Tarifabschluss bei Bahn und EVG
Gute Nachricht für alle Bahnfahrer: Nächster Warnstreik frühestens im März 2026
Rund 192 000 Beschäftigte der Deutschen Bahn können sich demnächst über eine Lohnerhöhung freuen.

© dpa/Christophe Gateau
Ist zufrieden: EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay
Von Thomas Wüpper
Eine gute Nachricht für alle Bahnfahrer: Bis Ende 2027 wird es keine Streiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) geben, auf Bahn-Reisende kommt der nächste Warnstreik frühestens im März 2026 zu. Ende Februar 2026 läuft der Tarifvertrag zwischen der Bahn und der deutlich kleineren, aber streikerprobten Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aus.
Die Deutsche Bahn AG und die EVG haben einen ungewöhnlich lange laufenden Tarifabschluss für 33 Monate vereinbart, der für 192 000 Beschäftigte und damit den Großteil der Belegschaft in Deutschland gilt. Der verlustreiche und hoch verschuldete Staatskonzern garantiert neben 6,5 Prozent mehr Lohn in zwei Schritten auch, dass auf betriebs- und krankheitsbedingte Kündigungen verzichtet wird.
„Das ist ein ausgewogener Abschluss, der beiden Seiten in einer schwierigen Phase des Unternehmens gerecht wird“, sagte der DB-Personalvorstand Martin Seiler zum Abschluss der drei Verhandlungsrunden. Die sehr lange Laufzeit gebe „Planungssicherheit, die wir für die erfolgreiche Sanierung der Bahn dringend brauchen“. Der Staatskonzern hat seit Corona durchweg Verluste eingefahren, insgesamt mehr als neun Milliarden Euro. Das Sanierungsprogramm S3 läuft bis Ende 2027 und sieht unter anderem die Streichung von 30 000 der weltweit noch mehr als 300 000 Stellen vor.
Die EVG konkurriert mit der Lokführergewerkschaft GDL
Der Abschluss sei „ganz nah an unserer Forderung“, betont EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay. Die Gewerkschaft hatte 7,6 Prozent mehr Lohn, Zusatzzahlungen für Schichtarbeiter und einmalig 500 Euro für Gewerkschaftsmitglieder verlangt. Laut EVG wurden zwei Prozent mehr Lohn ab 1. Juli und weitere 2,5 Prozent ein Jahr später vereinbart. Zudem gebe es im April 200 Euro Einmalzahlung für alle. Schichtarbeiter sollen 2,6 Prozent Zusatzentgelt ab Ende 2026 als jährliche Einmalzahlung erhalten, die Wahlmodelle zwischen mehr Geld oder bis zu zwölf Tagen mehr Urlaub erhalten bleiben. Außerdem werde die Gehaltsstruktur unter anderem für Lokführer und Rangierer verbessert, wird betont. Hier konkurriert die EVG mit der Lokführergewerkschaft GDL unverändert weiterhin heftig um Mitglieder. Nur EVG-Mitglieder sollen dreimal einen steuerfreien Bonus von je 156 Euro bekommen. Es lohne sich daher, „in der richtigen Gewerkschaft zu sein“, so Ingenschay.
Abschluss nach nur drei Wochen
Der Abschluss wurde nach nur drei Wochen und fünf Verhandlungsrunden ohne Streiks erreicht. In früheren Konflikten kam es zumindest zu Warnstreiks. Im Sommer 2023 hatte die EVG nach einer Schlichtung den bisher höchsten Abschluss erzielt, zu dem eine steuerfreie Einmalzahlung zum Inflationsausgleich von 2850 Euro gehörte. Dieser Vertrag läuft Ende März aus. Die Tarifpartner signalisierten angesichts der schweren DB-Krise von Beginn an, dass man eine rasche Einigung wolle. Zuletzt war fünf Tage nacheinander verhandelt worden, in der Nacht zu Sonntag war es geschafft.
Man habe der langen Laufzeit auch mit Blick auf die Pläne von CDU und CSU zugestimmt, „die DB AG zu zerschlagen“, erklärte Ingenschay. Nunmehr seien betriebs- und krankheitsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausgeschlossen. Die EVG-Vizechefin fordert von der DB-Spitze, der Öffentlichkeit besser zu verdeutlichen, in welche schwieriger Lage der Konzern stecke. Die Belegschaft werde „in falscher Sicherheit“ gewogen. Bei der Güterbahn DB Cargo habe man das geforderte Sonderkündigungsrecht verhindert.