Spannende Blicke hinter die Kulissen
Eine TV-Doku zeigt einen Teil des Innenlebens der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der EM 2024. An diesem Samstag strahlt RTL den Film aus, bereits am Freitagabend gab es eine Kinopremiere in Stuttgart – mitsamt einem VfB-Trio.
Von Dirk Preiß
Stuttgart - Manch eine Szene könnte ja einen anderen Eindruck vermitteln. Gut also, dass Thomas Müller zwischendurch für Klarheit sorgt. „Wir haben“, sagt der Fußball-Weltmeister von 2014, „keine Pauschalreise gebucht.“ Stattdessen gehe es am Ende eben vor allem um eines: „Um Performance.“ Und wer seine Leistung nicht bringt, muss um seinen Platz fürchten. „Hört sich vielleicht hart an“, sagt Müller. Ist aber so. Auch bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft des Sommers 2024.
Bei der Europameisterschaft im eigenen Land ist der Tross des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) von Kamerateams begleitet worden. Herausgekommen ist die rund 90-minütige Dokumentation „Unser Team“, die an diesem Samstagabend (20.15 Uhr) bei RTL im Free-TV läuft. Und die am Donnerstag und Freitag in allen zehn EM-Städten vorab eine je einmalige Kinopremiere feierte. Mit Gästen, die selbst „Schauspieler“ waren.
Am Freitagabend jedenfalls saßen drei deutsche Nationalspieler des VfB Stuttgart im Kinosessel im Cinemaxx in Möhringen: Deniz Undav, Chris Führich und Maximilian Mittelstädt. Das Trio gehörte, wie der damalige VfB-Profi Waldemar Anton (jetzt Borussia Dortmund), zum EM-Kader. „Da kommen Gefühle wieder hoch. Das sind sehr schöne Erinnerungen“, sagte Mittelstädt beim Blick zurück am Freitagabend. So ging es auch Undav. „Mein schönster EM-Moment waren die Fangesänge bei meiner Einwechslung in Stuttgart. Das war der Wahnsinn“, sagte der Stürmer. Und Führich fügte an: „Das sind geile Bilder geworden. Sie zeigen auch einige interne Situationen. Man kann sich auf den Film freuen.“
Der Bundestrainer Julian Nagelsmann, gab, was in der Doku mehrfach zu sehen ist, seinen Spielern vor allem eines immer wieder mit auf den Weg: „Genießt es!“ Schließlich galt im Juni und Juli des vergangenen Jahres ja, was Maximilian Mittelstädt im Film ausspricht: „Diese Chance bekommst du nicht zweimal im Leben.“ Die Chance, ein solches Turnier im eigenen Land zu erleben.
Zahlreichen aktuellen Nationalspielern war es vergönnt, andere potenzielle Kandidaten waren vom Bundestrainer aussortiert worden. Dass Nagelsmann bei der Zusammensetzung des EM-Kaders nicht danebenlag, zeigen viele ausgelassene Szenen aus dem DFB-Quartier in Herzogenaurach. Es wird gespielt, geflachst, Unsinniges gemacht (David Raum: „Wir sind im Innern wie kleine Kinder“) – und irgendwann diskutierten die Nationalspieler, einen Hund fürs Camp aus dem Tierheim zu holen.
Robert Andrich hatte sich sogar bereit erklärt, das Tier danach zu sich zu nehmen, am Ende wurde nichts draus – trotz allem zeigt die Anekdote, dass es gepasst haben muss in diesem Team. Das sein Ziel am Ende dennoch verfehlte.
Dass trotz des unglücklichen Ausscheidens im Viertelfinale von Stuttgart gegen Spanien die Liebe der Deutschen zu ihrem Fußball-Nationalteam neu entfacht worden ist, zeigen aber zahlreiche Szenen der Dokumentation, die nicht im Stadion oder im Trainingscamp abgedreht worden sind. Sondern im Krankenhaus, in der Konzerthalle, bei der Bundeswehr, auf dem Kreuzfahrtschiff, während der Fanmärsche, auf dem Leuchtturm und sogar im Frauengefängnis. Deutschland und seine Menschen fieberten wieder leidenschaftlich mit ihren Helden in kurzen Hosen.
Auch mit jenen, die der VfB Stuttgart entsandt hatte. Fünf waren es in der Vorbereitung auf die EM, beim Turnier dann die erwähnten vier ohne den Torhüter Alexander Nübel. Im Film verhält es sich ähnlich wie während der Spiele. Chris Führich und Deniz Undav spielen eher Nebenrollen, Maximilian Mittelstädt setzt den einen oder anderen Akzent. Der Spielort Stuttgart dagegen kommt noch einmal groß raus. Etwa, als Ilkay Gündogan die Atmosphäre rund um das zweite Gruppenspiel gegen Ungarn lobt.
„Da war schon beim Aufwärmen eine unfassbare Stimmung“, sagt der damalige Kapitän, „das habe ich so in meiner Nationalmannschaftskarriere noch nie erlebt.“ Aber er kann sie wieder erleben – trotz seines Rücktritts.
An diesem Samstagabend im Fernsehen.