Steuerzahlerbund: Opernsanierung deutlich „abspecken“
dpa/lsw Stuttgart. Auf dem Weg zur Opernsanierung in Stuttgart ist die Entscheidung des Gemeinderats am Mittwoch ein großer Schritt. Für den Steuerzahlerbund ist es allerdings der falsche. Das Großprojekt ist ihm zu teuer - und es ist nicht das einzige Projekt, das aus der Zeit fällt, sagt er.
Kurz vor der Entscheidung des Stuttgarter Gemeinderats zur milliardenschweren Sanierung der Staatsoper fordert der Bund der Steuerzahler eine preiswertere Lösung für das Großprojekt. Außerdem müsse es einen Bürgerentscheid geben, bevor die Mittel freigegeben würden. „Wir befinden uns derzeit in einer finanziell äußerst angespannten Situation. Da können wir nicht so tun, als sei nichts geschehen“, kritisierte Zenon Bilaniuk, der Landesvorsitzende des Steuerzahlerbunds. Land und Stadt müssten das Projekt „abspecken und eine Lösung finden, die deutlich weniger Geld verschlingt“, sagte er der dpa.
Neben Stuttgart sind auch in Karlsruhe und Mannheim kostspielige Umbauten und Sanierungen geplant oder bereits im Gange. Das Mannheimer Nationaltheater wird in den kommenden Jahren für mindestens 247 Millionen Euro generalsaniert, weil wegen Brandschutzmängeln die Betriebserlaubnis des Theaters Ende 2022 ausläuft. Es ist das größte kommunal geführte Vier-Sparten-Haus in Europa. Eine Baustelle bleibt auch weiterhin das Badische Staatstheater: Bereits vor der etwa zwölf Jahre dauernden Sanierung waren die Kosten für das Projekt explodiert. Während vor vier Jahren noch von Kosten in Höhe von 325 Millionen Euro die Rede war, sollen Sanierung und Erweiterung nun auf über 570 Millionen Euro kommen.
Der Stuttgarter Gemeinderat will am Mittwoch (16.30 Uhr) entscheiden, ob er trotz der horrenden Kosten einer Sanierung des Littmann-Baus in der Landeshauptstadt im Grundsatz zustimmt. Entschieden wird zunächst aber nur über 13,5 Millionen Euro, die für die Planung des Umbaus und die Beseitigung der zahlreichen Schäden vorgesehen sind. Die Summe entspricht der Hälfte des Landesanteils – beide Träger teilen sich die Kosten zu 50 Prozent. Für die eigentliche Sanierung sind bisher bis zu einer Milliarde Euro veranschlagt. Im Gemeinderat wird trotz aller Kritik an der veranschlagten Summe für das Projekt eine klare Mehrheit für die Opernsanierung erwartet.
Die Bauarbeiten sollen nach bisheriger Planung fünf bis sieben Jahre dauern. Zentraler Streitpunkt des Projekts ist die sogenannte Kreuzbühne. Mit ihr sollen schnellere und einfachere Bühnenbildwechsel möglich werden. In dem rund 100 Jahre alten Opernhaus wird außerdem mehr Platz zum Beispiel für Proberäume benötigt. Das Dach aus dem Jahr 1911 ist marode, was sich auch bei den Unwettern gezeigt hatte. Heftige Böen hatten Teile des Dachs abgedeckt.
„Das Opern-Gebäude muss saniert werden, keine Frage“, sagt auch Bilaniuk. „Wir haben aber den Eindruck, dass Alternativen zu den favorisierten Plänen nicht ausreichend geprüft wurden.“ Die Kosten für die Ausweichstätte seien zu hoch, außerdem müsse geplant werden, ob in dem Interimsbau auch das mögliche neue Stuttgarter Konzerthaus untergebracht werden könnte.
Bilaniuk betonte, es gehe nicht nur um die Ausgabenpolitik bei Kulturbauten wie der Stuttgarter Oper. „Wir fordern ein generelles politisches Umdenken“, sagte er. Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit von Projekten müssten bei allen Entscheidungen die zentrale Rolle spielen. „Notwendiges muss von Wünschenswertem getrennt werden“, sagte er. Es solle nur finanziert werden, was unbedingt notwendig sei. „Andernfalls drohen die jetzigen wie auch die Steuerzahler der nachfolgenden Generationen überfordert zu werden.“
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