Suche nach Außerirdischen
So funktioniert die UFO- und Alien-Meldestelle
Gibt es Aliens oder UFOs? Diese Frage treibt viele Menschen um. Bundesweit melden Leute jährlich Hunderte mysteriöse Himmelserscheinungen. Dann ermittelt die Meldestelle CENAP in München.
Von Markus Brauer/Marco Rauch (dpa)
Seit etwa einem halben Jahrhundert widmet er sich der UFO-Forschung. Aber eins möchte Hansjürgen Köhler gleich zu Beginn seines Gesprächs über das Centrale Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene (CENAP) klarstellen: „Wir unterscheiden uns von den Ufologen, welche behaupten, es gäbe auf der Erde eine außerirdische Präsenz“, betont der Gründer und Leiter von CENAP in München.
119 offene Ufo-Fälle ohne klares Ergebnis
Manche dieser Ufologen verbreiteten, dass in den USA 30 abgestürzte Untertassen und über 113 tote und lebende Aliens versteckt würden. „Dies entbehrt jeglicher Beweise und spricht auch gegen unsere Erfahrungen in über 50 Jahren aktiver Fall-Untersuchungen“, sagt Köhler.
CENAPhat Köhler zufolge bisher mehr als 11.000 Beobachtungseingänge bearbeitet, mit Analysen von hunderten Fotos und Videos, welche auf natürliche und irdische Ursachen zurückgingen. Es gebe derzeit allerdings 119 offene Fälle ohne klares Ergebnis. Doch auch die seien kein Grund für Spekulation. Es fehlten einfach nur konkrete Daten – etwa Datum, Uhrzeit, Ort des Geschehens, Himmelsrichtungsangaben –, die für eine Abklärung erforderlich seien, so der CENAP-Gründer.
Anlaufstelle für Zufallsbeobachtungen von Unerklärlichem
Köhler erinnert an die Bedeutung der Abkürzung UFO: unidentifiziertes Flugobjekt (englisch: Unidentified flying object). „Wir verstehen uns als Anlaufstelle für alle Zufallsbeobachter eines Phänomens, dessen Ursache sie nicht erkennen konnten und einfach wissen wollen, was es war“, erklärt er. Unterstützt wird seine im Jahr 1976 gegründete Organisation von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) und der Deutschen Flugsicherung (DFS).
Die Art der gemeldeten Fälle habe sich über die Jahrzehnte stark verändert, berichtet Köhler. „In den 1980er Jahren waren es kleine Mini-Heißluftballons, welche für mehr Meldungen sorgten. In den 1990er Jahren waren es die Skytracker und Disco-Scheinwerfer. Ende der 1990er kamen die chinesischen Himmelslaternen dazu und sorgten in den ersten 2000er Jahren für extrem starke Meldeeingänge. In den 2010er Jahren kamen dann die Privat- und Industriedrohnen ins Spiel.“
Elon Musk treibt Meldungen in die Höhe
Seit etwa fünf Jahren sei auch der Einfluss von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX zu spüren, dessen Starlink-Satelliten die Fallzahlen der UFO-Sichtungen in die Höhe treiben. „In normalen Jahren hatten wir in der Regel 300 bis 400 Falleingänge, inzwischen haben wir seit 5 Jahren 700 bis 900 Falleingänge.“ 2024 habe es bis zum 20. Oktober über 850 Fälle gegeben. Bis Jahresende könnten es mehr als 1000 werden.
Doch bei weitem nicht alle Fälle sind auf Musks Satelliten zurückzuführen. Manchmal sorgen etwa Raketenzündungen – sogenannte BurnUps – im Orbit ebenfalls für UFO-Meldungen. „Da diese am Nachthimmel von der Sonne angestrahlt fantastische Gebilde am Zenit verursachen“, erklärt Köhler.
Wie eine Prüfung der Meldungen abläuft
Doch was genau passiert nach einer UFO-Meldung? Zunächst werden Grunddaten erfasst: Datum, Uhrzeit, Ort mit Postleitzahl. Danach wird eine Karte des Ortes erstellt und die Beschreibung des Zeugen sowie die beigefügten Fotos oder Videos werden in die Fallakte eingegeben.
Erst danach geht die Arbeit richtig los: „Darauf folgt die Überprüfung der üblich verdächtigen Ursachen. Bei Nachtbeobachtungen werden die astronomischen Daten am Beobachtungsort aufgerufen (Planeten, Sternkarte), gegebenenfalls auch die Überflug-Daten von Satelliten, ISS und hellen Raketenteilen“, erläutert Köhler. Zusätzlich werden manchmal auch Daten des Flugverkehrs zu Überflügen von Flugzeugen oder Helikoptern geprüft.
Foto- und Videoaufnahmen der Meldungen werden mit einem umfangreichen Archiv abgeglichen, welches gleich nach der Gründung von CENAP im Jahre 1973 in Mannheim eingerichtet wurde und seitdem Daten sammelt. „Dies führt in aller Regel zur Identifizierung der jeweiligen Beobachtung.“
Melden nur Verschwörungstheoretiker?
