Sulzbach bezieht Stellung zu Windkraft
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats in Sulzbach an der Murr ging es um mögliche Windkraftanlagen. Um fristgerecht Stellung zu den Plänen des Verbands Region Stuttgart zu beziehen, haben die Gemeinderäte über Vorranggebiete für Windräder abgestimmt.
Von Ute Gruber
SULZBACH AN DER MURR. Nachdem das Thema Vorranggebiete für Windkraftanlagen in den umliegenden Gemeinden im Nordosten des Rems-Murr-Kreises bereits besprochen wurde (wir berichteten), verabschiedete der Gemeinderat von Sulzbach an der Murr am vergangenen Dienstag ebenfalls seine Stellungnahme zu den vorgelegten Plänen in der Region Stuttgart. Die Gemeinde ist dabei in der komfortablen Situation, dass sie nur an Regionen grenzt, von denen die Daten zu den Vorranggebieten bekannt sind.
In der Region gibt es einige größere Gebiete mit nennbarem Windaufkommen, die einen Betrieb wirtschaftlich machen könnten: am meisten rund um Göppingen (Albtrauf), zudem westlich von Stuttgart (Gegend um den Schattenring), im Schurwald zwischen Remstal und Esslingen und im Schwäbischen Wald. Vier mögliche Standorte, welche die geforderten Abstände zu Ortschaften von mindestens 800 Metern einhalten, befinden sich in Sulzbach und waren auch in einem ersten Entwurf vor zehn Jahren bereits ausgewiesen worden: zwei kleine Gebiete, fast genau mittig zwischen Kleinhöchberg und Großhöchberg, mit der Bezeichnung RM-04, eines am Sturz zwischen Siebersbach und dem Fischbachtal (RM-06) und eines im Femelwald zwischen der B14 und Zwerenberg (RM-08).
Im Gegensatz zu diesen nördlich des Hauptorts gelegenen möglichen Standorten, welche in der Stellungnahme von 2014 vom Gemeinderat generell abgelehnt worden waren, wurde das Gebiet RM-12 Zollstock südlich von Ittenberg schon damals weiterentwickelt. Dieses Gebiet an der Südkante des Schwäbischen Waldes hat hier am meisten Potenzial, liegt aber dennoch an der unteren Grenze der infrage kommenden Windleistungsdichte. Es liegt grob zwischen der Kreismülldeponie Steinbach und dem Wanderheim Eschelhof und berührt zusätzlich die Gemarkungen von Oppenweiler, Backnang und Auenwald.
Zu nah am Eschelhof
Genau genommen liegt das 300 Jahre alte Ensemble an beeindruckenden Fachwerkhäusern des Eschelhofs, ein beliebtes Ausflugsziel und eine Location für Feste aller Art, auf der vorgestellten Raumnutzungskarte sogar innerhalb der eingezeichneten Vorrangfläche. „Das geht natürlich gar nicht“, stellt Hauptamtsleiter Michael Heinrich klar, als er den Gemeinderäten und den rund 15 Zuhörern – die wenigsten aus der Gemeinde – das Thema vorstellt.
2016 war das Genehmigungsverfahren für den Windpark am Zollstock und Springstein auf Eis gelegt worden. Argumentiert wurde mit einem Drehfunkfeuer in Affalterbach, welches in Konflikt mit einer solchen Anlage stehen soll. Da dieses offenbar nur noch bis 2025 in Betrieb bleiben soll, müsste bis zum Bau der Windräder aber zumindest dieses Hemmnis beseitigt sein.
Weitere Themen
Insgesamt ist man sich im Rat aber einig, dass man zur Beschleunigung der Energiewende grundsätzlich zur Mitwirkung bereit ist. Eine Lanze für die Windräder bricht Katja Erkert von der Fraktion CDU/Freie Wähler: „Das ist doch eine tolle Chance, endlich mal selber etwas beizutragen!“ Sie selber findet zwar „die Dinger auch nicht schön, aber darauf zu warten, dass endlich mal die Trassen von den Offshore-Anlagen in der Nordsee hier ankommen, ist doch müßig“. Man müsse eben mit den Betreibern verhandeln, „dass dabei für uns was rausspringt“. Sie denkt dabei an eine Streichung des Netzentgelts oder vergünstigte Tarife.
Kritiker halten Windräder nur dank Zuschüssen für rentabel
Uwe Weber (CDU/FW) stellt die Wirtschaftlichkeit hiesiger Windkraftanlagen grundsätzlich infrage, sie seien nur durch staatliche Zuschüsse profitabel. Joachim Magenau (CDU/FW) gibt zu bedenken, dass die Anlagen auch ohne Einwilligung erstellt würden, sollte die Region die vorgeschriebenen 1,8 Prozent Vorranggebiete bis 2032 nicht zusammenbekommen. In den aktuellen Karten sind 2,6 Prozent als mögliche Vorrangflächen eingezeichnet, man hat also noch Raum zur Kürzung. Wobei weite Teile der Region gar nicht geeignet sind.
Um die Eingriffe in das Landschaftsbild, in die Flora und Fauna und in die natürlichen Ressourcen möglichst gering zu halten und eine visuelle Überlastung zu vermeiden, beschließt der Gemeinderat, in der Stellungnahme, die bis 2. Februar beim Verband Region Stuttgart eingegangen sein muss, eine grundsätzliche Mitwirkungsbereitschaft zuzusagen und den Schwerpunkt auf Standort RM-12 (Zollstock) zu legen.
Ein kompakter Windpark wird einer Galerieanordnung vorgezogen. Die Standorte am Sturz (RM-06) und im Femelwald (RM-08) sollen grundsätzlich abgelehnt werden. Während diese Beschlüsse einstimmig waren, wurde der Standort RM-04 (Großhöchberg) mit sechs zu fünf Stimmen als akzeptierte Vorrangfläche belassen.