Stegmaier in Kirchberg: Mehr als ein Schreibwarengeschäft
Bei Petra Ebinger im Spiel- und Schreibwarengeschäft Stegmaier in Kirchberg an der Murr gibt es Briefmarken, Schreibutensilien und Puzzle – aber dazu gibt es noch sehr viel mehr: Der kleine Laden ist eine Sammelstelle für Hilfsprojekte, manchmal auch eine Vermittlung. Und ein nettes Gespräch ist immer möglich.

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Petra Ebinger in ihrem Spiel- und Schreibwarengeschäft in der Ortsmitte von Kirchberg an der Murr. Foto: Alexander Becher
Von Simone Schneider-Seebeck
Kirchberg an der Murr. Stegi? Dieses Wort ist bestimmt für jeden kleinen und großen Bewohner Kirchbergs ein Begriff. Dahinter verbirgt sich ein Schreib- und Spielwarengeschäft und auch die örtliche Postfiliale ist hier zu finden. Doch Stegmaier ist noch viel mehr. Eröffnet wurde der heimelige kleine Laden am 11. Juli 2001. Diese Zeit ist Besitzerin Petra Ebinger noch gut im Gedächtnis. Nicht nur weil in der ersten Schulwoche nach den Sommerferien wegen der Schulkinder, die sich mit Schulbedarf eindeckten, viel los war, sondern auch wegen des Anschlags auf das World Trade Center. „Das war eindrücklich damals“, erinnert sich Petra Ebinger, die damals noch Stegmaier hieß. Man ahnt, woher das Geschäft, nein, eher die Institution ihren Namen hat.
Eigentlich wollte sich Petra Ebinger zuerst gar nicht selbstständig machen
Dabei war sie selbst nicht einmal die treibende Kraft hinter der Geschäftseröffnung. Die Idee hatte ihr damaliger Mann. Petra Ebinger selbst, mit kaufmännischer Ausbildung und auch Erfahrung als Materialdisponentin, wollte sich eigentlich gar nicht selbstständig machen. Bereits ihr Vater und auch ihr Großvater hatten ein eigenes Geschäft gehabt, sie wusste also von Kindesbeinen an, was auf einen eigenständigen Unternehmer zukommen kann. Doch sie hat sich überzeugen lassen – zum Glück für Kirchberg. Und während nach einem Jahr ihr damaliger Mann sogar schon wieder darüber nachdachte, das Geschäft zu schließen, kam das mittlerweile für sie überhaupt nicht mehr infrage.
Petra Ebinger hat ihre Berufung gefunden. Einerseits brachte sie mit der kaufmännischen Ausbildung schon ein gewisses nützliches Vorwissen mit. Andererseits: „Ich brauche auch das Soziale“, sagt sie. „Und das habe ich beides im Laden.“ Eine perfekte Kombination. Sie möchte diesen täglichen Umgang mit den Menschen im Dorf nicht mehr missen. Besonders gut gefallen ihr der zwischenmenschliche Kontakt und die Vielseitigkeit. Anfangs war der Laden noch etwas kleiner als heute, der Raum, in dem nun die Spielwaren ihren Platz haben, war ursprünglich als Einliegerwohnung genutzt worden. Auch die Lieferantenzahl war noch überschaubar. Das hat sich mittlerweile geändert. Doch auch der erweiterte Platz ist gut genutzt. Seit 2004 befindet sich die Postfiliale bei Stegmaier, das Schreib- und das Spielwarensortiment wurden erweitert.
Aktuelle Trends werden aufgegriffen
Dabei achtet Petra Ebinger stets darauf, auf dem neuesten Stand zu sein. Sie informiert sich auf Messen über aktuelle Trends, oft treten auch ihre Kunden mit Ideen und Wünschen an sie heran. „Ich begrüße es sehr, wenn Kunden mir sagen: Es fehlt etwas“, erklärt Petra Ebinger. Überhaupt macht das sicher auch mit ihren Erfolg und ihre Beliebtheit aus. Denn bei Stegmaier kann man so gut wie alles bestellen – Bücher, Schreibwaren, Spielzeug und vieles mehr. Besonders beliebt sind bei den Kirchberger Kindern die sogenannten Geschenkekisten.
„Man muss sehr kreativ sein“, sagt Petra Ebinger. Und das macht ihr viel Spaß. Kein Tag sei wie der andere. Die Buchhaltung macht sie überwiegend selbst, im Geschäft beschäftigt sie mehrere Aushilfen. Das ist auch notwendig, denn wegen des Postservices darf der Laden nicht geschlossen sein.
Auch während der Coronapandemie war das hilfreich, denn die Post musste weiterhin zugänglich sein. Während dieser Zeit hat sie außerdem einen Außenschalter ins Leben gerufen – man konnte hier etwas bestellen und dann aus dem Fenster heraus abholen – und auch Bestellungen nach Hause geliefert.
Vermittlung, Sammelstelle und sozialer Treffpunkt im Ort
Dass das Geschäft auch im sozialen Bereich wichtig für den Ort ist, zeigt sich in vielen Beispielen. Kauft man ein, trifft man fast immer jemanden, den man kennt. Aushänge werden im WhatsApp-Status gepostet. Das haben nicht nur Tierbesitzer, die ihre Lieblinge vermissen, bereits zu schätzen gewusst, auch die eine oder andere Wohnung konnte so vermittelt werden. Veranstaltungstermine aller Art werden bekannt gemacht. Als die erste Flüchtlingswelle nach Kirchberg kam, war hier eine Sammelstelle für benötigte Güter. Die Essenspakete für die Ukraine konnten hier abgegeben werden und jedes Jahr werden hier auch die Pakete für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ gesammelt. Obendrein ist hier eine Sammelstelle für „Briefmarken für Bethel“. Petra Ebinger gehört zudem zu den Mitbegründern des Ukrainenetzwerks, das mittlerweile ein Selbstläufer geworden ist.
„Für mich ist die Begegnung mit Menschen aller Art toll“, schwärmt sie. Ein persönliches Gespräch ist immer möglich. „Man kann hier zwar nicht reich werden, aber glücklich.“ Und ihr Ziel hat Petra Ebinger sicher erreicht: „Es soll ein Laden sein, wo Menschen sich begegnen.“