Millionensubventionen vom Bund
So viel Geld erhalten Mercedes, Bosch und Co. vom Steuerzahler
Deutsche Konzerne profitieren von staatlichen Subventionen. Im vergangenen Jahr haben 20 der größten Unternehmen 4,3 Milliarden Euro erhalten – etwa um den Elektro-Bulli von VW autonom fahren zu lassen. Der Bund der Steuerzahler kritisiert die Zuwendungen.
Von Veronika Kanzler
Deutschlands größte Unternehmen fahren noch immer – trotz aller Unkenrufe – Milliardengewinne ein, auch in der Autoindustrie. Gleichzeitig erhalten die Konzerne Subventionen vom Staat in Milliardenhöhe. Dabei ist die Ampel-Koalition mit dem Versprechen gestartet, Subventionen abzubauen. „Wir wollen zusätzliche Haushaltsspielräume dadurch gewinnen, dass wir im Haushalt überflüssige […] Subventionen und Ausgaben abbauen“, steht im Koalitionsvertrag der mittlerweile gescheiterten Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP geschrieben. Tatsächlich hat sich das Subventionsvolumen im Vergleich zum Beginn der Ampelregierung innerhalb von drei Jahren verdoppelt. Waren im Jahr 2021 Fördergelder in Höhe von 24,3 Milliarden Euro vorgesehen, hat sich der Betrag im Jahr 2024 auf 48,7 Milliarden Euro sogar verdoppelt.
Maßgeblich wegen der Coronapandemie und der Energiekrise hatte der Bund die Summe der Fördergelder erhöht – und diese nicht wieder einkassiert. Von diesen Hilfen profitieren auch große Unternehmen, wie eine Analyse des Deutschen Steuerzahlerinstituts (DSI) zeigt.
Diese Konzerne aus der Autoindustrie erhalten derzeit Subventionen
- Robert Bosch wird anhand von 135 Projekten vom Bund gefördert und erhält davon in Summe 996 Millionen Euro
- Mercedes-Benz ist in 42 Förderprojekte involviert und erhält dafür rund 59 Millionen Euro
- Volkswagen hat 40 Förderprojekte mit einem Subventionsvolumen von 30 Millionen Euro
- ZF ist in 36 Förderprojekten vertreten und erhält 32 Millionen Euro
Absoluter Spitzenreiter bei den Bundessubventionen der Großunternehmen in Deutschland ist Thyssen-Krupp, mit rund 1,47 Milliarden Euro für insgesamt 54 Förderprojekte. Dahinter folgt Bosch mit knapp unter einer Milliarde. Die dritthöchste Förderung wurde an die Airbus-Gruppe Deutschland ausbezahlt. Insgesamt erhielten nach Erhebung des Steuerzahlerbundes 20 der 25 größten Unternehmen im Jahr 2024 Subventionen. „Für diese zumeist über mehrere Jahre laufenden Projekte hat der Bund Subventionen im Gesamtumfang von 4,3 Milliarden Euro zugesagt.“ Lediglich fünf der größten Unternehmen seien nicht in laufende Förderprojekte eingebunden, heißt es in dem Papier.
Fördergelder für VW, Mercedes, Bosch und ZF in der Kritik
Das DSI listet zum Beispiel ein Projekt des VW-Konzerns auf. Dieser erhält von 2023 bis 2026 vier Millionen Euro, um einen autonom fahrenden VW-Bulli zu entwickeln. Dieser könnte dann, so die Intention, als Sammeltaxi in Großstädten eingesetzt werden. Hauptkritik des Steuerzahlerinstituts: „Derartige Innovationen voranzutreiben, gehört zu den Kernaufgaben eines Automobilkonzerns.“ Das gelte erst recht für den umsatzstärksten Autobauer der Welt.
Der Stuttgarter Autohersteller Mercedes bekommt vom Wirtschaftsministerium innerhalb von fünf Jahren 10,6 Millionen Euro – für ein Verbundprojekt mit BASF, SAP und Schaeffler. Dabei soll eine digitale Plattform entstehen, auf der sich möglichst viele Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Automobilindustrie vernetzen – ein Datennetzwerk der Automobilindustrie. Dieser Ansatz erscheint dem DSI zwar sinnvoll, die Unterstützung mit Bundessubventionen aber nicht.
Das gleiche Argument führen die Studienautoren bei dem Projekt für einen Supercomputer für autonome Fahrzeuge an. Daran sind auch Bosch (4,8 Millionen Euro) und ZF (900 000 Euro) beteiligt. Auch eine Million Euro für Lidl, die dem Ausbau der E-Ladesäulen auf den Supermarkt-Parkplätzen dienen soll, stoßen beim DSI auf Unverständnis.
„Geldgeschenke nicht ausschlagen“
Studienleiter Matthias Warneke betont, dass das DSI Projektzuschüsse grundsätzlich für kritikwürdig halte. Dezidiert richte sich das aber nicht gegen die Konzerne selbst, sondern gegen die Politik. „Es wäre aus Unternehmenssicht fast schon fahrlässig, Geldgeschenke auszuschlagen“, sagt Warneke. Aus Sicht des DSI sollten die Ministerien die Subventionen erst gar nicht anbieten, da die Unternehmen die geförderten Projekte „zweifellos auch aus eigener Kraft“ finanzieren könnten.
Die Studie
Analysezeitraum Förderprojekte haben üblicherweise eine Laufzeit von mehreren Jahren. Das Deutsche Steuerzahlerinstitut berücksichtigte in seiner Analyse alle in der Förderdatenbank aufgeführten und im Jahr 2024 laufenden Projekte.
Niedrigste Subvention Das Mainzer Unternehmen Biontech erhielt 2024 die relativ geringe Summe von 38 700 Euro um innerhalb eines Forschungsnetzwerkes an der Früherkennung von Herz-Kreislauferkrankungen zu arbeiten. Der Steuerzahlerbund kritisiert, dass allein mit Blick auf den Verwaltungsaufwand es fragwürdig erscheine, einem Unternehmen mit Milliardenumsätze diesen „Bagatell-Betrag“ zu bewilligen.
Fünf AußenseiterDer Medizintechnikkonzern Fresenius, das Logistikunternehmen Hapag-Lloyd, die Deutsche Bank. die Commerzbank sowie die Münchener Rückversicherungsgesellschaft waren im vergangenen Jahr nicht in laufende Förderprojekte des Bundes eingebunden.