Ausstellung in Hamburg
Stippvisite von Terrakotta-Armee von Chinas erstem Kaiser an der Alster
Die Entdeckung der Originale machte einst weltweit Schlagzeilen. Chinesische Bauern fanden 1974 Teile einer unterirdischen Armee. Jetzt sind Nachbildungen der Terrakotta-Armee in Hamburg zu sehen.
Von Markus Brauer/dpa
Vor mehr als 2200 Jahren ließ der erste Kaiser von China, Qín Shihuángdì, eine riesige Grabanlage für sich errichten – samt tausender Tonkrieger. Das Mausoleum befindet sich in Zentralchina, etwa 36 Kilometer nordöstlich von Xi’an, der Hauptstadt des ehemaligen Königreiches Qin.
Nachbildungen der sogenannten Terrakottaarmee sind seit Donnerstag (3. Oktober) und bis zum 3. November im La Piazza Interim Bau an der Horner Rennbahn in Hamburg zu besichtigen.
Die Schau zeigt nach Angaben der Veranstalter 170 Exponate, einschließlich 150 originalgetreuer Terrakottafiguren. Zu sehen sind Infanteristen, Kavalleristen, Bogenschützen, Offiziere, Generäle sowie Pferde und Wagen. Grafiken und Filmausschnitte sollen Einblicke in die Ära des ersten Kaisers und seine monumentale Grabstätte geben.
Seelenwanderung in eine jenseitige Welt
Die Menschen des chinesischen Altertums glaubten daran, dass sie Seelen besitzen. Ihrer Vorstellung zufolge verließ die Seele nach dem Tod den menschlichen Körper in eine andere Welt und existierte dort weiter.
Der Kaiser strebte wohl danach, alles, was er zu Lebzeiten besaß, auch nach seinem Tode um sich zu haben. Deshalb ließ er sich vermutlich eine mit vielen Grabbeigaben angefüllte Totenstadt als sein unterirdisches Reich bauen.
Die Herstellung der Terrakotta-Krieger begann vermutlich erst, nachdem Qín Shihuángdì den Kaiserthron bestiegen hatte. Die tönerne Streitmacht besteht – im Vergleich zu Männern zur Zeit der Qin-Dynastie – aus überdurchschnittlich großen Soldatenfiguren, deren Pferden und Kriegswagen. Es handelt sich wahrscheinlich um die realistische Darstellung einer vollständigen Garnison der damaligen Zeit.
Zufallsfund entpuppte sich als archäologisches Jahrhundertereignis
Im März 1974 machten chinesische Bauern per Zufall eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts: Bei Brunnengrabungen stießen sie auf das Mausoleum des ersten chinesischen Kaisers Qín Shihuángdì.
Der Zufallsfund sollte sich als eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts herausstellen: die Terrakotta-Armee, ein Kriegerheer aus Ton, errichtet für das Mausoleum von Qin Shi Huang (259-2010 v. Chr.), den ersten Kaiser Chinas.
Am 29. März 1974 wurden nordöstlich der zentralchinesischen Stadt Xi’an am Fuße des Lishan-Gebirges die ersten Hinweise auf die Terrakotta-Krieger gefunden. Xi’an ist eine Stadt mit mehr als 3100-jähriger Geschichte und war die Hauptstadt von 13 chinesischen Kaiser-Dynastien.
Weltkulturerbe der Unesco
Seit 1987 gehört die letzte Ruhestätte des Kaisers Qin offiziell zum Weltkulturerbe der Unesco. Die Terrakotta-Krieger und -Pferde besäßen „außergewöhnliche technische und künstlerische Qualitäten“, begründeten die Experten ihre damalige Entscheidung.
Die Armee sei ein „einzigartiges Zeugnis“ der militärischen Organisation in China zur Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.) und des kurzlebigen Kaiserreichs der Tausend Generationen (221-210 v. Chr.).
Weight? Under 300kg each. Age? More than 2,000 years old. Job? Protecting the tomb of Emperor Qin Shi Huang. This #TravelTuesday, learn more about the Mausoleum of the First Qin Emperor and its army of Terracotta warriors: https://t.co/Qw19a6l9rn#TheNext50pic.twitter.com/neoPwy6EUL — UNESCO ️ #Education #Sciences #Culture (@UNESCO) November 1, 2022
Drei Fundgruben
Die Ausgrabungsstätte gliedert sich in drei Hauptbereiche. Grube 1 wurde zuerst gegraben und ist bis heute die bekannteste. Hier befand sich die Hauptinfanterieeinheit der Armee. Grube 3, die Ende der 1980er-Jahre fertig gegraben wurde, enthält die Figuren mehrerer hochrangiger Offiziere in einem kleinen Kommandoposten.
Als entscheidendes Puzzlestück für das Verständnis des Terrakotta-Krieger-Komplexes gilt jedoch Grube 2, auf die sich die aktuelle Forschung konzentriert. Erste Ausgrabungen fanden hier 1994 und nach einer Pause wieder ab 2015 statt.