Auf der Fahrt nach Stuttgart

Stockdunkel und kalt – IC-Reisende stecken vier Stunden in Zug fest

Auf der Fahrt von Nürnberg nach Stuttgart kollidiert ein Intercity mit einem umgestürzten Baum. Fast vier Stunden stecken die Reisenden im Zug fest – am Ende im Dunkeln.

Fast vier Stunden saßen Bahnreisende am späten Freitagabend bei Crailsheim fest.

© IMAGO/Arnulf Hettrich/IMAGO/Arnulf Hettrich

Fast vier Stunden saßen Bahnreisende am späten Freitagabend bei Crailsheim fest.

Von Johannes Röckinger

Es sei die schlimmste Bahnreise seines Lebens gewesen, berichtet uns ein Leser am Samstagmorgen. Simon F. war am Freitagabend mit der Bahn von Berlin nach Stuttgart unterwegs, als auf der Strecke von Nürnberg nach Stuttgart der Intercity 2166 kurz vor Crailsheim gegen 22 Uhr laut einer Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) mit einem Baum kollidierte, der zuvor offenbar auf die Gleise gefallen war.

„Es hat plötzlich sehr laut geknallt, dann hat es ordentlich geblitzt bevor der Lokführer eine Vollbremsung einleitete“, so F. gegenüber unserer Redaktion. Dann begann für die Reisenden des IC eine Odyssee. Fast vier Stunden mussten sie im IC ausharren. Und weil der eingeschaltete Notstrom mit der Zeit zur Neige ging, sei es stockdunkel und kalt in den Waggons des Zuges geworden. „Zudem wurde durchgesagt, die Toiletten aufgrund der Stromproblematik nicht mehr zu benutzen“, berichtet F. weiter.

Ein Ausstieg sei laut DB derweil nicht möglich gewesen. „Die Kollision war an einer schwer zugänglichen Stelle, weshalb ein schnelles Verlassen des Zuges aus Sicherheitsgründen auf offener Strecke nicht möglich war“, so die Bahnsprecherin.

Hilfslok schleppt Zug ab

Die Stimmung an Bord sei anfangs noch gut gewesen, doch nach und nach wurden die Reisenden ungeduldiger, so F. weiter, der mit dem Krisenmanagement der Bahn nicht zufrieden war. „Zwar wurde Wasser verteilt und wir immer wieder auf den neuesten Stand gebracht.“ Aber Fragen über das weitere Vorgehen „wurden kaum beantwortet“.

Da die Lok nach dem Vorfall nicht mehr fahrbereit war, wurde von den Mitarbeitern der Bahn schließlich eine Hilfslok zum Abschleppen des Zuges angefordert. Währenddessen sei auch die Feuerwehr und die Polizei am Gleis gewesen. In immer mehr Waggons gingen derweil die Lichter aus – auch die Heizungen gaben den Geist auf. „Wir saßen gefühlt eine Stunde in einem stockdunklen Zug – und es wurde immer kälter“, berichtet F. Gegen 2 Uhr wurde der Zug schließlich abgeschleppt und kam laut DB gegen 2.15 Uhr am Bahnhof Schnelldorf an.

Bahn entschuldigt sich bei Reisenden

„Die Reisenden konnten dann mit Bussen und Taxis ihren Weg fortsetzen“, berichtet die DB-Sprecherin. Simon F., der auf Heimatbesuch ist, klingelte statt wie geplant gegen Mitternacht schließlich um kurz vor 5 Uhr an der Wohnungstür seines Freundes in Stuttgart. „Wir danken neben unseren Fahrgästen für die Geduld und Besonnenheit insbesondere auch den beteiligten Rettungskräften für ihren Einsatz“, entschuldigte sich die Bahn für die Situation am späten Freitagabend.

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Erstellt:
7. Dezember 2024, 18:05 Uhr
Aktualisiert:
7. Dezember 2024, 18:20 Uhr

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