So funktioniert der Einbau einer Wärmepumpe

Energiewende vor der Haustür (3) Geht es um die Heizungsart in Neubauten, sind Wärmepumpen oft die erste Wahl. Die Sulzbacher Firma Rausch baut Wärmepumpen mit Erfolg auch in Bestandsbauten ein und das schon seit 20 Jahren.

Thomas Rieger mit seiner Frau Silvia Kuhbach vor dem Haus in Murrhardt, das sein Urgroßvater vor rund 100 Jahren zusammen mit seinem Nachbarn errichtet hat. Zur Inbetriebnahme der neuen Wärmepumpe sind einige Verkleidungsteile abmontiert worden. Fotos: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Thomas Rieger mit seiner Frau Silvia Kuhbach vor dem Haus in Murrhardt, das sein Urgroßvater vor rund 100 Jahren zusammen mit seinem Nachbarn errichtet hat. Zur Inbetriebnahme der neuen Wärmepumpe sind einige Verkleidungsteile abmontiert worden. Fotos: Stefan Bossow

Von Florian Muhl

Sulzbach an der Murr/Murrhardt. „Das war wirklich wie eine Abenteuerreise“, fasst Thomas Rieger die Zeit in den vergangenen Monaten zusammen, die er mit der Sanierung seines Elternhauses in Murrhardt verbracht hat. „Was ist insgesamt zu tun? Welches Konzept ist das passende?“ Das waren die Fragen, die sich der 58-Jährige zu Beginn der Umbauarbeiten gestellt hatte. Lachend pflichtet ihm seine Frau Silvia Kuhbach bei: „Das war echt ein Erlebnis, für uns beide eigentlich.“

Thomas Rieger hat das Wohnhaus in ruhiger Wohnlage geerbt, nachdem sein Vater, der das Haus allein bewohnt und bis zuletzt gut gepflegt hatte, im vergangenen Sommer gestorben ist. In der Küche hängt ein altes Hochzeitsfoto. Darauf zu sehen sind die Urgroßeltern des jetzigen Hausbesitzers. Der Uropa war Zimmermann und der Nachbar war Maurer. Zusammen haben die beiden um 1930 für ihre Familien die beiden nebeneinanderliegenden Häuser gebaut. Als die Eltern von Thomas Rieger in das Haus eingezogen sind, haben sie es 1961/1962 umgebaut und komplett renoviert. Seitdem wurde an dem Haus nichts Wesentliches mehr verändert.

„Es war aber immer klar, dass, wenn wir das Haus mal übernehmen, es von Grund auf saniert wird“, sagt Thomas Rieger. Sein Ziel fasst der Diplom-Verwaltungswirt wie folgt zusammen: „Das Haus zukunftsfähig machen, dass es für die nächsten mindestens 20 Jahre hier einfach funktioniert und wir es vermieten können.“ Aber wie kommt man an ein Gesamtkonzept? „Das war eigentlich die schwierigste Frage“, erinnert sich der gebürtige Murrhardter. „Das Wichtigste war, jemanden zu finden, der das Komplettkonzept macht.“ Erst nach längeren Recherchen stößt der 58-Jährige im Internet auf eine tolle Seite, wie er sagt. Und die brachte ihm die Lösung. Es war eine Liste der Energieeffizienzexperten in Deutschland (www.energie-effizienz-experten.de), eine Seite der Deutschen Energieagentur.

Energieberater kennen sich in Sachen Fördermöglichkeiten bestens aus

„Wenn ich die Seite schon früher gehabt hätte, dann wär alles einfacher gewesen“, sagt Thomas Rieger. Auf den Raum Murrhardt bezogen fand er sechs, sieben Berater. „Die sind nicht nur entsprechend ausgebildet und können ein Gesamtkonzept erstellen, sondern kennen sich auch bei den Förderprogrammen der Regierung aus“, sagt der Hausherr und nennt gleich ein Beispiel: „Wir hatten bereits ein Angebot vom Fensterbauer vorliegen. Da wies uns der Energieberater, den wir uns ausgesucht hatten, darauf hin: Dafür gibts keine Förderung.“ Erst wenn dieser das Angebot abändere und in diesem Fall dreifach verglaste Fenster liefere, gäbe es die Zuwendung. „Solche Sachen weiß man halt als Laie nicht.“

Rausch: „Mein Ziel ist, Wärmepumpen zu verbauen, die 25 Jahre oder länger halten.“

