Nach Schiffsunfall in Mannheim
Statik-Prüfung von Brücken: So funktioniert das
Nach einem Schiffsunfall wie jetzt bei Mannheim auf dem Altrhein muss ein Sachverständiger klären, wie schwer die Schäden an einer Brücke sind. Wir erklären, wie solche Statik-Prüfungen ablaufen.
Von Markus Brauer/dpa
- Nach einem Unfall mit einem Schiff in Mannheim ist die Diffenébrücke über den Altrhein für den Verkehr gesperrt. Das Binnenschiff war nach Angaben der örtlichen Feuerwehr mit dem Steuerhaus an der Klappbrücke hängengeblieben, dabei wurde das Steuerhaus abgerissen.
Zwei auf dem Schiff befindliche Autos seien durch den Zusammenstoß in den Industriehafen geschoben wurden, sagte ein Sprecher. Das Steuerhaus sowie die beiden Autos befänden sich derzeit im Wasser.
Wichtige Klappbrücke für den Verkehr
Die Diffenébrücke ist eine Klappbrücke mit Straßen- und Bahnverkehr, die den Industriehafen und die Friesenheimer Insel erschließt. Die Ausleger der Brücke können nach oben geklappt werden. Wenn sich ein Schiffsführer mit dem Wasserstand verrechne, habe er nicht genug Platz und das Steuerhaus könne abreißen, erklärte der Feuerwehrsprecher.
Bis zur statischen Begutachtung gesperrt
Das Schiff sei auf dem Altrheinhafen in Richtung des Industriehafens unterwegs gewesen, teilte die Polizei mit. Warum es mit der Brücke zusammenstieß, sei bislang unklar. Verantwortliche des Hafenamts und der Stadt seien da sowie eine Bauingenieurin, um die Brücke zu prüfen. Der Schiffsverkehr sei eingeschränkt. Laut der Internetseite der Stadt Mannheim wurde die Brücke erst Anfang der Woche überprüft.
Das Ausmaß und die Höhe des Schadens an der Brücke seien bislang nicht bekannt. Für den Verkehr sei die Brücke bis zur statischen Begutachtung in beide Fahrtrichtungen gesperrt.“
Wie wird die Stabilität einer Brücke nach einem Schiffsunfall festgestellt?
Zuerst wird der Ingenieur klären, welche Schäden die Brücke erlitten hat. Dafür schaut sich der Sachverständige die Brücke genau an und stellt fest, ob die Lager beschädigt sind oder die Konstruktion, sofern sie aus Stahl besteht, verbogen wurde. Nach dieser ersten optischen Prüfung kann man recht gut beurteilen, ob die Standsicherheit eines Bauwerks gefährdet ist.
Gibt es Unterschiede bei den Materialien Stahl und Beton?
Die für den Brückenbau verwendeten Materialien – Stahl oder Beton – sind von großer Bedeutung. Bei Stahlbrücken sieht man die Schäden schon von außen. Bei Stahlbeton können die Schäden auch im Kern der Brücke liegen, beispielsweise wenn es zu Verformungen im Innern des Materials gekommen ist. Die Risse würden sich auch außen zeigen. Wie weit sie nach innen gehen, müsste man genauer überprüfen.
Wie geht der Sachverständige in solchen Fällen konkret vor?
Um die Schäden an einer Brücke genauer zu untersuchen, werden zum Beispiel Kernbohrungen durchgeführt werden. So kann man feststellen, wie tief die Risse im Baumaterial sind. Es gibt auch ein Monitoring, um Schäden festzustellen. Dabei misst man Deformationen, Veränderungen der Form oder der Dimension eines Bauobjekts. Mit Hilfe spezieller Instrumente werden Verschiebungen oder Bewegungen des Bauwerks in Lage und Höhe untersucht.
Wie lange kann die Überprüfung dauern?
Das kann länger dauern – je nachdem, wie schwer die Schäden an der Konstruktion sind. Wenn gravierende Schäden vorhanden sind, muss geklärt werden, inwieweit die Standsicherheit der Brücke beeinträchtigt ist.
Wer übernimmt solche Aufgaben?
Es gibt dafür keine speziellen Ingenieure. Solche Prüfungen gehören zu den normalen Aufgaben von Ingenieurbüros, die sich mit Stahl und anderen Materialien befassen. Der Sachverständige muss klären, ob eine Gefahrensituation vorliegt und wie gravierend sie ist. Dafür muss klar sein, wie stark die Wucht des Aufpralls war. Das kann man auch anhand der Schäden am Schiff feststellen.
Was sind mögliche Optionen?
Möglicherweise wird die Brücke für den Autoverkehr gesperrt, aber die Schiffe dürfen weiterhin durchfahren. Diese Entscheidung kann nur der Gutachter vor Ort treffen. Im aktuellen Fall hat der Sachverständige erklärt, dass keine Schäden entstanden sind, die den Schiffs- und Autoverkehr gefährden.