Spaß und Freude an Lärm und Gewusel

Karrieren abseits des Sports (18): Nicht nur im Beruf, sondern auch bei ihrem Hobby dreht sich für die Weissacherin Tanja Weller sehr viel um die Arbeit mit Kindern. Der Handball und das Vereinsleben als gute Schule für die Tätigkeit im Kindergarten.

Tanja Weller geht fast immer mit Vergnügen ihrer Arbeit mit ihren jungen Schützlingen im Kindergarten und auch im Verein nach. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Tanja Weller geht fast immer mit Vergnügen ihrer Arbeit mit ihren jungen Schützlingen im Kindergarten und auch im Verein nach. Foto: T. Sellmaier

Von Uwe Flegel

„Die Arbeit mit Kindern hat mir schon immer Spaß gemacht.“ So viel Freude, dass es Tanja Weller gleich im Doppelpack genießt: als Kindergartenleiterin in Winnenden und als Trainerin der Handballminis der SG Weissach im Tal. „Der untere Altersbereich liegt mir einfach“, erklärt die 28-Jährige. Das Gewusel und das Lärmen von Kindern sind für sie nichts, was ihr den letzten Nerv raubt.

Der Handballsport war schon immer ein wichtiger Bestandteil in Wellers Leben. Als E-Jugendliche hat sie bei dem Verein aus dem Täle damit begonnen. Bis heute ist sie Hobby und Verein treu geblieben. „So langsam fehlt mir meine Mannschaft“, bekennt Tanja Weller, dass sie es gerne sehen würden, wenn die Zwangspause wegen des Coronavirus nun dann doch bitteschön mal ein Ende hat. Dabei „habe ich es schon ein Weilchen genossen, diesen Zeitstress nicht zu haben“, diese permanente Pendelei zwischen der täglichen Arbeit und dem eigenen Training bei der in der Bezirksklasse beheimateten Frauenmannschaft sowie bei den Minis der SG Weissach.

Wobei die Pandemie auf den Beruf zeitlich keine großen Auswirkungen hatte. Eher bedeuten der ständige Blick auf Inzidenzzahlen, der Wechsel zwischen Regelbetrieb, Teilregelbetrieb und Notbetreuung für eine Kindergartenleiterin einen nicht zu unterschätzenden organisatorischen Mehraufwand. Da fehlt die eine oder andere ausgefallene Trainingseinheit nur bedingt. Zumindest eine gewisse Zeit lang. Doch davon ist nun genug verstrichen, findet Tanja Weller.

Nun hätte sie ihre kleinen Schützlinge sowie ihre Mitspielerinnen wieder gerne tagsüber und am Abend um sich. Obwohl sie durchaus eingesteht, dass „es Tage gibt, da strengt es unheimlich an, immer die Geduld aufzubringen, den Kindern gerecht zu werden“. Es sind Ausnahmen. Für Tanja Weller überwiegt bei ihrer Arbeit die Zeit, in der „ich mich freue und den Stress völlig vergesse“. Eine Geduld und Gabe, die sie mit dem Handball verdankt, betreute sie doch bereits von jung an Kinder. „Als 15-Jährige habe ich als Co-Trainerin mit Nicole Huraj bei der E-Jugend mitgemacht.“ Bis heute hat sie den Spaß daran nicht verloren. Neben ihrer Tätigkeit als Übungsleiterin der Minis engagiert sich die frühere Jugendsprecherin in ihrem Heimatverein auch im Ausschuss, in dem „ich die Belange der jüngeren Jahrgangsstufen vertrete“.

Bei der SG Weissach im Tal ist die 28-Jährige seit vielen Jahren sowohl als Spielerin der Frauenmannschaft wie auch als Trainerin der Handballminis am Ball. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Bei der SG Weissach im Tal ist die 28-Jährige seit vielen Jahren sowohl als Spielerin der Frauenmannschaft wie auch als Trainerin der Handballminis am Ball. Foto: A. Becher

Die Arbeit mit den Kids war ein erster Fingerzeig, welcher Beruf es mal werden könnte. Vollends entscheidend sei das Freiwillige Soziale Jahr an der Fellbacher Fröbel-Schule gewesen, erzählt die Rechtshänderin, die bei der SGW als Allrounderin bereits jede Position gespielt hat. Sogar im Tor hat sie schon gestanden. „Teamgeist, Kommunikationsfähigkeit und die Eigenschaft, Verantwortung zu übernehmen, habe ich im Sport gelernt“, sagt die gebürtige Backnangerin.

Das Einordnen in eine Gruppe ist das, was ihr der Verein wie auch das Studium der Kindheitspädagogik in Schwäbisch Gmünd ebenso mitgegeben haben wie den Fakt, dass der Nachwuchs auch Freiheiten braucht: „Man muss sie mal toben und rennen lassen.“ Vor allem zu Beginn des Tages oder einer Übungsstunde. Wobei das nur ein Teil der Wahrheit ist. Der andere lautet: Es muss feste Regeln geben, die man Kids zum Beispiel mit einer Art sich ständig wiederkehrender Rituale nahebringen kann, wie Weller weiß.

Bleibt die Frage, wie pflegeleicht für einen Coach eine wie sie ist. Eine, die selbst Trainerin ist, die es dank ihrer Arbeit im Kindergarten gewohnt ist, Gruppen anzuleiten. „Das ist schon zweischneidig“, bekennt die 28-Jährige, schmunzelt und erklärt: „Ich kann mich einerseits in den Trainer, seine Entscheidungen und sein Verhalten reinversetzen und verstehe sie vielleicht besser.“ Andererseits hatte sie auch schon Übungsleiter, denen sie gerne mal einen Tipp für den Umgang mit ihr und ihren Mitspielerinnen gegeben hätte. Denn ihre Trainer hätten es nicht immer ganz so einfach, sagt Weller lachend und erklärt: „Bei uns Frauen geht’s manchmal schon recht wuselig und geschwätzig zu.“ Wie eben auch bei kleinen Jungs und Mädels. Egal ob im Kindergarten oder im Handball. Spaß macht der Weissacherin ohnehin beides.

In dieser Serie stellen wir Athleten in ihrem Berufsalltag vor. Dabei geht es um bekannte Sportler und um solche, die ungewöhnliche Jobs haben oder bei der Arbeit besonders erfolgreich sind. Weitere Kandidaten können sich unter sportredaktion@bkz.de melden.

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Erstellt:
22. Mai 2021, 11:30 Uhr

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