Batterie und Reichweite bei Elektrofahrzeugen

So kommen E-Autos gut durch den Winter

Kälte setzt Batterien von Elektroautos im Winter besonders zu. Zusätzlich belastet der höhere Energiebedarf für Licht und Heizung die Batterie und verringert die Reichweite. Was kann man tun, um gut durch den Winter zu kommen?

Im Winter muss das E-Auto etwas häufiger geladen werden.

© imago/Action Pictures

Im Winter muss das E-Auto etwas häufiger geladen werden.

Von Gülay Alparslan

Erster Schnee und niedrige Temperaturen – der Winter ist endgültig angekommen in Baden-Württemberg. Da wächst bei manchem Elektroautofahrer die Sorge, ob die Batterie auch im Winter ihre Leistung bringt. Doch ist die Sorge berechtigt? Was muss man tun, um mit seinem E-Auto gut durch den Winter zu kommen? Christian Schäfer, Leiter der Abteilung Mobilität und Technik beim ADAC, erklärt, worauf es ankommt.

Niedrige Außentemperaturen können die Reichweite von Elektrofahrzeugen um 30 bis 40 Prozent verringern. Das hängt zum einen von Faktoren wie der Fahrstrecke, der Batteriegröße und dem individuellem Fahrstil ab. Zum anderen wirkt sich auch der zusätzliche Energieverbrauch von Geräten wie Licht, Heizung oder Sitzheizung auf die Reichweite aus.

Deswegen auf die Nutzung dieser Geräte zu verzichten, hält Christian Schäfer für falsch: „Licht sollte ganz normal eingeschaltet werden. Genauso sollte man die Temperatur ganz normal nutzen und nicht mit zwei Jacken und einer Wolldecke im Auto sitzen“.

Gerade in der dunklen Jahreszeit gilt: Sicherheit geht vor. Ohnehin sei es so, dass die Dinge, die extrem wichtig seien, keinen immens hohen Strombedarf haben, so der Experte. Heizung, Gebläse und Licht verbrauchten gerade einmal etwa zwei bis drei Kilowattstunde (kWh) Strom pro Stunde in einem Auto.

Kurze Fahrten mit langen Pausen vermeiden

Doch was kann man vor und während der Fahrt tun, um den Ladezustand der Batterie und damit die Reichweite nicht unnötig zu verringern?

Kurze Fahrten mit langen Pausen sollten möglichst vermieden werden, da der Fahrgastraum und die Batterie auskühlen und ständig wieder aufgewärmt werden müssen.

Um unnötige Wärmeverluste zu vermeiden, sollten Türen und Fenster nur so kurz wie möglich geöffnet bleiben.

Front- und Heckscheibe mit Folie abdecken

Das Elektroauto sollte nach Möglichkeit immer in einer Garage abgestellt werden. Dadurch wird verhindert, dass die Batterie zu stark auskühlt und bei der nächsten Fahrt mehr Energie zum Aufwärmen benötigt. Ein Vorteil der Garage ist auch, dass die Scheiben nicht von Eis befreit werden müssen.

Wer keine Garage hat, sollte darauf achten, dass zumindest die Front- und Heckscheibe nicht vereisen. Eine einfache Möglichkeit ist, die Scheiben mit Folien abzudecken. So kann man auf die Heckscheibenheizung verzichten und vermeidet es, Heizung und Gebläse zu Beginn der Fahrt stark einschalten zu müssen.

Energie sparen durch Vorwärmen des E-Autos an der Ladestation

Das Auto sollte auf Wohlfühltemperatur (etwa 21 Grad) vorgeheizt werden, solange es noch an der Ladesäule oder Wallbox hängt. „Da die Heizung elektrisch betrieben wird, knabbert sie an der Batteriekapazität und verkürzt damit die Reichweite“, erklärt der Experte für Elektromobilität. Am sinnvollsten sei es deshalb, wenn das Fahrzeug irgendwo an einer Wallbox stehe. Denn dann werde der Strom aus dem Netz und nicht aus der Batterie gezogen. Parallel dazu wird die Batterie geladen, wodurch man beim Start keinen Reichweitenverlust hat.

„Moderne Autos lassen sich per App steuern, sodass man die Heizung bequem aus der Ferne einschalten kann“, sagt Christian Schäfer. Wichtig sei aber, die gewünschte Temperatur und Gebläsestufe bereits am Vorabend einzustellen. Ist die Heizung auf kalt oder 0 gestellt, funktioniere es nicht. Wird sie jedoch auf warm und das Gebläse auf Stufe 2 oder 3 eingestellt, kann die „Vorklimatisierung“ problemlos aktiviert werden.

Während der Fahrt empfiehlt der Experte, vor allem die Sitz- und Lenkradheizung des Elektroautos zu nutzen, da diese deutlich effizienter arbeitet als die herkömmliche Heizung. Weil sich die Sitz- und Lenkradheizung direkt am Körper befindet, erzeugt sie eine gezielte Wärme, die schneller wahrgenommen wird. Dadurch wird weniger Energie verbraucht, da die Luft nicht erst erwärmt werden muss. Das schont die Reichweite des E-Fahrzeugs.

Unnötige Stromfresser entfernen

„Alles, was ich nicht dringend benötige, schalte ich zumindest dann ab, wenn ich meine, dass der Betrieb nicht mehr erforderlich ist“, sagt Christian Schäfer. Das gelte für die heizbare Heckscheibe, wenn die Scheibe frei ist, ebenso, wie für die Sitzheizung, wenn es warm genug ist. Auch Handyladekabel, Navigationssysteme und Ähnliches sollten nicht unnötig am Adapter hängen. Das Handy sollte, wenn nicht unbedingt erforderlich, vor oder nach der Fahrt aufgeladen werden.

Was für den Verbrennungsmotor gilt, gilt auch für das Elektroauto: Jedes unnötige Kilo sollte vermieden werden, da es zusätzliche Energie kostet. „Wenn man auf einer Landstraße oder bei höheren Geschwindigkeiten unterwegs ist, macht der Luftwiderstand einen immensen Teil des Kraftstoffverbrauchs aus“, erklärt der Experte.

Der Luftwiderstand eines Fahrzeugs werde durch Dachgepäckträger genauso negativ beeinflusst wie durch Fahrradträger auf der Anhängerkupplung. „Das gesamte Fahrzeug, oben das Dach, der Unterboden, links, rechts, vorne, hinten, alles gehört zur Aerodynamik. Wenn ich etwas auf der Anhängerkupplung habe, habe ich dort Luftverwirbelungen.“ Diese führen zu einem schlechteren Luftwiderstandswert, genauso wie offene Fenster. Das wiederum wirke sich negativ auf die Reichweite aus.

Wer jetzt Angst hat, im Winter in einen Stau zu geraten und plötzlich liegen zu bleiben, den kann der Experte beruhigen. Auch bei Stau und eisigen Temperaturen reiche die Batterie in der Regel aus, um ans Ziel zu kommen. Elektrofahrzeuge hätten meist ein Multimediasystem mit einem Navigationsgerät, das anzeigt, wie weit die Batterieladung noch reicht. Sollte es mal eng werden, „sagt das Gerät schon voraus, wann man sein Auto aufladen muss und gibt sogar schon Infos, wo man es laden kann“, so Schäfer.

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Erstellt:
20. November 2024, 16:10 Uhr

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