Vorstand und Betriebsrat einig

So sieht das Sparpaket von Mercedes aus – und dieser Bonus wird bezahlt

Verlängerte Jobgarantie, Abfindungsprogramm, niedrigere Gehaltserhöhung und eine Nullrunde für Führungskräfte: Wir berichten exklusiv, welche Maßnahmen auf die Beschäftigten von Mercedes-Benz zukommen.

Mercedes-Chef Ola Källenius (links) und Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali, hier auf Porträtbildern des Unternehmens, haben in einer internen Videobotschaft die Details des Sparprogramms verkündet.

© Mercedes-Benz

Mercedes-Chef Ola Källenius (links) und Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali, hier auf Porträtbildern des Unternehmens, haben in einer internen Videobotschaft die Details des Sparprogramms verkündet.

Von Veronika Kanzler und Klaus Köster

Der Stuttgarter Autohersteller Mercedes-Benz will mit einem umfangreichen Sparprogramm seine Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. So sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, um die verschärften Herausforderungen auf den Weltmärkten besser meistern zu können. Jetzt steht fest, wie die Mitarbeiter von den Sparbemühungen betroffen sein werden.

In einem gemeinsamen Videostatement kündigten Konzernchef Ola Källenius und Betriebsratschef Ergun Lümali an, dass im Jahr 2025 nur die Hälfte der Tariferhöhung weitergegeben wird. Sparen will das Unternehmen auch durch ein umfangreiches Programm zum Abbau von Personal, das aus freiwilligen Abfindungsangeboten für Beschäftigte in der Verwaltung besteht.

IG-Metall-Mitglieder werden bei Mercedes bessergestellt

Zudem will das Unternehmen die Flexibilität des Personalabbaus durch mehr Zeitarbeit und die Vergabe von Aufträgen an Drittfirmen erhöhen. Mitglieder der IG Metall sollen erstmals verbindlich bessergestellt werden; sie sollen in der Regel einen zusätzlichen freien Tag pro Jahr erhalten. Im Gegenzug sagt das Unternehmen vertraglich zu, die laufende Beschäftigungssicherung für 91 000 Tarifbeschäftigte in Deutschland um fünf Jahre bis Ende 2034 zu verlängern.

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Auch das Management soll sparen und muss in diesem Jahr eine Nullrunde bei der Grundvergütung hinnehmen; aufgrund schwacher Geschäftszahlen ist überdies mit sinkenden Bonuszahlungen zu rechnen.

Angesichts neuer Wettbewerber „können wir nicht so weitermachen wie bisher“, sagt Källenius in dem Video. Das Unternehmen spiele in der automobilen Champions League, es gebe aber eine ganze Reihe neuer Teams, die hungrig seien und Mercedes angriffen. Man könne sich „nicht in der Kabine verstecken und hoffen, dass alles irgendwann vorüber geht“. Das mit dem Betriebsrat vereinbarte Paket senke die Personalkosten und erhöhe die Flexibilität.

Lümali erklärte, man sei sich mit der Unternehmensleitung darin einig, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens angesichts historisch einmaliger Herausforderungen nachhaltig gestärkt werden müsse. Für diese Wettbewerbsfähigkeit müssten jedoch „alle ihren Beitrag bringen – vom Vorstand bis zu den Beschäftigten“. Man habe die „einseitigen Forderungen des Unternehmens, die die Personal- und Arbeitskosten drücken sollten, entschieden abgelehnt“.

5220 Euro zahlt Mercedes seinen Mitarbeitern als Ergebnisbeteiligung

Für das abgeschlossene Geschäftsjahr wird das Unternehmen den Tarifbeschäftigten in Deutschland eine Ergebnisbeteiligung von 5220 Euro zahlen. Nach Angaben Lümalis konnte der Betriebsrat die Forderung, diese Sonderzahlung in 2025 deutlich zu kürzen, abwenden. Der Betrag entspreche in vollem Umfang der seit dem letzten Jahr angewandten Berechnungslogik.

Die Betriebsvereinbarung über die Ergebnisbeteiligung bei Mercedes läuft allerdings aus. Für die Geschäftsjahre ab 2026 gibt es daher keine Regelung mehr, die einen Anspruch auf eine Ergebnisbeteiligung enthält.

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Mercedes wird Produktion teilweise nach Ungarn verlegen

Mercedes-Benz musste im vergangenen Jahr einen erheblichen Rückgang des Gewinns und der Umsatzrendite hinnehmen und rechnet für die absehbare Zukunft mit wesentlich schwierigeren Rahmenbedingungen. Günstige, technologisch starke Wettbewerber aus China greifen zunehmend auch in der Oberklasse an und machen deutschen Premiumherstellern die Kundenbasis streitig; zudem verläuft der Absatz von E-Autos weit schlechter als erwartet. Dadurch fehlen erwartete Erlöse aus der E-Mobilität, und das Unternehmen muss mehr in die nun länger benötigte Verbrennertechnologie investieren.

Auch die drohenden Zölle im Handel mit den wichtigsten Absatzregionen USA und China verschlechtern die Geschäftsaussichten fundamental. Das Unternehmen hat bereits angekündigt, bei den Produktionskosten massiv zu sparen und Kapazitäten für die Fertigung von rund 100 000 Autos pro Jahr nach Ungarn zu verlagern.

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Erstellt:
4. März 2025, 08:23 Uhr
Aktualisiert:
4. März 2025, 10:57 Uhr

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