Striet: Coming-out queerer Katholiken hat Kirche verändert
dpa/lsw Freiburg. Aus Sicht des Freiburger Theologieprofessors Magnus Striet sollte sich die katholische Kirche nach dem Coming-out queerer Mitarbeiter neu aufstellen. „Es rumort seit Jahrzehnten in der katholischen Kirche. Viele sind längst gegangen, und bei anderen ist das Fass jetzt übergelaufen“, sagte der Fundamentaltheologe der Deutschen Presse-Agentur. Die 125 Bediensteten der katholischen Kirche, die sich im Rahmen der Aktion „#OutInChurch“ geoutet und eine Reform des Arbeitsrechts gefordert haben, seien es leid, weiter zu schweigen und sich zu verstecken. Die Solidarisierung sei immens. „Das Outing hat die Kirche bereits verändert. Es gibt kein Zurück.“
Der katholische Theologieprofessor der Uni Freiburg meint: „Entweder die Kirche hat Raum für Pluralität oder aber sie fliegt auseinander. Wenn dies nicht bereits der Fall ist.“ Striet sieht aus theologischen Gründen eine Änderung der kirchlichen Lehre geboten. Durch die Aktion sei der Konflikt offen zu Tage getreten. Das sei gut so. Es sei nicht entscheidend, welche sexuelle Präferenz zwischen Erwachsenen herrsche, sondern ob die andere Person geliebt und geachtet werde. Entweder es gebe eine Änderung oder die Menschen, die nicht der katholischen Geschlechtermoral folgen, würden gehen. „Aber mit ihnen werden auch Unzählige gehen, die sich schlicht solidarisieren“, warnte er.
Striet ist fasziniert, wie freimütig die Menschen ihren Weg gegangen sind. „Während andere sich hinter Märtyrer vergangener Zeiten verstecken, diese pompös kultisch inszenieren, leben diese Menschen unerschrocken ihre Sehnsucht nach einem gelingenden Leben.“
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