Städtetag: mehr Landesmittel für Schulsozialarbeiter

dpa/lsw Stuttgart. Die Kommunen schätzen die Arbeit der Schulsozialarbeiter zunehmend. Aber die Landesförderung der Stellen lässt aus ihrer Sicht zu wünschen übrig. Die Opposition im Landtag springt den Kommunen bei.

Norbert Brugger spricht. Foto: picture alliance / dpa/Archivbild

Norbert Brugger spricht. Foto: picture alliance / dpa/Archivbild

Der Städtetag fordert mehr Unterstützung des Landes beim Ausbau der Schulsozialarbeit im Südwesten. Diese habe sich „vom Stigma für Brennpunktschulen zum Qualitätsmerkmal entwickelt“, sagte Städtetagsexperte Norbert Brugger der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Die Fördermittel des Bundesprogramms „Aufholen nach Corona“ seien eine gute Basis für eine ambitioniertere Förderung durch das Land. Dieses zahle bei weitem nicht mehr das 2012 vereinbarte Drittel der Personalkosten. Die FDP und die SPD im Landtag stellten sich am Montag hinter den Kommunalverband. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verlangte einen Stufenplan bis 2026 für 1000 neue Schulsozialarbeiterstellen. Das Sozialministerium hingegen erinnerte daran, dass Schulsozialarbeit eine Pflichtaufgabe der Kommunen sei. Bei der Landeshilfe handele es sich daher um eine freiwillige Leistung.

Trotz Inflation und Personalkostenerhöhungen stagniere die Landesförderung seit Jahren bei 16 700 Euro pro Stelle, monierte Verbandsvertreter Brugger. Bei einer realistischen Drittelfinanzierung wären aber 22 000 Euro aus der Landeskasse erforderlich. „Mit etwa 100 Millionen Euro pro Jahr werden die Kommunen daher weiter den Löwenanteil der Schulsozialarbeit übernehmen müssen“, kritisierte Brugger.

Die Sozialarbeiter greifen bei persönlichen Problemen, bei Mobbing, Scheidungskonflikten oder Drogenkonsum ein. Für die Schüler sind sie wichtige Ansprechpartner, weil sie ihnen keine Noten geben. Die Fachkräfte entlasten damit die Lehrer. Rund 3000 Schulsozialarbeiter gibt es derzeit an den knapp 5000 Schulen zwischen Main und Bodensee. „Schulsozialarbeit muss endlich im Schulgesetz verankert, dadurch dauerhaft gesichert und angemessen vom Land finanziert werden“, forderte Brugger.

Der Bund will mit seinem für das Land mit 19 Millionen Euro verbunden Programm neue Stellen schaffen und vorhandene aufstocken - allerdings begrenzt auf zwei Jahre.

Aus Sicht von GEW, SPD und FDP hat die Pandemie noch einmal gezeigt, wie unverzichtbar Schulsozialarbeit sei. Sie leiste einen erheblichen Beitrag zum Ausgleich sozialer Benachteiligung, sagte GEW-Landeschefin Monika Stein. „Das muss bereits in den Haushalt, der jetzt dem Landtag vorliegt, aufgenommen werden“. Die SPD-Fraktion will sich bei den Haushaltsberatungen für die Drittelfinanzierung einsetzen. Deren jugendpolitischer Sprecher Andreas Kenner forderte - ähnlich wie die FDP - für Kinder und Jugendliche die erforderliche Hilfe, um den Schulalltag mit all seinen Herausforderungen zu meistern. Das Sozialministerium verwies darauf, dass es für das aus seiner Sicht erfolgreiche Förderprogramm im Jahr 2022 Mittel von rund 31,6 Millionen Euro bereitstellen wolle.

© dpa-infocom, dpa:211115-99-00695/3

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Erstellt:
15. November 2021, 06:17 Uhr

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