Stadt entscheidet über Standort für Satire-Skulptur zu S21
dpa Stuttgart. Am Bahnprojekt Stuttgart 21 scheiden sich die Geister. Einer neuen Skulptur zum Thema geht es nicht anders. Die große Satire-Figur des Künstlers Peter Lenk soll umziehen, Lenk ist dagegen. Kunst als Politikum. Nun entscheidet die Stadt.
In der Debatte um eine satirische Stuttgart-21-Installation in der Stadtmitte hat der Gemeinderat das Wort. Er muss entscheiden, ob die große Skulptur des Künstlers Peter Lenk vor dem Stadtmuseum umziehen soll wie geplant oder ob sie bleiben darf. Das Kunstwerk mit dem Titel „S 21. Das Denkmal - Chroniken einer grotesken Entgleisung“ hatte in den vergangenen Monaten die Gemüter in der Landeshauptstadt erhitzt. Es sollte eigentlich nur bis Ende März zu sehen sein. Das Thema wird heute (8.30 Uhr) im Verwaltungsausschuss beraten. Auch Lenk will sich dort äußern.
Der Bildhauer vom Bodensee will seine Skulptur für gerade diesen Ort vor dem Museum geschaffen haben und stellt sich gegen eine Alternative. Ein Kunstwerk müsse in die Umgebung passen, sagte Lenk vorab in der „Stuttgarter Zeitung“. Das Stadtpalais hat den Platz aber bereits eingeplant für eine eigene Sommer-Veranstaltung. Die Stadt schlägt Lenk einen Standort im neuen Viertel hinter dem Hauptbahnhof vor, den dieser vehement ablehnt.
Insgesamt sind auf der neun Meter hohen Skulptur mehr als 150 Figuren zu sehen, die an Akteure rund um das milliardenschwere Großprojekt erinnern sollen. Herzstück des Satire-Kunstwerks ist eine Figur, die an Laokoon aus der griechischen Mythologie angelehnt ist. Dieser hatte versucht, den Einzug des hölzernen Pferdes nach Troja zu verhindern, und wurde daraufhin von Schlangen umwunden und getötet. Lenks „schwäbischer Laokoon“ trägt die Züge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und ringt mit ICE-Waggons statt mit Schlangen.
Lenk hat bereits häufiger die Gemüter erhitzt mit oft unbekleideten Figuren, mit einem ungeschönten Blick auf Körperformen oder -teile wie dicke Bäuche, propere Hinterteile und hängende Brüste. Seine Werke zielen dabei meist auf Missstände in Politik und Wirtschaft und stets nimmt er auch die historische oder zeitgenössische Prominenz aufs Korn.
Das Bahnprojekt Stuttgart 21 umfasst den Umbau des Hauptbahnhofs und die Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm. Nach letzten Schätzungen soll der Mega-Bau 8,2 Milliarden Euro kosten. Der Protest gegen das Projekt hat wie kein anderes Thema die Stadtgeschichte der vergangenen Jahre geprägt.
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