Doch wer meldet die Sichtungen überhaupt? Sind dies nur an Aliens auf der Erde glaubende Verschwörungstheoretiker? „Es sind alle Altersgruppen vertreten, alle Berufsgruppen und zu 99 Prozent wollen sie von uns wissen, was sie beobachtet haben, und kommen auch nicht in der Erwartung, ein außerirdisches Raumschiff gesehen zu haben“, erzählt Köhler.
Er betont aber auch: „Natürlich gibt es dann ein Prozent, das mit seiner Einstellung überzeugt ist, jetzt selbst ein außerirdisches Raumschiff gesehen zu haben – wie es tagtäglich in diversen TV-Dokus als Wahrheit verbreitet wird. Und ist dann enttäuscht, wenn wir eine recht irdische Ursache identifiziert haben.“
Gemeldet werden UFO-Sichtungen von überall in Deutschland. Besonders viele Anfragen pro Million Einwohner gab es 2023 in den Bundesländern Rheinland-Pfalz (18) und Hessen (17,4), besonders wenige in Sachsen (2,7) und Bremen (1,5).
Was Köhler antreibt
„Außerirdisches Leben oder gar Besuch von Außerirdischen habe ich als junger Mann, welcher als 11-Jähriger die Mondlandung am schwarz-weiß-TV-Monitor dank meines Vaters verfolgen durfte, nicht ausgeschlossen. Denn wenn wir Menschen die Möglichkeit hatten auf den Mond zu kommen, warum sollten es Außerirdische nicht können?“
Heute trenne er seine UFO-Forschung von außerirdischem Leben, da er „bisher keinen Nachweis für außerirdischen Besuch auf der Erde finden konnte“. Dennoch betont er mit Blick in die Zukunft: „Von meinem astronomischen Wissen her bin ich jedoch überzeugt, dass es außerirdisches Leben gibt und wir zukünftig mit unseren Sonden und besseren Teleskopen Hinweise finden werden.“
Info: Aliens, Außerirdische und Ufos
Leben außerhalb der Erde Extraterrestrisches Leben kann einfache biologische Lebensformen wie Mikrosphären (Molekül-Klumpen), Prionen (Protein-Strukturen), Viren und Prokaryoten (zelluläre Wesen) genauso umfassen wie pflanzliches und tierisches Leben und dem Menschen weit überlegene, komplexere Lebensformen.
Raumsonden Zwar gibt es viele Vermutungen und Theorien über extraterrestrische Intelligenz, aber keinen einzigen konkreten Hinweis. Genauso wenig hat man Planeten gefunden, auf denen Leben existiert. Die Suche geht weiter – und vielleicht doch irgendwann mit Erfolg? Mit Sonden, bemannten Raumschiffen und Radaren so groß wie Fußballfeldern durchforsten Fachleute das All nach außerirdischem Leben – bislang vergebens. Seit 46 Jahren sausen „Voyager 1“ und „Voyager 2“ durchs Weltall - vorbei an Jupiter, Saturn, bis an den Rand unseres Sonnensystems. Kein Fühler der Menschheit reicht tiefer ins All hinein als diese Raumsonde.
Außerirdisches Leben Zugrunde liegt all den Annahmen von extraterrestrischen Leben, dass dieses ähnlich funktioniert wie hier auf Erden – dass es sich also um Organismen mit einem Stoffwechsel handelt, die unter anderem Wasser benötigen. Als Erfolge werden deshalb etwa Funde von Methan gedeutet, weil es ein Überbleibsel biologischer Prozesse sein kann. Forscher sprechen von einer sogenannten Biosignatur.
Bedingungen für Leben im Weltall Voraussetzung für Leben nicht nur auf der Erde, sondern auch im Universum sind Wasser, Kohlenstoff und Energie. „Die Basis für biologisches Leben gibt es überall“, erklärt der Münchner Physiker und früheren Astronauten Ulrich Walter. „Die Unwahrscheinlichkeit liegt erstens darin, dass so ein Planet genau die richtige Menge von Energie von einem anderen sonnenähnlichen Stern beziehen muss.“ Ein zweiter kritischer Punkt sei, dass dann aus unbelebter Materie eine erste Zelle entstehe. Andere Formen des Lebens seien kaum denkbar. Dabei gehe es um die Chemie von Informationsträgern wie die DNA. „Es gibt nur ein einziges chemisches Element, nämlich Silizium, das ähnliche Informationsstränge aufbauen kann wie Kohlenstoff“, so Walter. Komplexe Siliziumverbindungen hätten aber nicht die notwendige Stabilität. Und das wichtigste Stoffwechselprodukt sei festes, unlösliches Siliziumdioxid im Vergleich zum gasförmigen, hochlöslichen Kohlendioxid. „Silizium kann also nicht diese Menge Information speichern und es hat nicht das richtige chemische Umfeld.“
Extraterrestrische Phänomenologie Wie die „grünen Männchen“ aussehen könnten, lässt Walter offen. Sie müssen für ihren notwendigen Stoffwechsel wie wir einen Nahrungseingang und -ausgang haben. In der Biologie gebe es unterschiedlichste, auf Kohlenstoffchemie beruhende Variationen. „Und die gibt es überall im Weltraum“, sagt Walter. „Wahrscheinlich liegt der erste Fund irgendwo zwischen Virus und Bakterium“, meint der Raumfahrtexperte und Buchautor Eugen Reichl. Je komplexer die Lebensform, desto seltener.