele Menschen in Notsituationen, die für gewöhnlich auf die Angebote der Erlacher Höhe zugreifen, eine Belastung. Denn viele Beratungsangebote wurden zum Infektionsschutz im März eingestellt. Einige, wie zum Beispiel die Essensversorgung, konnten bis heute aus Hygienegründen nicht wieder aufgemacht werden. „Das ist uns sehr schwer gefallen, aber viele unserer ehrenamtlichen Helfer sind schon älter und fallen in die Risikogruppe.“ Die telefonische Beratung hat weiterhin stattgefunden und nach und nach wurden immer wieder neue kreative Methoden entwickelt. Vom Beratungsspaziergang an der frischen Luft und mit genug Abstand, bis zu Gesprächen durchs Fenster – die Mitarbeiter haben neue Lösungen gefunden. Denn vor allem der Kontakt zu Menschen in eigenen Wohnungen wurde deutlich erschwert. „Viele haben eine Quarantäne psychisch kaum verkraftet, wir haben viel mit einsamen Menschen zu tun.“

Systeme für Videokonferenzen wurden benötigt.

Ein weiterer ungeplanter Kostenpunkt war die Ausstattung des neuen Gemeinschaftsgebäudes auf der Hellen Platte in Großerlach. Gerade als es bei den Bauarbeiten in die Endphase ging, kam die Pandemie. An die technischen Ausstattungen für Videokonferenzen hat man bei der Planung nicht gedacht, doch das muss nun auch in dem neuen Gebäude nachgerüstet werden. „Es geht vor allem darum, mit den zuweisenden Stellen kommunizieren und Verbindungen aufrechterhalten zu können, wo Gespräche vor Ort schwierig oder unmöglich geworden sind“, sagt Sartorius.

Situation war teilweise kaum zu bewältigen

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Erstellt:
28. November 2020, 06:00 Uhr

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