Letztlich hat der Energieberater ein Konzept erstellt und Vorschläge unterbreitet, von denen Thomas Rieger bereits einige umgesetzt hat. So wurden bereits sämtliche Fenster ausgetauscht und auch das Dach wurde erneuert. Zudem freut sich der Murrhardter seit einigen Wochen über die neu installierte Fotovoltaikanlage. Bei der Auswahl der Heizung spielte für den Hausherrn auch der Umweltgedanke eine wesentliche Rolle. Bislang waren elektrische Nachtspeicheröfen installiert, die alle zu ersetzen waren. „Wir hätten hier auch eine Holzhackschnitzelheizung einbauen können. Das wäre um einiges billiger gewesen, war aber aus unserer Sicht nicht so nachhaltig. Unsere Wälder werden ja immer lichter“, meint der Diplom-Verwaltungswirt. „Deshalb war für uns die Wärmepumpe die richtige Wahl. Und die rechnet sich auf lange Sicht auf jeden Fall.“ Auch die Wärmepumpe hat der Energieeffizienzberater in sein Konzept mit einbezogen und die Größe der zu installierenden Heizkörper berechnet. „Wir sind dann mit diesen Werten zur Firma Rausch gegangen, die ihrerseits die ganzen Berechnungen nochmals überprüft hat“, erklärt Thomas Rieger die weiteren Schritte.

Mittlerweile ist diese Anlage komplett installiert und funktionsbereit. Am Tag der Inbetriebnahme ist auch Abdyl Beha anwesend. Er ist seit anderthalb Jahren bei der Sulzbacher Firma Rausch und seit einem Jahr Betriebsleiter. Um die 70 Wärmepumpen hat der Installateur- und Heizungsbauermeister aus Aspach bisher verbaut. „Bei der Inbetriebnahme einer Anlage lassen wir in der Regel von der Herstellerfirma den Werkskundendienst machen, auch wegen der Gewährleistung, und der Hersteller macht dabei eine kurze Einweisung für den Kunden“, erklärt er. Und weiter: „Dabei wird alles durchgeschaut und kontrolliert, was wir gemacht haben und auch die Arbeiten des Elektrikers. Bei der Inbetriebnahme werden auch die ganzen Zeiten eingestellt, die sich der Kunde wünscht.“

Betriebsleiter Abdyl Beha bei der Inbetriebnahme mit Hausherr Thomas Rieger. Im Keller steht das Herz der Anlage: die Steuerung sowie eine Warmwasserspeicher und ein Pufferspeicher, kompakt zusammengefasst vormontiert in einer Art Container (Smart Cube).

© Stefan Bossow

Betriebsleiter Abdyl Beha bei der Inbetriebnahme mit Hausherr Thomas Rieger. Im Keller steht das Herz der Anlage: die Steuerung sowie eine Warmwasserspeicher und ein Pufferspeicher, kompakt zusammengefasst vormontiert in einer Art Container (Smart Cube).

Bei Familie Rieger hat Beha eine Standardanlage eingebaut, wie sie im Sanierungsbau üblich ist, erklärt der Betriebsleiter. „Das Besondere hier war, dass keine Zentralheizung vorhanden war und überall Heizkörper gesetzt werden mussten“, so Abdyl Beha. Das sei in diesem Fall natürlich auch ein Vorfall gewesen. „So konnten wir die Heizkörper genau den Erfordernissen anpassen, die der Energieberater berechnet hat.“ Der Mitarbeiter der Firma Rausch sagt aber auch: „Klar, dass wir noch mal nachrechnen. Wir können ja nicht blind die Berechnungen übernehmen und die Anlage so einbauen.“ Denn wenn der Energieberater aus Versehen irgendwo einen falschen Haken in seiner Berechnung gesetzt hätte, wäre vielleicht ein zu klein oder zu groß dimensionierter Heizkörper das Ergebnis des Fehlers gewesen. Er als Betriebsleiter hat ja letztlich die Verantwortung für den Einbau der Heizungsanlage, sagt Abdyl Beha. „Durch unsere Erfahrung können wir auch schon gut einschätzen, ob ein Heizkörper richtig dimensioniert ist.“

„Mit der Wärmepumpe bekommen wir jedes Haus warm.“

„Ich mache Wärmepumpen schon seit 20 Jahren“, sagt Markus Rausch, Chef der gleichnamigen Firma in Sulzbach an der Murr. Die erste Anlage hat der 58-Jährige 2002/2003 verbaut. „Jetzt haben wir rund 400 Maschinen draußen am Laufen und zwar unterschiedliche, Brauchwasser, Tiefenbohrung, Luftwärmepumpe und und und. So haben wir einen mega Erfahrungsschatz, das ist auch unser großes Kapital.“ So weiß der gelernte Zentralheizungs- und Lüftungsbauer, der zwei Meistertitel hat und zudem staatlich geprüfter Technischer Fachwirt Fachrichtung Heizung und Lüftung ist, was seinen Kunden wichtig ist: „Die Bude ist warm, ich brauch’ hinterher weniger Geld zum Heizen als vorher und ich hab’ keinen Krach wegen des Krachs mit dem Nachbarn.“ Deswegen achtet Markus Rausch auch auf den Einbau von sehr leisen Geräten, die kaum hörbar sind.

