Tourismusmesse ITB

Sonnige Aussichten

Der Tourismus boomt wieder – doch es gibt Schattenseiten.

Am Dienstag öffnet die Internationale Tourismusbörse in Berlin.

© AFP/TOBIAS SCHWARZ

Am Dienstag öffnet die Internationale Tourismusbörse in Berlin.

Von Thomas Wüpper

Jetzt erst recht, scheint das Motto zu lauten. Von Krisen und trüben Konjunkturprognosen wollen sich viele Deutsche offenkundig nicht die Urlaubslaune verderben lassen. Mehr als 90 Milliarden Euro werden die Bundesbürger voraussichtlich in der kommenden Sommer- und Wintersaison allein für vorab organisierte Reisen ausgeben, die Buchungen sind auf Rekordhöhe. Veranstalter und Reisebüros profitieren davon, dass nach den Corona-Jahren viele verschobene Urlaubspläne verwirklicht werden.

Wer gut verdient, vermögend oder im gesicherten Ruhestand ist, lässt sich von den deutlich gestiegenen Preisen offenbar nicht abschrecken. Luxusurlaub bleibt gefragt, auch bei schwacher Konjunktur und schmerzhaften Kaufkraftverlusten gibt es eine Klientel, die beim Urlaub nicht sparen will oder muss. Andererseits verzichtet jedes Jahr rund ein Fünftel der Bundesbürger ganz aufs Reisen, meist aus finanziellen Gründen.

Die Schattenseiten der Sonnenbranche werden oft verdrängt. Mit den Touristenströmen kommen auch die Probleme wieder: Flugverkehr und Kreuzfahrten schaden Klima und Umwelt, beliebte Ziele sind oft so überlaufen, dass Einheimische immer lauter gegen Auswüchse protestieren. Aus Reiselust wird Reisefrust, wenn sich Menschenmassen in Altstadtgassen, vor Sehenswürdigkeiten und Museen stauen.

Was tun? Massentourismus ist seit Beginn auch eine Geschichte zubetonierter Meeresküsten und Alpenregionen, zersiedelter Städte und zerstörter Naturstrände. Der Besucherandrang muss besser reguliert werden, sonst riskiert die Branche den Kollaps mancher Regionen und damit die Grundlage ihres Geschäfts. Jeder kann selbst verantwortlich handeln: Flüge und Kurzreisen reduzieren, wenn möglich die preisgünstige Nebensaison nutzen und dafür länger bleiben, nachhaltige Angebote von Veranstaltern und vor Ort wählen – und statt schneller Instagram-Klicks lieber Land und Leute abseits touristischer Hotspots kennenlernen.

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Erstellt:
3. März 2025, 16:04 Uhr

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