Autokonzern
Stellantis-Chef Tavares tritt mit sofortiger Wirkung zurück
Der Chef des Autokonzerns Stellantis, Carlos Tavares, ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Der Verwaltungsrat habe den Rücktritt des 66-jährigen Portugiesen bereits akzeptiert, erklärte der multinationale Autobauer.
Von red/AFP
Als Grund werden „Meinungsverschiedenheiten“ genannt: Der Chef des Autokonzerns Stellantis, Carlos Tavares, ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Stellantis mit Marken wie Peugeot, Jeep, Fiat oder Opel teilte am Sonntagabend mit, der Verwaltungsrat habe den Rücktritt des 66-jährigen Portugiesen akzeptiert. Bei Stellantis läuft der Absatz seit Monaten nur noch schleppend, vor allem in den USA; zudem musste der Start mehrerer neuer Modelle verschoben werden.
Tavares war schon Chef auf Abruf: Bereits im Oktober hatte Stellantis mitgeteilt, dass er Anfang 2026 in Rente gehen werde. Nun ist er deutlich früher weg. Es habe „Meinungsverschiedenheiten“ zwischen Tavares und dem Verwaltungsrat gegeben, teilte Henri de Castries mit, Mitglied des Gremiums. Verwaltungsratschef John Elkann etwa hatte den Zukauf weiterer Marken zuletzt kategorisch ausgeschlossen - Tavares diese Möglichkeit offen gelassen.
Tavares war 2014 nach einer langen Karriere bei Renault an die Spitze des französischen Konkurrenten PSA (Peugeot-Citroën) gewechselt und hatte sich in diesen Jahren einen Ruf als erfolgreicher Sanierer gemacht. PSA fuhr innerhalb kürzester Zeit wieder in die Gewinnzone. Auch Opel schrieb schwarze Zahlen, nachdem Tavares der Marke ab 2017 ein striktes Sparprogramm verordnet hatte. Mit der Fusion von PSA mit Fiat-Chrysler wurde er 2021 Vorstandsvorsitzender des daraus entstandenen Stellantis-Konzerns.
Gewinn deutlich gesunken
In den vergangenen Monaten allerdings sank der Gewinn deutlich - im ersten Halbjahr halbierte er sich. Damit sank auch der Stern von Tavares. Im September musste der Konzernchef einräumen, dass sein Ziel einer zweistelligen Gewinnmarge in diesem Jahr nicht zu erreichen sei. Probleme mit der Elektronik verzögerten den Start mehrerer neuer Modelle. Im Quartal von Juli bis September verkaufte der Konzern weltweit 20 Prozent weniger Autos.
In Italien - der Heimat von Verwaltungsratschef Elkann - setzte Stellantis in einem Fiat-Werk die Produktion aus; tausende Beschäftigte gingen im Oktober in Rom auf die Straße und verlangten Beschäftigungsgarantien. Ein Sprecher Elkanns sagte AFP am Montag, der Verwaltungsratschef persönlich habe den italienischen Präsidenten Sergio Mattarella und Regierungschefin Giorgia Meloni über den Rücktritt von Tavares informiert.
In Frankreich, das hatte der Konzern erst vergangene Woche versichert, werde „kurzfristig“ kein Werk geschlossen. In Großbritannien machte Stellantis das Werk in Luton dicht, wo 1100 Menschen Autos der Opel-Schwestermarke Vauxhall bauten. Tavares hatte dazu gesagt, Stellantis sei in Europa nicht der einzige Autobauer in Schwierigkeiten - es herrsche „Darwinismus“. In den USA erhole sich die Lage gerade wieder. Doch das überzeugte den Verwaltungsrat offenbar nicht.
Neue Leitung des Multi-Marken-Konzerns
Die Leitung des Multi-Marken-Konzerns wird vorerst Elkann übernehmen, wie Stellantis mitteilte. Die Suche nach einem Nachfolger solle im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein.
Die schlechten Zahlen dieses Jahres seien auf einen „Übergang“ zwischen zwei Fahrzeuggenerationen zurückzuführen, so der Verwaltungsrat weiter. Im kommenden Jahr werde es eine kräftige Erholung geben, weil dann viele neue Modelle auf den Markt kämen.
Gewerkschaftsvertreter zeigten sich am Montag erfreut über den Rücktritt von Tavares. Shawn Fain, Vorsitzender der US-Autogewerkschaft UAW etwa erklärte gegenüber dem Sender CNBC, das sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung für ein Unternehmen, „das schlecht geführt“ und für eine Belegschaft, „die schlecht behandelt wurde“. Tavares hinterlasse ein „Chaos aus schmerzhaften Entlassungen und überteuerten Autos“.
In Frankreich erklärte die Gewerkschaft CGT, kein Beschäftigter werde Tavares nachtrauern - er habe „Arbeitsplätze massakriert und tausende Familien zerstört. In Italien forderte die Gewerkschaft UILM vom künftigen Stellantis-Chef, er solle „italienische Arbeiter und Fabriken“ bevorzugen.