„Zwischen 2002 und 2019 korrespondierte der Verkauf unserer Anlagen eigentlich immer mit dem Energiepreis. Daran sieht man: Die Deutschen sind nicht wirklich ökologisch, zumindest in der Vergangenheit nicht, sondern die gucken aufs Geld“, so die Erfahrungen des 58-Jährigen. Seine Firma, die sein Vater in Sulzbach gegründet hatte, hat heute vier Monteure, drei Lehrlinge, einen Meister, einen Betriebsleiter und eine Sekretärin. „Und ich mache Planung und Vertrieb von Wärmepumpenanlagen und die Anlagenbetreuung. Insgesamt sind wir zu neunt.“

Die Themen Ökologie und Einsparmöglichkeiten im Heizungsbereich waren für Markus Rausch schon immer wichtig. Provozierend sagt er: „Mit der Wärmepumpe bekommen wir jedes Haus warm.“ Technisch sei dies möglich. „Wir bauen gerade eine Gewerbeanlage, die braucht in den Heizkörpern im Winter 75 Grad.“ Wärmepumpen könnten heute schon 130 Grad erzeugen. Die hätten aber alle nichts mit dem Wohnungsbau zu tun. Dort seien 60 bis 70 Grad kein Problem. „Jetzt könnte man ja sagen, damit können wir 100 Prozent aller Wohnhäuser erschlagen“, sagt er. Weit gefehlt. „Wenn wir im Heizbereich, also nicht Warmwasser, mehr als 55 Grad Temperatur machen, verlassen wir die Effizienz. Für mich sind die 55 Grad die magische Grenze. Mehr will ich in keinem Heizkörper haben“, erklärt Markus Rausch.

Neben der Effizienz ist besonders auch die Lebensdauer maßgebend

Der Firmenchef sieht es als seine Aufgabe an, zu prüfen, ob der Einbau einer Wärmepumpe in einem bestehenden Haus machbar ist, ohne Heizkörper auswechseln zu müssen beziehungsweise nur in geringem Maß, oder ob der Einbau gar nicht funktioniert. „Neben der Berechnung muss manchmal auch viel getestet werden“, weiß er aus Erfahrung, manchmal sogar Wochen, in Einzelfällen monatelang.

Aber nicht unbedingt Effizienz ist maßgebend, sondern das Thema Lebensdauer. „Wenn wir Wärmepumpen an ihre Endleistung treiben, dann geht die Lebensdauer zurück. Mein Ziel ist, Anlagen zu verbauen, die 25 Jahre oder länger halten“, sagt Markus Rausch. Und weiter: „Wenn wir heute von Premium-Wärmepumpensystemen reden, dann reden wir über Investitionen für ein Einfamilienhaus von 45000 bis 60000 Euro, da geht noch die Förderung ab, aber trotzdem, das ist unheimlich viel Geld.“

Funktionsweise der Wärmepumpe und verschiedene Arten

Pumpe Die Wärmepumpe ist kein Wärmeerzeuger so wie ein Öl-, Gas- oder Holzkessel, sagt Markus Rausch. Wie der Name schon sagt, pumpt die Wärmepumpe Wärme, und zwar von innen nach außen, so der Chef der Sulzbacher Firma Rausch GmbH weiter.

Funktionsweise Wärmepumpen ziehen Energie aus der Umgebungsluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser. Einfach gesagt wird die gewonnene Wärme nutzbar für Heizung und Warmwasser gemacht und in die Wohnräume transportiert. Deshalb besteht die Wärmepumpe aus einem Außengerät und einem oder mehreren Innengeräten sowie einer Kältemittelleitung.

Vergleich Die Funktionsweise einer Wärmepumpe lässt sich mit dem Prinzip eines Kühlschranks vergleichen. Die Arbeitsweise verläuft nur anders herum. Ein Kühlschrank entzieht seinem Innenraum die Wärme und leitet diese nach außen ab. Die Wärmepumpe entzieht umgekehrt der Umgebung außerhalb des Hauses die Wärme und beheizt damit im Haus die Wohnräume.

Arten Man unterscheidet folgende Arten (der erste Begriff ist die Wärmequelle, der zweite Begriff das Abgabemedium): Luft-Luft-Wärmepumpen, Luft-Wasser-Wärmepumpen und Erdwärmepumpen (Flachkollektoren oder Sole) sowie weitere Arten von Anlagen.

Effizienz „Wenn ich einen fossilen Wärmeerzeuger wie Öl oder Gas habe, dann muss ich im Prinzip 105 bis 120 Prozent Energie einkaufen, um 100 Prozent warme Stube und warmes Wasser zu haben“, erklärt Markus Rausch. „Bei der Wärmepumpe kaufe ich je nach System zwischen 20 und 35 Prozent Energie ein und habe zwischen 65 und 80 Prozent Wärme aus der Umwelt.“

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Erstellt:
6. April 2024, 11:00 Uhr

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