Spektakuläres Foto
So sieht ein Tornado im Weltraum aus
Wenn Sterne sich formen, können besondere schwadenartige Objekte entstehen. Eines erhielt den Spitznamen „Kosmischer Wirbelsturm“. Eine Aufnahme bietet einen spektakulären Einblick in das Gebilde.

© NASA, ESA, CSA, STScI
Das „James-Webb“-Teleskop <a href="https://esawebb.org/news/weic2506/?lang" target="_blank"></a>hat eine beeindruckende Aufnahme eines „Kosmischen Wirbelsturms“ getätigt.
Von Markus Brauer/dpa
Dunkelrote und orange Nebelschwaden scheinen inmitten unzähliger Sterne emporzuragen und an ihrer Spitze eine Spiralgalaxie: Das „James Webb“-Teleskop hat eine beeindruckende Aufnahme eines „Kosmischen Wirbelsturms“ getätigt.
Das James-Webb-Weltraumteleskop der NASA/ESA/CSA hat eine wunderschöne Gegenüberstellung des nahe gelegenen protostellaren Ausflusses, bekannt als Herbig-Haro 49/50, mit einer perfekt positionierten, weiter entfernten Spiralgalaxie aufgenommen.Mehr dazu: https://t.co/hTG2IZrESwhttps://t.co/50bUMOT4hp — ESA auf Deutsch (@ESA_de) March 24, 2025
Das Objekt liegt etwa 630 Lichtjahre von der Erde entfernt und heißt offiziell Herbig-Haro 49/50. Die Beobachtung ermöglicht bisher unerreichte Einblicke in die Entstehung junger Sterne. Gleichzeitig entlarvt Webb ein zuvor mysteriöses Objekt an der Spitze des „Kosmischen Tornados“: Es handelt sich nicht um Teil des Ausflusses, sondern um eine ferne Spiralgalaxie.
Wie „Kosmische Tornados“ entstehen
Herbig-Haro 49/50 befindet sich im Sternbild Chamaeleon. Es gehört zur sogenannten Chamaeleon-I-Molekülwolke, einem der nächstgelegenen aktiven Sternentstehungsgebiete in unserer Milchstraße. Dort entstehen viele sonnenähnliche Sterne mit geringer Masse – ähnlich dem Ort, an dem auch unsere Sonne einst geboren wurde.
Herbig-Haro-Objekte wie HH 49/50 entstehen, wenn Jets – also Materiestrahlen – von jungen Sternen in das umgebende Gas schießen. Dabei treffen sie auf dichteres Material, erzeugen Stoßwellen und heizen die Umgebung auf. Diese Regionen senden anschließend sichtbares und infrarotes Licht aus, während sie sich wieder abkühlen.
Die neuen Teleskop-Aufnahmen könnten Fachleuten helfen, die Eigenschaften der Stern-Auswürfe besser nachzuempfinden und zu verstehen, wie dies die Umgebung beeinflusst.
Spiralgalaxie in großer Entfernung
Ein scheinbarer Tornado aus Gas, Staub und Energie – so präsentierte sich das Objekt HH 49/50 im Jahr 2006 im Blickfeld des Spitzer-Weltraumteleskops. Astronomen gaben ihm den Spitznamen „Kosmischer Tornado“. Doch was damals wie ein spiralförmiger Ausbruch wirkte, entpuppt sich nun als optische Täuschung.
Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) hat mit seiner hochauflösenden Infrarotkamera einen neuen, tiefen Blick auf das Objekt geworfen. Was Webb nun sichtbar macht, ist mehr als nur die Ausdehnung des Materiestrahls.
Das Objekt an dessen Spitze, das 2006 noch als unscharf galt, ist nun klar erkennbar: eine Spiralgalaxie in großer Entfernung, die von vorne betrachtet wird – völlig unabhängig vom Sternenwind, der aus einem nahen, jungen Stern austritt.
Blaue Farbe, rötliche Klumpen
Die Spiralgalaxie zeigt eine zentrale Wölbung in blauer Farbe, was auf ältere Sterne hinweist. Die Spiralarme dagegen enthalten rötliche Klumpen – Zonen, in denen sich neue Sterne bilden und in denen warmer Staub leuchtet. In diesen Bereichen lassen sich sogar Blasen erkennen, die durch den Strahlungsdruck junger Sterne entstanden sind.
„James Webb“ wurde gemeinsam von den Weltraumbehörden in Europa (Esa), den USA (Nasa) und Kanada (CSA) gebaut und war am Ende 2021 ins All gestartet, nachdem es zuvor Kostenexplosionen und immer neue Verschiebungen gegeben hatte.