SOS-Notfalldose: Kleine Dose, große Wirkung

Unkompliziert in der Handhabung und ganz ohne technische Hilfsmittel kann die SOS-Notfalldose im Ernstfall dazu beitragen, dass Patienten schnellstmöglich geholfen wird. In Allmersbach im Tal und in Großerlach sind sie auch in den Rathäusern erhältlich.

Eine Notfalldose im Kühlschrank erspart den Rettungskräften im Ernstfall die Suche nach Informationen. Foto: sos-info.com

© sos-info.com

Eine Notfalldose im Kühlschrank erspart den Rettungskräften im Ernstfall die Suche nach Informationen. Foto: sos-info.com

Von Simone Schneider-Seebeck

Rems-Murr. Beim Bürgertreff in Großerlach konnte sie kostenlos mitgenommen werden – eine Notfalldose. Von einer Bekannten auf dieses kleine nützliche Helferlein angesprochen, war Großerlachs Noch-Bürgermeister Christoph Jäger ausgesprochen begeistert. Und da, wie er beim Bürgertreff verriet, der Haushaltsentwurf bereits abgesegnet gewesen sei, habe er sich kurzerhand entschieden, einen Satz Dosen aus eigener Tasche zu spenden, „ein kleines Abschiedsgeschenk“, wie er erklärt.

Und eines, das gut ankommt, denn die ersten Dosen seien bereits aus dem Rathaus abgeholt worden. Dabei betont Christoph Jäger: „Nicht nur ältere Menschen, auch jüngere Menschen mit entsprechenden Erkrankungen (etwa Diabetes) können in Situationen geraten, in welchen eine falsche Behandlung fatale Folgen haben könnte.“

Doch was steckt hinter diesem an sich unscheinbaren Gefäß? Vor allem geht es darum, möglichen Helfern im Notfall wichtige Informationen über einen Patienten zu vermitteln. „Wenn man im Notfall selbst nicht mehr in der Lage ist, sich zu artikulieren, oder aufgrund der Stresssituation wichtige Informationen nicht bedenkt“, erklärt der Bürgermeister auf seinem Facebook-Profil, dann könnten Ersthelfer in der SOS-Notfalldose wichtige Informationen finden.

Für die Suche nach Informationen bleibt meist keine Zeit

Medikamentenpläne, Vorerkrankungen, Notfallnummern, Kontakt des Hausarzts – diese Informationen im Notfall schnell aufzufinden, das kann schwierig werden, wie auch Andreas Budig weiß. Er ist hauptberuflich Notfallsanitäter und zudem Kassier beim DRK-Ortsverein Sulzbach an der Murr. Jeden Tag hat er mit kranken und verletzten Menschen zu tun. Bereits seit einigen Jahren werden die SOS-Notfalldosen bei Veranstaltungen des Ortsvereins zum Selbstkostenpreis angeboten. „Bei uns im Rettungsdienst tauchen die Dosen immer wieder auf. Wir finden sie gut“, so Budig.

Die Menschen, die ansprechbar seien, könnten natürlich die notwendigen Informationen zu Beschwerden, Vorerkrankungen und Medikation geben. „Aber viele können das eben auch nicht mehr. Da öffnet möglicherweise der Nachbar oder ein Verwandter die Haustür.“ Und sollte sich diese Person nicht auskennen bezüglich des Gesundheitszustands des Patienten, kann es für die Rettungskräfte schwierig sein, schnell an die notwendigen Informationen zu kommen. „Wir haben einfach nicht die Zeit, nach solchen Sachen zu suchen. Der Patient steht im Vordergrund. Und wenn wir sehen, dass an der Haus- oder der Wohnungstür ein Aufkleber zur Notfalldose ist, dann wissen wir, dass im Kühlschrank Informationen zu finden sind.“ Dabei sei es zunächst auch nicht so wichtig, wie aktuell diese seien, denn „die Grundsatzmedikation und die Vorerkrankungen oder Allergien ändern sich in der Regel selten“, wie der Sanitäter weiß. „Die Notfalldose ist eine gute Sache. Leider noch zu wenig bekannt, aber wenn wir sie vor Ort finden, dann sind wir auch sehr froh.“ Für Andreas Budig wäre es gut, den Gebrauch der Notfalldose auszubauen und weiter bekannt zu machen. Sein Bruder Michael Budig, Bereitschaftsleiter beim DRK-Ortsverein Sulzbach, ist ebenfalls vom Nutzen der kleinen Dose überzeugt. So könne sich darin etwa auch ein Hinweis finden, wo eine Patientenverfügung abgelegt sei.

Wichtig: Die Dose muss auch richtig befüllt sein

„Das ist eine feine Sache“, findet auch Thomas Nehr, geschäftsführender Vorstand bei Diakonie ambulant aus Murrhardt. Auf der Messe 2021 in Murrhardt war ihm das kleine Helferlein bereits ins Auge gestochen. Im vorletzten Jahr hatte man solche Dosen als Weihnachtsgeschenk an die Patienten verteilt. Das ist auch für dieses Jahr wieder geplant.

Wichtig sei vor allem, die Dose gut zu befüllen und die Informationen außerdem auf dem aktuellen Stand zu halten, so Thomas Nehr. „Insulineinheiten zum Beispiel ändern sich auch einmal im Lauf der Zeit“, gibt er ein Beispiel. Diese Notizen könnten dann dabei helfen, herauszubekommen, ob ein möglicher Dämmerzustand eines Patienten an Insulinmangel oder etwas anderem liege. „Ich finde es schön, dass Herr Jäger den Ball aufgenommen hat. Ich denke, das Thema wird immer wichtiger, damit man als Ersthelfer vor Ort so schnell wie möglich weiß, was zu tun ist“, lobt Thomas Nehr den unkomplizierten Charakter der Notfalldose.

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SOS-Notfalldose: Kleine Dose, große Wirkung

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SOS-Notfalldose: Kleine Dose, große Wirkung

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SOS-Notfalldose

Wozu? Um wichtige Informationen zu Erkrankungen, Allergien und Medikamenten schnell griffbereit zu haben, ist die SOS-Notfalldose ein sinnvolles Instrument. Auf einem Informationsblatt in der Dose sind solche wichtigen Informationen vermerkt, die möglichst stets aktuell gehalten werden sollten. Damit die Ersthelfer Bescheid wissen, weisen gleich zwei Aufkleber den Weg zur Dose, die stets in der Kühlschranktür aufbewahrt wird. Ein Aufkleber wird an der Wohnungstür, ein zweiter am Kühlschrank aufgeklebt. Weitere Informationen unter https://sos-info.com.

Woher? Erhältlich sind die Dosen für etwa fünf Euro bei Apotheken, der Ortsverein Sulzbach des DRK bietet die Dosen bei Veranstaltungen zum Selbstkostenpreis an: www.ov-sulzbach.drk.de. In den Rathäusern in Großerlach und Allmersbach im Tal werden sie kostenlos zur Verfügung gestellt.

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Erstellt:
6. April 2024, 06:00 Uhr

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