Stoch: Geimpfte und Getestete nicht gleich behandeln

dpa/lsw Stuttgart/Berlin. Sollen Schnelltests künftig etwas kosten? SPD-Fraktionschef Andreas Stoch verspricht sich davon Druck auf all jene, die sich einer Impfung verweigern. Er würde sogar unterscheiden zwischen Geimpften und Getesteten, sagt er. Sicher sei sicher.

Andreas Stoch, Landesvorsitzender der SPD Baden-Württemberg. Foto: Christoph Schmidt/dpa/

Andreas Stoch, Landesvorsitzender der SPD Baden-Württemberg. Foto: Christoph Schmidt/dpa/

In der Corona-Pandemie sollten Getestete und Geimpfte nach Ansicht von SPD-Fraktionschef Andreas Stoch nicht länger in allen gesellschaftlichen Bereichen gleich behandelt werden. „Es ist bei Geimpften deutlich weniger wahrscheinlich als bei Ungeimpften, dass sich das Virus überträgt“, sagte Stoch der Deutschen Presse-Agentur vor den Bund-Länder-Beratungen am Dienstag.

Zudem sei bei den Tests der Anteil der falsch negativ Getesteten relativ hoch. Deshalb gebe es nach wissenschaftlichem Stand ein Risiko, dass Menschen nach einem falschen Corona-Test eine Veranstaltung besuchten und dort unter Umständen das Virus in der Menge verbreiteten.

Stoch sprach sich zudem für ein Ende des Gratisangebots an Corona-Schnelltests aus. Er halte es für nachvollziehbar, wenn Tests etwas kosteten für Menschen, die sich bewusst nicht impfen lassen wollten. „Ein Test ist so teuer wie eine Impfung“, sagte Stoch. „Es ist nicht einzusehen, warum die Allgemeinheit und vor allem diejenigen, die durch die Impfung ihren Beitrag zur sogenannten Herdenimmunität leisten, warum diese Leute den Geldbeutel aufmachen sollen für viele, die sich bewusst nicht impfen lassen.“

Zuvor hatte sich unter anderem auch der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), für kostenpflichtige Tests ausgesprochen. Der Präsident des baden-württembergischen Gemeindetags, Steffen Jäger, sieht das ähnlich: „Ab einem gewissen Zeitpunkt erscheint es richtig, das kostenlose Testen einzuschränken“, sagte er. „Personen, die sich bewusst gegen ein Impfangebot entscheiden, können sich nicht auf Dauer auf die Solidarität des Steuerzahlers verlassen.“

Ein Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums sieht Mitte Oktober als Termin vor. Dabei geht es nur um jene Menschen, für die es eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission gibt - also nach derzeitigem Stand keine Kinder - und bei denen keine medizinischen Gründe dagegen sprechen. Die Debatte hatte nicht zuletzt der Fußball-Bundesligist 1. FC Köln angestoßen. Er möchte ab Ende August nur noch geimpfte oder genesene Zuschauer in sein Stadion lassen.

Angesichts wieder steigender Infektionszahlen wollen die Landesregierungschefs und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag beraten, wie sich die anrollende vierte Welle flach halten lässt. Im Fokus der politischen Debatte steht die Frage, wie mehr Menschen zum Impfen bewegt werden können - und ob es für Nicht-Geimpfte Einschränkungen geben soll.

SPD-Landeschef Stoch verspricht sich von kostenpflichtigen Tests auch eine bessere Impfquote. „Ich bin noch nicht bereit zu sagen, dass sich 40 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg bewusst gegen eine Impfung entscheiden“, sagte er der dpa. „Sondern ich glaube, dass viele Menschen dem Impfen noch relativ gleichgültig gegenüber stehen und einfach nicht den Impuls haben zu sagen, sie gehen jetzt dorthin.“ Er erwartet allerdings noch keine Beschlüsse der MPK zu dieser Frage.

© dpa-infocom, dpa:210810-99-785905/3

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Erstellt:
10. August 2021, 04:55 Uhr

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