Straßenfest zwischen Hoffen und Bangen
Zweimal ist das 50. Backnanger Straßenfest schon abgesagt worden und ob es dieses Jahr klappen wird, ist längst noch nicht sicher. Trotzdem laufen die Vorbereitungen weiter auf Hochtouren. Gestern haben die Veranstalter schon einmal das neue Plakat vorgestellt.

© Alexander Becher
Das Plakat ist gedruckt, die Fanartikel stehen bereit. Auf ein Straßenfest ohne größere Einschränkungen hoffen OB Maximilian Friedrich (Zweiter von rechts) und das Organisationsteam vom Kulturamt (von links): Lilli Büchele, Johannes Ellrott, Violetta Zobel, Laura Reich und Sanoj Abraham. Foto: A. Becher
Von Kornelius Fritz
Backnang. Modisch ist Maximilian Friedrich nicht unbedingt der Typ für Experimente. Die Socken in Orange und Lila, die der Backnanger Oberbürgermeister gestern trug, waren deshalb ein ungewohnter Hingucker. Den meisten Backnangern dürfte das bunte Retromuster an den Füßen ihres Stadtoberhaupts allerdings bekannt vorkommen, denn bereits seit der Premiere im Jahr 1971 ziert es das offizielle Straßenfest-Plakat. Zum 50. Jubiläum hatte die Stadt bereits vor zwei Jahren neben Socken auch Regenschirme damit bedrucken lassen.
Nach der coronabedingten Absage landeten die dann aber erst einmal im Lager. Dort haben sie Kulturamtsleiter Johannes Ellrott und das Organisationsteam nun wieder hervorgeholt. Ab 19. März gibt es die Merchandising-Artikel in der Stadtinformation zu kaufen. „Wir rechnen mit einer großen Nachfrage“, sagt Ellrott. Schon vor dem Verkaufsstart hätten sich jede Menge Interessenten im Festivalbüro gemeldet.
Die farbenfrohen Fanartikel sollen die Vorfreude auf den Höhepunkt des Jahres ebenso anheizen wie das neue Plakat, das der OB und das Straßenfest-Team gestern offiziell präsentierten. Der Backnanger Grafiker Hellmut G. Bomm hatte die knifflige Aufgabe übernommen, das seit Jahrzehnten bekannte Motiv zu überarbeiten und gleichzeitig dessen Wiedererkennungseffekt zu bewahren. Aus drei Varianten, die Bomm gestaltet hatte, durfte die Backnanger Bevölkerung ihren Favoriten wählen (wir berichteten). Online, per Postkarte oder E-Mail beteiligten sich immerhin knapp 1100 Personen an der Abstimmung. Und das Ergebnis fiel recht eindeutig aus: Rund 61 Prozent der Teilnehmer stimmten für das Motiv mit den radikalsten Veränderungen. „Das hat uns ein Stück weit überrascht“, gibt OB Friedrich zu.
Der Schirm und die Frau mit den bunten Haaren, die man von den alten Plakaten kennt, sind zwar auch auf der neuen Version noch zu finden, genau wie die Farben Orange und Lila, die seit jeher zur Straßenfest-Optik gehören. Allerdings wurden sie ergänzt um weitere typische Elemente: zum Beispiel das Riesenrad, den Bierkrug oder verschiedene Musikinstrumente. Sogar Schwoba-Rocker Wolle Kriwanek ist bei genauerem Hinsehen zu entdecken: Immerhin war er 1971 Gewinner des allerersten Nachwuchswettbewerbs, der damals noch Schlagerwettbewerb hieß.
Alle Motive gruppieren sich um einen großen Kreis, der an eine Weltkugel erinnert. „Das soll die Straßenfest-Welt in all ihren Facetten abbilden“, erklärt Johannes Ellrott, der mit dem Ergebnis der Abstimmung offensichtlich sehr zufrieden ist.
Auf dem Plakat, das OB Friedrich gestern im Bürgerhaus feierlich enthüllte, war auch das Datum für das 50. Straßenfest eingedruckt: 24. bis 27. Juni 2022. Ob das viertägige Festival tatsächlich an diesem Termin stattfinden wird, weiß heute allerdings noch niemand. „Die Coronaverordnungen ändern sich ständig. Es gibt kaum eine Woche ohne Änderungen“, sagt Friedrich. Stand heute sind Freiluftveranstaltungen nur mit maximal 10000 Besuchern unter Einhaltung der 2-G-plus-Regelung zulässig. Ein Straßenfest wäre unter diesen Bedingungen kaum möglich. Doch die Diskussion um mögliche Lockerungen macht Hoffnung, dass es Ende Juni schon ganz anders aussehen könnte. Allerdings brauchen die Organisatoren auch irgendwann Planungssicherheit: „Spätestens Ende März müssen wir wissen, wo es hingeht“, stellt Friedrich klar. Solange man nicht sicher wisse, ob das Fest stattfindet, könne man zum Beispiel noch keine festen Verträge mit Bands schließen, erklärt Sanoj Abraham, der das Organisationsteam leitet. Zwei Wochen vor dem Fest wäre es dafür aber zu spät.
Die Entscheidung, ob und wie gefeiert wird, muss letztlich der Gemeinderat treffen, OB Friedrich macht allerdings deutlich, dass er sich das Jubiläums-Straßenfest nur ohne größere Coronabeschränkungen vorstellen kann. „Bei diesem Fest sollte das Verbindende und nicht das Trennende im Mittelpunkt stehen“, so der OB. Ein Straßenfest, bei dem nur Geimpfte und Genesene mitfeiern dürfen, hält er deshalb für problematisch. Was aber nicht heißt, dass, falls solche Einschränkungen bis dahin noch gelten, Ende Juni in Backnang überhaupt nicht gefeiert würde. In diesem Fall werde man sich Gedanken über ein coronakonformes Alternativprogramm machen, so wie man es schon im vergangenen Jahr mit dem Kultursommer und den Marktplatzkonzerten getan habe. „Was möglich ist, werden wir umsetzen“, verspricht der OB.
Verkaufsoffener Sonntag Während hinter dem Backnanger Straßenfest noch ein Fragezeichen steht, soll der Tulpenfrühling am Sonntag, 3. April, auf jeden Fall stattfinden. „Wenn man von Montag bis Samstag einkaufen kann, gehen wir davon aus, dass es auch am Sonntag möglich ist“, sagte Kulturamtsleiter Johannes Ellrott gestern.
Unterhaltung Beim Rahmenprogramm werde man aber natürlich die dann geltenden Coronaregeln im Blick behalten, erklärte Ellrott. Im vergangenen Oktober hatte bereits der Backnanger Gänsemarkt unter Pandemiebedingungen stattgefunden. Statt eines Bühnenprogramms setzten die Macher damals auf dezentrale Unterhaltungsangebote in der gesamten Innenstadt.