Designerdroge
So gefährlich ist pinkes Kokain
Was als „trendiges“ Aufputschmittel daherkommt, entpuppt sich als russisches Roulette. Hinter „Pink Cocaine“ verbirgt sich ein brisanter Cocktail aus synthetischen Substanzen bis hin zu Fentanyl. Die DEA sieht eine „sehr gefährliche und tödliche Marktlage“.
Von Michael Maier
Die als „Pink Cocaine“, „Tusibi“ oder „El Tusi“ bekannte Droge verbreitet sich zunehmend und stellt Experten vor große Sorgen. Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei nicht um eingefärbtes Kokain, sondern um einen gefährlichen Cocktail verschiedener synthetischer Drogen – in den USA neuerdings auch mit dem schwer dosierbaren und potenziell tödlichen Fentanyl, das bereits über eine Million Opfer gefordert haben soll.
Typischerweise enthält die pink gefärbte und oft aromatisierte Substanz eine Mischung aus dem Partydrogen-Wirkstoff MDMA (Ecstasy) und dem Betäubungsmittel Ketamin. Zusätzlich werden häufig weitere Substanzen wie Methamphetamin (Crystal Meth), verschiedene Opioide oder Benzodiazepine beigemischt. Die genaue Zusammensetzung variiert stark und ist für Konsumenten nicht erkennbar.
Pinkes Kokain mit Ketamin und Fentanyl
Besonders tückisch: Viele Konsumenten erwarten einen kokainähnlichen Rausch, werden aber mit völlig anderen Wirkungen konfrontiert. Die US-Drogenbehörde DEA warnt eindringlich vor der unberechenbaren Mischung. „Eine Person, die denkt, sie bekäme Kokain, und stattdessen eine hohe Dosis Ketamin erhält, kann völlig ausgeknockt werden“, erklärt die New Yorker Staatsanwältin Bridget Brennan.
Noch gefährlicher wird es durch die zunehmende Beimischung von Fentanyl. Schon zwei Milligramm dieses synthetischen Opioids können tödlich sein. Die DEA spricht von einer „sehr gefährlichen und tödlichen Marktlage“. Auch in Schorndorf im baden-württembergischen Rems-Murr-Kreis wurde bereits pinkes Kokain sichergestellt – allerdings ohne Fentanyl.
„Pink Kokain“ als Pulver oder Tablette
Die Droge wird als Pulver geschnupft, in Getränken aufgelöst oder in Tablettenform eingenommen. Zu den Risiken gehören schwere Halluzinationen, Paranoia und Kontrollverlust. Der Ex-Basketballprofi Lamar Odom berichtet aus eigener Erfahrung von Stimmenhören und starken Angstzuständen.
In Wien, das für seine besonders harte Szene bekannt ist, werden bei der Drogenberatungsstelle seit einigen Jahren Proben von „pinkem Kokain“ zur Analyse abgegeben. Untersuchungen bestätigen die stark schwankende Zusammensetzung. Meist finden sich Kombinationen aus Ketamin und MDMA, teilweise auch Amphetamin, das Halluzinogen 2C-B sowie Koffein, vor dem kürzlich deutsche Verbraucherschützer gewarnt haben.
Tötete pinkes Kokain Liam Payne?
Die Verbreitung nimmt besonders in Großstädten zu. In New York City wurde bei Razzien vermehrt „Pink Cocaine“ sichergestellt. Experten bezeichnen es als „billige Partydroge“, die besonders in der Clubszene kursiert.
Der Tod des britischen Sängers Liam Payne im Oktober 2024 in Buenos Aires hat die Gefährlichkeit dieser Droge erneut ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Toxikologische Untersuchungen fanden die Substanz in seinem Blut. Auch im Kreis um Rapper "P. Diddy" - alias Sean Combs oder "Puff Daddy" - soll laut Medienberichten Pinkes Kokain kursieren. In diesem Zusammenhang werden neben "Diddy" etliche weitere Prominente des sexuellen Missbrauchs an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen beschuldigt.
Pinkes Kokain und Nebenwirkungen
- Übelkeit
- Halluzinationen
- Paranoia
- Psychosen
- Angstzustände
- Herzrasen
- Bluthochdruck
- Überhitzung
- Atem- und Muskellähmung
- plötzlicher Tod
- Selbstschädigung im Wahn
Drogenfachleute warnen eindringlich vor dem Konsum. Die unvorhersehbare Zusammensetzung, die Verwechslungsgefahr mit Kokain und besonders die mögliche Beimischung von Fentanyl machen „Pink Cocaine“ zu einer tödlichen Gefahr. Beratungsstellen empfehlen dringend, die Finger von der vermeintlichen Partydroge zu lassen.