Spendenbereitschaft ist überwältigend
BKZ-Leser helfen: 100000-Euro-Spendenscheck übergeben – Schwerpunktprojekte und zahlreiche Einzelfallhilfen
Es ist einer der angenehmsten Termine vor Weihnachten: Vor der endgültigen Bilanz der Aktion „BKZ-Leser helfen“ gab es eine symbolische Scheckübergabe im technischen Betrieb der Backnanger Kreiszeitung. Jedes Jahr werden andere Projekte und Institutionen bei dieser Weihnachtsspendenaktion gefördert – die überwältigende Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist nach wie vor ungebrochen. Rund 100000 Euro sind bisher auf den Spendenkonten eingegangen, jeden Tag kommen weitere Spenden dazu – die Aktion läuft bis Mitte Januar.
Von Yvonne Weirauch
BACKNANG. Es sei für ihn immer zu dieser Zeit einer der angenehmsten Termine und eine besondere Freude, einen so illustren Kreis von Vertretern der vom Vorstand des Vereins „BKZ-Leser helfen“ ausgesuchten Einrichtungen begrüßen zu dürfen, freute sich Werner Stroh, Verleger und Vorsitzender des Vereins. „Die Leser lassen uns nicht im Stich, die Spendenbereitschaft ist auch in diesen nicht immer ganz leichten Zeiten ungebrochen“, so Stroh. Mittlerweile sei man im 25. Jahr dieser Weihnachtsspendenaktion. „Auch in diesem Jahr können wir vor Weihnachten schon verkünden: Es sind rund 100000 Euro auf den Konten eingegangen.“ Stroh dankte an dieser Stelle allen Spendern ganz herzlich für ihre Unterstützung. Kornelius Fritz, Redaktionsleiter der Backnanger Kreiszeitung, bekräftigte: „Es ist eine wichtige Aktion, es wird ein breites Spektrum mit den Spenden abgedeckt. Im vergangenen Jahr haben wir am Schluss mit rund 136000 Euro einen Rekord gebrochen. Ob wir das diesmal auch wieder schaffen, weiß natürlich niemand, aber wir würden es uns wünschen.“ Man merke, dass die Menschen „gerne geben“, dass sie ein offenes Ohr für Ideen und die Bereitschaft zu helfen hätten. „Der Trumpf dieser Aktion ist, dass das Geld in der Region bleibt und ohne Abzug sein Ziel erreicht“, so Fritz. Zudem sprach er einen Vorteil an, den eine Zeitung bei einem solchen Unternehmen hat: Sie sorgt nicht nur im Vorfeld für Transparenz, indem sie die Projekte vorstellt. Vielmehr versprach der Redaktionsleiter, auch dranzubleiben und zu berichten, wie sich die unterstützten Vorhaben entwickeln. „Nicht nur die Spenden großer Firmen tragen zur Umsetzung vieler Projekte bei, auch die Einzelspenden von Lesern summieren sich zu einer beachtlichen Summe“, sagte Fritz. Wie in jedem Jahr habe man Schwerpunktprojekte ausgewählt. Dazu zählen die Unterstützung des Frauenhauses, des Hospizes, des EH-Mobils, der Einführung der digitalen Funktechnik des Deutschen Roten Kreuzes und des Defi-Projekts.
Auch die Fördertöpfe, die von der Aktion „BKZ-Leser helfen“ mehreren Institutionen zur Verfügung gestellt werden, ermöglichen schnelle und unbürokratische Hilfen. Den Zuständigen vor Ort erleichtert dies die Arbeit sehr. So berichtete Ursula Urbanski, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Rems-Murr, dass der Spendenbetrag für Neuanschaffungen für das Wilhelm-Traub-Haus im Backnanger Plattenwald gedacht ist: „Aufgrund von anderen Vorhaben mussten diese Neuanschaffungen zurückstehen. Nun haben wir aber dank der Spende die Möglichkeit, die Betten auszutauschen und noch viele andere kleine Dinge anzuschaffen“, so Urbanski.
Wolfgang Sartorius, geschäftsführender Vorstand der Erlacher Höhe, freute sich, berichten zu dürfen, dass man mit der Spende vom vergangenen Jahr sein Vorhaben umsetzen konnte: „Wir haben ein grünes Wohnzimmer im Freien geschaffen, das das seelische Wohlbefinden fördert.“ Die Spende habe so viel Ansporn ausgelöst, dass Ehrenamtliche sogar noch selbst Hand im Garten angelegt hätten und beispielsweise den Bodenbelag gepflastert hätten. Diesmal werde das EH-Mobil unterstützt. Vor etwa zwei Monaten wurde das 20-jährige Bestehen des EH-Mobils gefeiert. Die mobile Tagesstätte der Erlacher Höhe versorgt seit 1999 bedürftige Menschen mit warmen Mahlzeiten und Getränken. Sozialarbeiter helfen zudem in verschiedensten Problemlagen. Um das Angebot aufrechterhalten zu können, sei man auf Spenden angewiesen – „zumindest vorerst noch“.
Der DRK-Ortsverein Backnang benötigte ein zweites Rettungsfahrzeug. „Das haben wir im Frühjahr dieses Jahres angeschafft“ – der Vorsitzende Klaus-Dieter Fackler erläuterte, wohin die Spende vom vergangenen Jahr floss. Nun sei der Digitalfunk das Hauptthema, der ausgebaut werden müsse. „Wir möchten unsere beiden Fahrzeuge damit ausstatten“, so Fackler und beschrieb in knappen Worten die vielen Vorteile, die dieser digitale Funk mit sich bringt.
Martina Zoll von der Diakoniestation Weissacher Tal erzählte, dass zum einen viele Einzelmaßnahmen mit dem Geld bedacht werden, aber hauptsächlich zwei Anliegen unterstützt werden: der Rollstuhltransport für die Tagespflege und das Angebot für die Demenzgruppen.
Natascha Bobleter, Geschäftsführerin der Diakoniestation Mittleres Murrtal, erklärte, dass die Diakoniestation das Geld unter anderem für Anschaffungen für die Demenz-Betreuungsgruppen verwenden wird. Außerdem müsse man in der Familienpflege wieder bei Notfällen eingreifen, so zum Beispiel, wenn ein Mensch aus dem Krankenhaus nach Hause kommt und daheim nicht mehr alleine klarkommt. Bobleter: „Da organisieren und helfen wir.“ Darum gehe es in den meisten der bei der Spendenaktion bedachten Einrichtungen.
Das Frauen- und Kinderschutzhaus des Rems-Murr-Kreises wird durch die Spendenaktion der BKZ einen lange gewünschten Spielplatz bauen. Die oft dramatischen Schicksale der Frauen seien meist schon sehr groß, wenn dann noch Kinder im Spiel sind, seien es bedrückende Zustände, so DRK-Kreisgeschäftsführer Sven Knödler. Deshalb solle ein Spielplatz direkt am Haus den Kindern nach der erlebten Gewalt wieder zum Lachen verhelfen. „Wir wollen Kindern eine Insel mit verschiedenen Bereichen schaffen, die zu einem normalen Alltag zurückführt“, so Knödler. Was genau entstehen soll – ein Klettergerüst, ein großer Sandkasten oder auch eine Spielwiese –, stehe noch nicht endgültig fest: „Die Planungen haben jetzt erst begonnen, wir hoffen, dass wir 2020 in den Bau einsteigen können.“ Knödler betonte: „Das Frauenhaus wird nur bedingt finanziert. Für Kinder gibt es eigentlich gar keinen Platz. Ohne die BKZ wäre solch ein Bau von einem Spielplatz ganz einfach nicht möglich.“
„Gemeinsam gegen den Herzinfarkt“ – unter diesem Motto engagiert sich der Kardioverein Rems-Murr-Kreis. Der zweite Vorsitzende und Kardiologe Michael Sailer zeigte auf, wie wichtig ein Einsatz von Ersthelfern bei einem Herzinfarkt sein kann, und formulierte die Ziele des sogenannten Defi-Projekts: „Wir wollen Menschen schulen, mit Defis umzugehen und bei der Früherkennung eines Herzinfarkts richtig zu handeln“, sagte Sailer. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz wurde eine Defi-Karte entwickelt. Ziel sei es weiter, rund 200 Ehrenamtliche mit Defis auszustatten.
Für mehrere Einzelfälle werde die Spende beim Kreisjugendamt, Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe, verwendet, so Andrea Bubeck vom Kreisjugendamt und nannte ein Beispiel: „Wir haben einer Jugendlichen, deren Eltern schwer krank sind, ein Jugend-VVS-Jahresticket ermöglicht.“
Thomas Sixt-Rummel, Geschäftsführer der Katholischen Sozialstation Backnang, verdeutlichte, wie hilfreich die Spenden seien: „Wir werden das Geld ebenfalls für Einzelfälle verwenden.“ Aber auch das Angebot der Demenzgruppen solle ausgebaut werden – „und zwar sowohl für die Patienten wie auch für die pflegenden Angehörigen“. Zudem werde das Geld auch für die spezielle Ernährung von Pflegefällen eingesetzt, da die Nahrungsmittel oft sehr teuer seien.
Barbara Monauni vom Kreisdiakonieverband Backnang ging auf die Probleme von Hartz-IV-Empfängern ein: „Das Bett für das Kind könnte zu klein sein, eine Reparatur für das Auto, das man für den Weg zur Arbeit benötigt, könnte fällig sein – in solchen Fällen treten wir auf den Plan und unterstützen nach eingängiger Prüfung.“ Ebenso wolle man die Spenden dafür verwenden, wenn Kurmaßnahmen nötig sind, aber der zu zahlende Eigenanteil nicht aufzubringen ist.
Großen Dank für die Spende sprach auch Andrea Schreiber von der Evangelischen Diakoniestation Backnang aus. Dort, wo das Sozialfallsystem nicht schnell greife, wolle die Diakoniestation parat stehen. Schreiber: „Wir haben beispielsweise einen Flüchtling, eine ältere Frau, mit Winterkleidung versorgt, die sie nicht hatte. Für solche Fälle wollen wir diese finanziellen Mittel einsetzen. Ebenso für Menschen, die vielleicht aus dem Krankenhaus kommen und erst mal völlig hilflos zu Hause stehen. Da wollen wir mit Leistungen eintreten, um die Übergangszeit zu überbrücken.“
Der schönste Termin im ganzen Jahr sei dieses Treffen bei der BKZ, so Regine Wüllenweber, Leiterin des Amts für Familie, Jugend und Bildung der Stadtverwaltung Backnang. Auch diese Institution ist mit Einzelfällen konfrontiert, bei denen Handlungsbedarf besteht. „Es ist ein großes Geschenk, wenn man unbürokratisch helfen kann.“ Wüllenweber berichtete von einer älteren Dame mit kleiner Rente, die ihren Mann verlor: „Das Begräbnis wurde vom Landratsamt übernommen, wofür die Dame sehr dankbar war. Sie wünschte sich zudem noch einen Leichenschmaus in kleinem Rahmen, der aber einzig und allein an einem nicht zu bezahlenden Raum gescheitert wäre. Diesen Raum haben wir dann unbürokratisch finanziert. Es hätte der Frau das Herz gebrochen, wenn das nicht stattgefunden hätte.“
Über die „Kür-Finanzierung“ freute sich auch Heinz Franke, der in einer Doppelfunktion zur symbolischen Scheckübergabe erschienen war: Zum einen als Vorstandsvorsitzender des Vereins Kinder- und Jugendhilfe, zum anderen als geschäftsführender Vorstand der Hospizstiftung Rems-Murr. Auf der einen Seite werde das gespendete Geld für das Projekt Welcome eingesetzt, auf der anderen Seite möchte die Hospizstiftung am Backnanger „Haus des Lebens“ einen schönen Garten anlegen und so den Gästen schöne Momente ermöglichen: „Unser Ziel ist nicht nur eine grüne Wiese und Bäume, sondern ein Platz mit Lebens- und Aufenthaltsqualität, mit einer Überdachung, mit Wasserspielen und Ähnlichem. Es sollte auch möglich sein, unsere Gäste mit dem Bett hinauszufahren, damit sie draußen sein können.“
Die Spendenaktion „BKZ-Leser helfen“ läuft bis Mitte Januar 2020. Jeder Spender wird namentlich in der BKZ genannt, samt Wohnort. Wer das nicht möchte, sollte dies auf dem Überweisungsträger vermerken.