Diebstahl schreibt Geschichte

So kam der Mercedes-Stern auf den Mond – und wieder zurück

Immer wieder werden Mercedes-Sterne von Motorhauben geklaut. Einer davon hat es bis auf den Mond geschafft. Wie kam es dazu?

Frieda Da Silva Sengo und Christian Biederstaedt präsentieren den Mercedes-Stern, der es auf den Mond geschafft hat.

© StZN/Peter Stolterfoht

Frieda Da Silva Sengo und Christian Biederstaedt präsentieren den Mercedes-Stern, der es auf den Mond geschafft hat.

Von Peter Stolterfoht

Dass der einstige Daimler-Konzern fast Däumler-Benz geheißen hätte, ist ein launiger Teil der Unternehmensgeschichte von Mercedes. Die kurioseste Episode ist dieser Umstand aber in keinem Fall. Dieser Titel geht an die bislang wohl nicht getoppte Geschichte darüber, wie der Mercedes-Stern einst auf dem Mond gelandet ist.

Ein Zeugnis dieses verrückten Falls findet sich in einem der größten Wirtschaftsarchive Europas, dem Mercedes-Archiv in Fellbach. Eine einfache Holztafel, auf der ein Mercedes-Stern und in Miniaturformat die amerikanische Flagge sowie die deutsche befestigt sind. Außerdem ist eine gravierte Messingtafel mit Informationen zum Umstand der Mondreise auf dem Archivstück angebracht.

Die Geschichte beginnt 1970, als die Astronauten der anstehenden Apollo-14-Mission zu einer vorbereitenden Exkursion nach Deutschland kommen. Das Nördlinger Ries in Bayern diente den Astronauten um den Kommandanten Alan Shepard als Testgelände. In dem nahe der Grenze zu Baden-Württemberg gelegenen Meteoritenkrater sollten sie lernen, welche Gesteinsproben auf dem Mond zu nehmen sind.

Der Stern von Mercedes stammt aus einem gut gemeinten Diebstahl

Bei all den Übungen im Krater musste auch ein bisschen Abwechslung her: ein Besuch im Mercedes-Werk in Untertürkheim zum Beispiel. Beim Ausflug der Crew aus den USA nach Stuttgart wurden selbstredend auch Kontakte zwischen der Nasa-Delegation und dem Unternehmen geknüpft.

Diese Beziehung wurde in den USA vertieft, wo der dortige Vertriebschef Udo W. Danzer in Houston die Crew zu einem Grillfest eingeladen hatte, bevor es für diese dann zum Weltraumbahnhof nach Cape Canaveral ging. Der Abschiedsabend in Texas ließ, wie man hört, nichts vermissen – allein der Mercedes-Stern am neuen Dienstwagen des Gastgebers fehlte am nächsten Tag.

Danzer wäre aber niemals auf die Idee gekommen, dass ihn ein Apollo-Astronaut mitgehen ließ – und mit auf den Mond schmuggelte. So erhielt der perplexe Udo Danzer bei der Gegeneinladung nach der Mondfahrt die heute in Fellbach archivierte Holztafel, auf der der Mercedes-Stern und in Miniaturformat die amerikanische Flagge sowie die deutsche befestigt sind, geschenkt.

„Diese Informationen beruhen auf einem uns vorliegenden niedergeschriebenen Gedächtnisprotokoll und der Holztafel von Udo Danzer“, sagt Mercedes-Historikerin Frieda Da Silva Sengo und fügt an, dass man in diesem Fall deshalb nicht von „absolut verbürgt“ sprechen könne. Historisch sehr korrekt sind sie eben im Mercedes-Archiv in Fellbach.

Dieser Text erschien erstmals am 19. August 2024.

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Erstellt:
27. Dezember 2024, 09:32 Uhr

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