Sport gegen Diabetes
Kurzes, intensives Training kann laut Studie das Risiko senken
Glasgow /STN - Wenig Sport, aber dafür intensiv – das könnte schon reichen, um das Risiko für Diabetes vom Typ 2 zu mindern. Wissenschaftler von der Universität Glasgow haben dies in einer kleinen Studie an zehn Männern herausgefunden. Sich beim Krafttraining in kurzer Zeit zu verausgaben sei demnach genau so effektiv wie längere, aber weniger intensive Trainingseinheiten von einer Dreiviertelstunde, schreiben die Autoren. Die Ergebnisse wurden nun im Fachjournal „Experimental Physiology“ veröffentlicht. Ihre Aussagekraft sei aber beschränkt, urteilt eine deutsche Expertin.
In der Studie untersuchten die Wissenschaftler, wie sich die Insulinempfindlichkeit von zehn übergewichtigen, ansonsten aber gesunden Männern änderte, während sie ein sechswöchiges Trainingsprogramm absolvierten. Bei einer nachlassenden Insulinempfindlichkeit steigt das Risiko für Diabetes, andersherum sinkt es. An drei Tagen in der Woche mussten die Teilnehmer jeweils 15 Minuten intensives Krafttraining wie Armbeugen und Beinpressen durchführen. Die Insulinempfindlichkeit der Teilnehmer stieg daraufhin um 16 Prozent, berichten die Glasgower Wissenschaftler. Zudem bauten die Teilnehmer Muskeln auf: Größe und Stärke der Muskeln hätten deutlich zugenommen, heißt es.
Insulin senkt den Blutzuckerspiegel, indem es die Zellen anregt, Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Bei Diabetes Typ 2 ist dieser Prozess gestört und die Zellen können die Glucose nicht mehr richtig aufnehmen. Diabetiker haben ein langfristig erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Begünstigt wird die Krankheit durch ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung. 80 bis 90 Prozent aller Menschen mit Diabetes vom Typ 2 sind übergewichtig.
Ein zentrales Problem: „Wie schafft man es, die Patienten zu motivieren, ihren Lebensstil zu verändern?“, sagt Cora Weigert, Diabetesforscherin am Universitätsklinikum in Tübingen. Die Autoren der Studie finden, dass kurze, wenig zeitaufwendige Trainingseinheiten besonders attraktiv und praxistauglich für Betroffene sein könnten. Auch Weigert teilt diese Ansicht, mahnt aber, die Ergebnisse nicht überzubewerten.
„Der Effekt ist eher schwach“, sagt sie. Dazu komme, dass in der Studie nur relativ junge Männer untersucht wurden, die überhaupt keine Anzeichen von Diabetes zeigten. „Die Studie zeigt nichts, was man nicht schon gewusst hat.“ Viele Arbeiten hätten bereits bewiesen, dass Ausdauer- und Krafttraining sowie kurze und sehr harte Trainingseinheiten – sogenanntes High Intensity Interval Training – die Insulinempfindlichkeit erhöhen. Durch regelmäßigen Sport und mithilfe einer gesunden Ernährung sei es grundsätzlich möglich, Diabetes Typ 2 zu verhindern oder in manchen Fällen auch ohne Medikamente zu leben, sagt Weigert. Zumindest dann, wenn die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten ist.