Trumps Amtseinführung

So läuft der Machtwechsel in Washington ab

Arktische Kälte vermasselt Donald Trump den großen Auftritt. Der designierte Präsident verlegt die Amtseinführung in die Rotunde des US-Kongresses. Mit welchen Herausforderungen nun die Sicherheitsbeauftragten kämpfen und wie Trump-Fans aus Baden-Württemberg trotzdem feiern.

Donald Trump, designierter Präsident der USA, wird in der Kapitol-Rotunde  seinen Eid ablegen.

© dpa/Allison Robbert

Donald Trump, designierter Präsident der USA, wird in der Kapitol-Rotunde seinen Eid ablegen.

Von Thomas Spang

Valentin R. ist mehr als 6000 Kilometer gereist. Er kommt aus der Nähe von Stuttgart und ist extra für die Amtseinführung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump am Montag nach Washington geflogen. Trump sei „jemand, der auch ein paar Mal auf dem Tisch haut“, sagt der Deutsche. Auf seinem Pullover steht „Deutsche für Trump“. Auf dem Kopf trägt er eine klassisch rote MAGA-Kappe, eine Art Erkennungszeichen der Trump-Anhänger mit dem Slogan „Make America Great Again“.

Valentin R. ist auf der National Mall unterwegs, der großen Promenade zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial. Die große Show auf den Weststufen des Kapitols fällt allerdings aus. Die Wettervorhersagen für Washington lassen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und eisigen Windböen von bis zu 35 Meilen pro Stunde erwarten. „Klar, das Wetter macht, was es will, aber ich bleibe positiv“, sagt Valentin R. Er wolle versuchen, einen Platz in der Sportarena zu ergattern, in der nun die Parade im Anschluss an die Vereidigung stattfinden soll.

Die logistischen Herausforderungen der Indoor-Verlegung sind gewaltig. „Wir müssen innerhalb von 72 Stunden praktisch eine komplette Neuplanung stemmen“, erklärt ein hochrangiger Mitarbeiter des Übergangsteams. Tausende Sitzplätze müssen neu arrangiert, Sicherheitsprotokolle angepasst und die Zeremonie auf die deutlich beengteren Verhältnisse unter der Kapitol-Rotunde zugeschnitten werden.

Trump schwört auf zwei Bibeln

Neben Familie, politischen Wegbegleitern und Lobbyisten sollten die Tech-Giganten Elon Musk, Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und Tim Cook einen Logenplatz erhalten. Es bleibt fraglich, ob ihnen diese Ehre weiter zuteil wird, wenn Donald Trump um 12 Uhr seine Hand auf gleich zwei Bibeln legt: Eine alte Familienbibel und passend zum „Martin Luther King Tag“ eine historische des Sklavenbefreiers Abraham Lincoln.

Anwesend sein wollte auch eine Phalanx an Rechtsaußenpolitikern. Diese wird angeführt von Italiens Ministerpräsidentin, der Postfaschistin Georgia Meloni und dem argentinischen „Kettensägen“-Präsidenten Javier Milei. Geladen sind auch Rechtspopulisten wie der Brite Nigel Farage, Marine Le Pens Nichte Marion Maréchal und für die AfD Parteichef Tino Chrupalla. Als einziger Vertreter einer deutschen Mitte-Partei wird der außenpolitische Sprecher der CDU, Jürgen Hardt, an der Zeremonie teilnehmen.

Joe Biden dürfte die Symbolik des Orts bewusst sein, an dem vor vier Jahren Trump-Anhänger den friedlichen Machttransfer an ihn verhindern wollten. Anders als Trump damals kommt er trotzdem zur Amtseinführung. Auch die Ex-Präsidenten Bill Clinton und George W. Bush werden mit ihren Ehefrauen Hillary und Laura der Amtseinführung beiwohnen. Barack Obama kommt allein. Ehefrau Michelle bleibt den Feierlichkeiten demonstrativ fern.

Die formalen Prozeduren beginnen auch unter der Rotunde mit der Vereidigung des designierten Vizepräsidenten J.D. Vance durch den Vorsitzenden Richter des Supreme Courts. Danach folgt der große Moment für Trump, wenn er zum zweiten Mal den Amtseid auf die Verfassung schwört. Anschließend wendet er sich als 47. Präsident erstmals an die Amerikaner.

Für den musikalischen Rahmen sorgen Country-Star Carrie Underwood, die „America the Beautiful“ singt und der Opernsänger Christopher Macchio, der die Nationalhymne „The Star-Spangled Banner“ vorträgt. Nicht fehlen darf auch Lee Greenwood, der Trumps Wahlkampfhymne „God Bless the USA“ intonieren will.

Im Anschluss an die Zeremonie wollte Trump im Präsidentenraum des Kapitols seine ersten Dekrete unterzeichnen. Am Abend folgen die offiziellen Bälle. Mehr Aufmerksamkeit als die offiziellen Veranstaltungen erregen die Feiern der Bundesstaaten und Empfänge privater Sponsoren. Besonders begehrt sind die Tickets für den „Western States Ball“ in der National Portrait Gallery, wo Country-Star Jason Aldean auftritt. Vor allem die Tech-Giganten feiern ausgelassen. Darunter der deutschstämmige Investor Peter Thiel, der mit J.D. Vance einen Vertrauensmann als Vizepräsidenten installieren konnte. Meta-Chef Zuckerberg, dem Trump noch im Vorjahr mit Gefängnis gedroht hatte, gibt einen Galaempfang. Ebenso wie Uber und X.

Der Enthusiasmus der MAGA-Welt und Trumpfans wie Valentin R. steht im Gegensatz zur unterkühlten Stimmung der Hauptstadtbewohner, von denen nur sieben Prozent Trump gewählt haben. Sie bereiten ihrem neuen Mitbewohner einen so eisigen Empfang als 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten wie das Wetter.

Zum Artikel

Erstellt:
19. Januar 2025, 11:24 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen