Liebe und Partnerschaft

Soll man einander zum Valentinstag etwas schenken?

Romantische Gesten zum Valentinstag sind umstritten. Gibt es trotzdem Gründe für Liebende, einander an diesem Tag zu beschenken? Unsere Autorinnen sind unterschiedlicher Meinung.

Einander mit kleinen Geschenken die Gefühle offenbaren –  könnte sich das am Valentinstag lohnen?

© IMAGO/Zoonar

Einander mit kleinen Geschenken die Gefühle offenbaren – könnte sich das am Valentinstag lohnen?

Von Adrienne Braun und Eva-Maria Manz

Die Erfindung des Valentinstags erfreut Blumen- und Luftballonverkäufer jedes Jahr von Neuem. Viele finden das immer schon unnötig und pubertär. Selbst wenn – gibt es trotzdem Gründe, sich selbst zum Schenken zu animieren? Unsere Autorinnen sind unterschiedlicher Meinung.

Pro: Schenken ist eine komplexe kognitive Leistung

Wer schenkt, geht ein Wagnis ein. Besonders dann, wenn der Beschenkte ein Herzensmensch ist. Schenken erfordert Mut. Man drückt damit aus zu glauben, dass man wisse, was dem anderen Freude bereitet. Das kann man geradezu größenwahnsinnig finden. Wer ernsthaft schenkt, lehnt sich weit aus seiner Komfortzone, gibt sich selbst preis, denn er gesteht, Gedanken an den anderen verschwendet zu haben. Er lässt Nähe zu und gibt etwas von sich her, ohne sicher sein zu können, auch etwas zurückzubekommen. Schenken erfordert Großzügigkeit, die nur derjenige geben kann, dem diese selbst in seinem Leben schon von irgendwoher zuteil geworden ist.

Es gilt zu wissen, womit sich der andere gern beschäftigt und was angemessen ist. Die Herausforderung besteht darin, nicht das zu schenken, was man insgeheim selbst will. Und auch nicht das, was man gerne am anderen sähe (Minirock, Hemd ohne Flecken). Und nicht unbedingt das, was man selbst unternehmen möchte (Karten fürs Fußballspiel, die Oper) – zumindest wenn unklar ist, ob es dem Beschenkten auch gefällt. Was wünscht sich der geliebte Mensch? Eine Vorstellung davon zu entwickeln, erfordert kognitive Intelligenz und die Resilienz, sich zuzutrauen, mit dem Moment der Selbstoffenbarung und der Reaktion darauf emotional zurechtzukommen.

Klar, dass viele da am liebsten eines tun: Gar nichts schenken. Und sich das ganze vertrackte zwischenmenschliche Knäuel an Emotionen und Eventualitäten ersparen. Wie gut also, dass wir alle durch äußerliche Anlässe zumindest von Zeit zu Zeit gezwungen sind, uns über Geschenke für unsere Lieben Gedanken zu machen. Ob der Valentinstag Veranlassung gibt oder ein Geburtstag, ist dabei völlig gleichgültig.

Eva-Maria Manz

Kontra: Der Pflichtstrauß ist kein Garant für Liebe

Der Volksmund weiß: Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Irgendein Anlass findet sich dazu immer – und wenn es nur die Idee eines Papstes ist, der vor mehr als 1550 Jahren beschloss, dass die Gläubigen am 14. Februar den heiligen Valentin hochleben lassen sollen. Pech nur, dass es den guten Mann wohl gar nicht gab. Kein Beweis, kein Dokument konnte belegen, dass dieser Valentin überhaupt existierte. Deshalb strich die Kirche den Tag in den 1960er Jahren kurzerhand wieder aus ihrem Kalender.

Zu spät, denn da hatten sich die Deutschen längst eingerichtet im Kleinfamilienidyll – trautes Heim, Glück allein. Und damit auch die Floristen ihren Anteil am Wirtschaftswunder hatten, musste Vati fortan brav zum Valentinstag einen Strauß Blumen für Mutti kaufen. Und wehe, er tut es nicht – so knarzt und knirscht es bis heute in Beziehungen. Denn wo behauptet wird, dass Liebende sich am Valentinstag etwas schenken müssen, folgt der Kurzschluss auf dem Fuße: Wer nichts schenkt, der liebt dann offenbar auch nicht.

Erwartungen sind aber Gift für kleine Gesten, weil sie zur Zwangsübung werden. Die mag man artig abarbeiten, ob sie aber von Herzen kommen, das beweisen nicht mal die kitschigen rosafarbenen Fabrik-Herzchen, die den schönsten Strauß zum schnöden Konsumprodukt machen.

Apropos Blumen: Bei aller Liebe ist es auch eine Schnapsidee, ausgerechnet im Februar Blumen zum Pflichtgeschenk zu machen. Wer also unbedingt am Valentinstag seine Liebe mit etwas Gekauftem zur Schau stellen muss, weil sie sonst womöglich gar nicht mehr zu erkennen ist, der sollte wenigstens etwas anderes schenken als Blumen, die aus Äthiopien, Ecuador oder Kolumbien eingeflogen werden müssen.

Adrienne Braun

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Erstellt:
12. Februar 2025, 11:56 Uhr

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