Streit um „Faulen Pelz“ eskaliert: Oberbürgermeister droht

dpa/lsw Heidelberg. Der Konflikt zwischen dem Land und der Stadt Heidelberg um die Nutzung des ehemaligen Gefängnisses „Fauler Pelz“ spitzt sich zu. Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) droht dem Land, die Arbeiten in dem Ex-Knast für eine Einrichtung des Maßregelvollzugs zu stoppen, wo ab dem dritten Quartal suchtkranke Straftäter behandelt werden sollen. Innerhalb von zwei Wochen soll sich das Sozialministerium zu dem in einem Brief Würzners erhobenen Vorwurf äußern, es handele sich bei den Tätigkeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude um eine unzulässige Baumaßnahme.

Durch die Fenstergitter in einem Zellentrakt eines Gebäudes des ehemaligen Gefängnisses „Fauler Pelz“ sind Wohnhäuser der Innenstadt zu sehen. Foto: Uwe Anspach/dpa/Produktion

Durch die Fenstergitter in einem Zellentrakt eines Gebäudes des ehemaligen Gefängnisses „Fauler Pelz“ sind Wohnhäuser der Innenstadt zu sehen. Foto: Uwe Anspach/dpa/Produktion

„Wenn das Land weiter ohne erforderliche Genehmigungen arbeitet, werden wir die Bauarbeiten beenden müssen“, sagte Würzner. Auch das Land müsse sich an Regeln halten und akzeptieren, dass es für dieses Areal längst andere Pläne gebe. Diese sehen die universitäre Nutzung des Komplexes vor und werden vom Gemeinderat unterstützt. Bei der Finanzierung ist die unter Raumnot leidende Landesuniversität allerdings auf das Land angewiesen.

In der Landesregierung scheiden sich bei dem Thema die Geister. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) reklamiert das Areal für Studierende, Doktoranden und Wissenschaftler. Ihr grüner Kabinettskollege, Sozialminister Manne Lucha, wiederum gerät wegen aus allen Nähten platzenden Zentren für Psychiatrie unter Druck. Grund: Es kommt wegen Platzmangels immer wieder vor, dass psychisch kranke Straftäter vorzeitig auf freien Fuß gesetzt werden. Deshalb würden die geplanten 80 Plätze im Ex-Gefängnis dringend benötigt.

Das Sozialministerium versichert, das Gebäude 2025 wieder zu verlassen - das jedoch bezweifelt die Stadt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Parteien ihren Konflikt vor Gericht austragen.

© dpa-infocom, dpa:220204-99-978769/2

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Erstellt:
4. Februar 2022, 15:25 Uhr

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