Subventionen in Millionen-Höhe

So viel Geld hat der Staat an Mercedes und Porsche überwiesen

Deutschlands größte Börsenkonzerne haben in den vergangenen Jahren Subventionen in Milliardenhöhe bekommen. Wie viel davon floss in die Region Stuttgart?

Wissenschaftler haben in einer Studie untersucht, wie viel staatliche Zuschüsse unter anderem Mercedes und Porsche in den vergangenen acht Jahren erhalten haben.

© Sebastian Gollnow/Imago/Schöning

Wissenschaftler haben in einer Studie untersucht, wie viel staatliche Zuschüsse unter anderem Mercedes und Porsche in den vergangenen acht Jahren erhalten haben.

Von Alexander Roller/dpa

Jedes Jahr streichen Deutschlands größte Börsenkonzerne satte Milliardengewinne ein. Gleichzeitig bekommen sie häufig hohe staatliche Subventionen. 2023 flossen mindestens 10,7 Milliarden Euro an die 40 Dax-Unternehmen, von denen vier in und um Stuttgart ihren Hauptsitz haben. Eine neue Studie zeigt jetzt: Alleine an Mercedes gingen innerhalb von acht Jahren weit mehr als eine Milliarde Euro staatliche Unterstützung.

Mercedes-Benz profitierte in Summe von Subventionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, zeigt die Analyse des Flossbach von Storch Research Institute für die Jahre 2016 bis 2023. Damit landet der Stuttgarter Konzern in den Top Ten der Bezieher von staatlichen Hilfen. Laut der Studie floss ein Großteil des Geldes in die Entwicklung von alternativen Antrieben. Ein weiterer großer Teil waren Kurzarbeitergelder.

Die Subventionen steigen von Jahr zu Jahr

„Das Ausmaß, in dem profitabel wirtschaftende Konzerne mit öffentlichen Geldern versorgt werden, ist über die vergangenen Jahre drastisch angestiegen“, erklärt Analyst Philipp Immenkötter. Während die Subventionen bis 2018 bei jährlich rund zwei Milliarden Euro gelegen hätten, sei der Betrag in den Folgejahren stark angestiegen. Insgesamt seien von 2016 bis 2023 rund 35 Milliarden Euro staatlicher Gelder an die größten Börsenkonzerne gegangen.

Die Zahlen seien insofern bemerkenswert, sagte Immenkötter, da die Bundesregierung zeitgleich um Einsparungen im Haushalt ringe. Zwar gebe es Argumente für Subventionen, betont Immenkötter. Damit könnten in Krisen wie der Corona-Pandemie Unternehmen gestützt und Jobs erhalten werden. Allerdings stelle sich die Frage der wirtschaftlichen Notwendigkeit, um die Dax-Konzerne in diesem Ausmaß mit Steuergeldern zu stützen oder zu fördern.

Am meisten von den Subventionen hat der Energiekonzern E.ON mit 9,3 Milliarden Euro an Subventionen seit 2016 profitiert. Der Großteil gehe dabei auf das Strompreisbremsegesetz und das Erdgas-Wärme-Preisbremsengesetz zurück. Dahinter folgt Volkswagen mit 6,4 Milliarden Euro an Subventionen. Auf Platz drei landete BMW mit 2,3 Milliarden Euro.

So sieht es bei Porsche und Daimler Truck aus

In der Region Stuttgart profitierten neben Mercedes auch die Porsche AG, die Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE und Daimler Truck von staatlichen Zuwendungen. Wer bekam wie viel?

  • Daimler Truck, seit 2022 eigenständig im Dax und davor wie Mercedes Teil der damaligen Daimler AG, erhielt im Zeitraum von acht Jahren laut der Studie 200 Millionen Euro an Subventionen. Der Großteil sei dabei auf die Forschung und Entwicklung alternativer Antriebe entfallen.
  • An die Porsche AG gingen vom Staat rund 291 Millionen Euro. Für was das Geld genau verwendet wurde, ist unbekannt – der Sportwagenbauer gab den Studienschreibern dazu keine Auskunft.
  • An die Porsche-Holding Porsche SE flossen 11 Millionen Euro. Laut der Studie ging das Geld vor allem in nicht näher bezeichnete Personalaufwendungen.

Woran liegt es, dass die größten Unternehmen Deutschlands insgesamt immer mehr Subventionen erhalten? Studienautor Philipp Immenkötter glaubt, dass Entscheidungen der Ampel-Regierung und der großen Koalition die Auslöser seien. Man habe sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaft zu transformieren und sie während der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs zu stützen. Die Gelder stammten unter anderem aus dem Klima- und Transformationsfonds und aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds.

Es sei jedoch zu befürchten, so Immenkötter, dass ein Großteil der Mittel private Gelder ersetze. Zudem führten Subventionen dazu, dass Konzerne in Geschäftsfelder investieren, bei denen unklar sei, ob diese langfristig profitabel seien. Mögliche Folgen der Subventionspolitik seien Ressourcenverschwendung, Wettbewerbsverzerrung und eine Abhängigkeit der Wirtschaft von staatlichen Geldern.

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Erstellt:
29. Juli 2024, 17:34 Uhr
Aktualisiert:
30. Juli 2024, 08:53 Uhr

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