Deindustrialisierung in Deutschland

Starker Rückgang der Aufträge in der Industrie im November

In der deutschen Industrie gehen die Aufträge erneut zurück - und das stärker als erwartet. Doch es gibt auch einen Lichtblick.

Im Fahrzeugbau und anderen Industriebranchen fehlt es an Aufträgen. (Symbolbild)

© imago images/Hans-Günther Oed/imago stock&people via www.imago-images.de

Im Fahrzeugbau und anderen Industriebranchen fehlt es an Aufträgen. (Symbolbild)

Von reb/AFP/dpa

Die deutschen Industriebetriebe haben einen weiteren Rückschlag beim Auftragseingang verzeichnet. Im November gingen die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe im Monatsvergleich um 5,4 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mitteilte.

Analysten hatten zwar einen Rückgang erwartet, waren im Schnitt aber nur von einem leichten Dämpfer um 0,2 Prozent ausgegangen. Allerdings verzerrten Großaufträge das Bild. So wären die Bestellungen ohne Berücksichtigung von Großaufträgen im Monatsvergleich um 0,2 Prozent höher ausgefallen.

58,4 Prozent Rückgang bei Großaufträgen

Im Oktober war der Auftragseingang leicht zurückgegangen und im September stark gestiegen. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich ergab sich ein Anstieg der Aufträge um 1,7 Prozent.

„Insbesondere im sonstigen Fahrzeugbau zeigte sich erneut der Einfluss von stark schwankenden Großaufträgen“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Der Bereich, der Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge umfasst, wies laut Statistik im November ein Minus von 58,4 Prozent aus. Im Kfz-Bereich blieb der Auftragseingang weitgehend konstant.

So geht es anderen Industriebranchen Deutschlands

Auch die Auftragseingänge in den anderen Branchen hatten vergleichsweise wenig Einfluss auf das Gesamtergebnis. Im Maschinenbau gab es ein Plus von 1,2 Prozent, in der Chemieindustrie gingen 1,7 Prozent mehr Aufträge ein. In der Metallerzeugung und -bearbeitung sank der Auftragseingang um 1,2 Prozent und in der Pharmaindustrie stärker, um 7,2 Prozent.

Im November liefen verglichen mit dem Vormonat 10,8 Prozent weniger Aufträge aus dem Ausland bei den Firmen in Deutschland ein, die Bestellungen aus dem Inland legten indes um 3,8 Prozent zu. „Hohe Kosten, Steuern und Bürokratie belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen“, erklärte der Konjunkturexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Jupp Zenzen. Besonders Kunden aus Ländern außerhalb der EU hielten sich demnach zurück. Aber auch die Aufträge aus dem Inland „bleiben trotz leichter Verbesserung auf einem niedrigen Niveau“. Das seien keine guten Voraussetzungen für das neue Jahr.

Deutsche Wirtschaft schwächelt weiterhin

Im Dreimonatsvergleich indes legte die Auslandsnachfrage um 6,3 Prozent zu, während die Inlandsnachfrage um 4,8 Prozent sank. Das Bundeswirtschaftsministerium sah die Auslandsbestellung daher „weiter aufwärtsgerichtet“.

ING-Analyst Carsten Brzeski sieht trotz „weiterer technischer Erholungen“ noch „keine Trendwende für die deutsche Industrie“. Vielmehr bestätigten die Zahlen die Schwäche der deutschen Wirtschaft und eine „leichte Winterrezession“. Auch das Bundeswirtschaftsministerium erwartet keine nachhaltige Belebung der Industriekonjunktur zur Jahreswende.

Zum Artikel

Erstellt:
8. Januar 2025, 11:42 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen