Stresstest
Mehr Aufwand beim Abitur bedeutet nicht mehr Sicherheit
Abitur ist Stress. Für die Gymnasiasten ohnehin, aber auch für Schulleiter und Lehrer. Dass die Prüfungsaufgaben geheime Kommandosache sind, ist den Schulleitern selbstverständlich klar. Dass sie dabei höchste Vorsicht walten lassen, darf vorausgesetzt werden. Beim Abi habe sie immer Herzklopfen, sagt eine Stuttgarter Schulleiterin. Doch in diesem Jahr kommt auch noch Hektik dazu.
Drei Stunden werden die Schulleiter Zeit haben, am jeweiligen Prüfungstag für Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch die Abituraufgaben in ihren Schulen auszudrucken, zu sortieren und zu heften. Denn die Aufgaben kommen aus Sicherheitsgründen per USB-Stick. Das müsste im digitalen Zeitalter möglich sein, sollte man meinen. Es wirkt anachronistisch, dass bislang die Prüfungsaufgaben kartonweise angeliefert werden. Doch jede Technik hat ihre Tücken. Das neue Verfahren birgt neue Probleme.
In dieser Woche gibt es an 40 Gymnasien im Land deshalb einen Testlauf. Der muss unter Echtbedingungen erfolgen, wenn er aussagekräftig sein soll. Das bedeutet einen Stresstest für Schuldrucker und Schulleiter. Doch nur so können mögliche Probleme rechtzeitig erkannt werden. Die Kultusministerin hat bereits einen zweiten Testlauf an allen Gymnasien angekündigt. Das zeigt, dass Susanne Eisenmann Bedenken der Schulträger ernst nimmt. Es muss aber auch genügend Zeit für Nachbesserungen sein. Sollte sich zeigen, das dies nicht möglich ist, muss auch die Verschiebung um ein Jahr eine Option sein.
Ob in diesem oder im kommenden Jahr, auf die Schulen und ihre Träger wird ein größerer Aufwand zukommen. Die Sicherheit wird durch die Umstellung auf das Digitale aber nicht automatisch erhöht.
renate.allgoewer@stzn.de