Stars gaben sich die Klinke in die Hand
Serie: Bewegende Sportmomente Beim Desso DLW Cup gastierten sieben Jahren lang große Namen im Aspacher Fautenhau
Schalke, Leverkusen, Mönchengladbach. Dazu bis zu 10000 Besucher, die an den drei oder vier Turniertagen aufs Sportgelände strömten. Große Namen im Fußball machten im Fautenhau auch schon Station, als die SG Sonnenhof noch in der Landesliga um Punkte kämpfte. Von 1995 bis 2001 lockte der Desso DLW Cup Nationalspieler, Meistertrainer und Stars von morgen nach Großaspach.
Von Uwe Flegel
Uli Ferber erinnert sich noch gerne an die sieben Jahre und sagt schmunzelnd: „Da gibt es einige nette Anekdoten.“ Erzählen will er sie nicht groß. Nur so viel: „Den Toni Schumacher mussten wir mal sofort nach dem Spiel nach Völkleshofen fahren, weil er von dort mit dem Hubschrauber dringend zu einem anderen Termin musste.“ Trainer des Zweitligisten Fortuna Köln war der Europameister und zweimalige Vizeweltmeister damals. Er war aber nicht der einzige Ex-Nationaltorwart, der im Fautenhau zu Gast war. Auch seine Vorgänger Wolfgang Kleff und Weltmeister Sepp Maier standen in Aspach bei Einlagespielen auf dem Platz oder übten bei einem Schautraining mit dem Torwartnachwuchs.
Der Desso DLW Cup war mehr als ein Turnier mit großen und weniger großen Namen. Fester Bestandteil waren attraktive Einlagespiele wie gegen den frischgebackenen Uefa-Cup-Sieger Schalke 04 (1997) mit Trainer Huub Stevens, den deutschen Vizemeister Bayer 04 Leverkusen und Christoph Daum (1999), den Erstligisten TSV 1860 München mit Trainer Werner Lorant (1996), oder den kroatischen Vizemeister Hajduk Split (1998). Es gab Länderspiele zwischen den deutschen sowie den dänischen U-20-Fußballerinnen (1997). Und: Das usbekische Nationalteam sowie andere exotische Mannschaften waren ebenso zu Gast wie der türkische Erstligist Antalyaspor mit Ex-Nationalspieler Maurizio Gaudino. Selbstverständlich kamen auch Musik und Show nicht zu kurz. Im Fautenhau gab es ein Programm für die ganze Familie rund um und mit dem Fußball.
Das Konzept lockte die Zuschauer an und das Turnier „war sofort ein Publikumsmagnet“, erinnert sich Uli Ferber und denkt nur zu gerne an den Juli 2001, als Hans Meyer mit Borussia Mönchengladbach am Start war und als Dritter den Zweitligisten KSC und Waldhof Mannheim den Vortritt lassen musste. Dahinter die Stuttgarter Kickers (Regionalliga), das brasilianische Team aus Tubarao und der niederländische Ehrendivisionär NEC Nijmegen mit dem ehemaligen Weltklassefußballer Johan Neeskens als Trainer. Was bei der damaligen Siegerehrung vor 17 Jahren noch keiner ahnte: Es war der letzte Desso DLW Cup.
„Es war immer schwieriger geworden, höherklassige Mannschaften zu finden, die bereit waren, auf Kunstrasen zu spielen“, erklärt Initiator Ferber. Ein Problem, schließlich spielte eben jener Untergrund eine entscheidende Rolle. Denn die Idee für das Turnier entstand, „als wir im Fautenhau den ersten Kunstrasenplatz gebaut haben“, erzählt der Hotelier. Er und der aus Sulzbach stammende Desso-DLW-Prokurist Bernd Wutzer waren die Gründerväter. Der Kunstrasenhersteller aus Bietigheim-Bissingen suchte ein Vorzeigeobjekt, bei dem das künstliche Grün der Firma unter Wettkampfbedingungen präsentiert werden konnte. Doch je attraktiver die teilnehmenden Teams wurden, umso weniger hatten die Lust auf Kunstrasen. „Irgendwann haben wir den Kompromiss gemacht, dass die Vorrunde oben gespielt wurde und es danach unten weiterging“, sagt Ferber.
Oben ist dort, wo heute das Drittliga-Stadion steht. Unten befindet sich mittlerweile ein Kunstrasenplatz. Damals war es das mit Naturrasen bestückte Hauptspielfeld. Im Fautenhau hat sich seit den Zeiten des Desso DLW Cups nicht nur sportlich viel getan. Uli Ferber erinnert sich gerne an jene Jahre direkt im Anschluss an die Gründung der SG Sonnenhof Großaspach zurück. „Es war eine schöne Zeit. Auch wenn das Turnier und das Drumherum drei Wochen Vollgas bedeuteten, nach denen du dich immer wieder gefragt hast: Warum machst du das?“ Um kurz darauf mit der Planung fürs nächste Turnier zu beginnen und wieder die Vereinsmitglieder ins Boot zu holen. „Wir haben alles mit Ehrenamtlichen geschafft“, sagt der 59-Jährige stolz.
Eines steht für Ferber allerdings fest: „Einen solchen Aufwand kannst du heute nicht mehr betreiben. Du bekommst auch diese Mannschaften für so ein Turnier nicht mehr.“ Was funktioniere, seien Veranstaltungen wie der Drei-Ligen-Cup, bei dem neben Großaspach vor drei Monaten noch der Zweitligist Greuther Fürth sowie Erstligist VfB Stuttgart zum Blitzturnier im Fautenhau gastierten. Für Uli Ferber ein positives Beispiel und ein Konzept, das dafür taugt, die „Nachfolge des Desso DLW Cups anzutreten“.
In dieser Serie geht es um Sportereignisse, die im Murrtal und über die Region hinaus bedeutend waren. Zu denen die Zuschauer strömten oder die länger ein fester Teil der Sportszene waren. Wer Vorschläge hat, darf sich gern per E-Mail (sportredaktion@bkz.de) oder Telefon (07191/808-123) melden.