Sulzbachs neue Bürgermeisterin eingesetzt: Veronika Franco Olias bringt frischen Wind
Seit dem 1. Februar ist Veronika Franco Olias schon als neue Bürgermeisterin von Sulzbach an der Murr im Amt. Bei einer feierlichen Gemeinderatssitzung ist sie nun auch offiziell vereidigt worden. Rund 650 Personen haben sich diese Veranstaltung nicht entgehen lassen.
Von Ute Gruber
Sulzbach an der Murr. Es ist weit nach Mitternacht, als fleißige Helfer vollends die Stühle aufstapeln. Und immer noch stehen trotz des ungemütlichen Geklappers Grüppchen plaudernd beieinander. Was simpel als öffentliche, wenn auch festliche Gemeinderatssitzung angekündigt war, entpuppt sich als fröhliches, abendfüllendes Event, bei dem ganz Sulzbach die neue Bürgermeisterin sehr herzlich willkommen heißt. Bis auf die Straße reichte die lange Schlange der Gäste, die an der Saaltür von Veronika Franco Olias und ihrem Mann persönlich per Handschlag begrüßt wurden.
Kein Wunder nach zwei beschwerlichen Jahren des Hoffen und Bangens, in denen der bisherige Bürgermeister Dieter Zahn mit seiner schweren Krankheit rang und ständig improvisiert werden musste, zuletzt mit der vorgezogenen Bürgermeisterwahl am 3. Dezember. Dass mehrere Redner den Vergleich mit einem Schiff auf hoher See bemühen, ist eine schöne Reminiszenz an den im Herbst verstorbenen Rathauschef, der sich für seine Trauerfeier explizit das christliche Lied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt...“ gewünscht hatte. „Wir können den Wind nicht ändern“, erklärt etwa in ihrer Eröffnungsrede Edelgard Löffler, die als stellvertretende Bürgermeisterin in dieser schwierigen Zeit mit viel Fingerspitzengefühl das Steuer übernommen hatte, „aber wir können die Segel richtig setzen.“ Diese Weitsicht bescheinigt sie auch den Sulzbacher Bürgern, die Franco Olias mit mehr als 73 Prozent zu ihrer neuen Kapitänin gewählt haben. Stellvertretend für den Gemeinderat versichert ihr Löffler: „Wir stehen für künftige Projekte bereit!“
650 Menschen kommen zur feierlichen Vereidigung
Und dann folgt als erster und einziger Tagesordnungspunkt dieser Ratssitzung vor stehender Gemeinde die feierliche Vereidigung von Veronika Franco Olias durch den Zweiten Stellvertretenden Bürgermeister Steffen Schmidt. Dafür gibt es lang anhaltenden Applaus von den über 650 Anwesenden, unter welchen neben Vertretern der örtlichen Schulen, Kirchen, Vereine, Handwerks- und Gewerbebetriebe, der Polizei und Freiwilligen Feuerwehr auch Vertreter des Landtags, des Landratsamts, des Kreistags, des Regionalparlaments sowie zahlreiche Bürgermeister waren.
Landrat Richard Sigel eröffnet den Reigen der Grußworte. Auch er vergleicht die Gemeindeverwaltung mit einem Schiff, dessen Ruder und sturmgeprüfte Mannschaft die neue Chefin jetzt übernimmt. Dabei ist er aufgrund ihrer fachlichen Ausbildung und ihrer Erfahrung als Ortsvorsteherin von Bittenfeld zuversichtlich, dass dieses Schiff schnell auf Kurs kommt. Mit ihr hätten nunmehr sieben der 31 Städte und Gemeinden im Kreis ein weibliches Oberhaupt. Er wünscht ihr, dass ihr neues Amt sich als der Traumberuf herausstelle, auf den sie schon so lange hingearbeitet habe.
Dass sie die besten Voraussetzungen dafür mitbringt, bestätigt ihr seitheriger Arbeitgeber, Waiblingens Oberbürgermeister Sebastian Wolf, der sie zwar ungern gehen lässt, aber für den es eine besondere Ehre sei, eine ehemalige Mitarbeiterin an dieser Stelle einzuweihen. Er habe sie von Anfang an als äußerst fachkompetent, engagiert, zielstrebig und humorvoll wahrgenommen, weshalb er nicht zuerst Veronika Franco Olias zum neuen Amt gratuliere, sondern vielmehr den Sulzbacher Bürgern „zu einer wunderbaren neuen Bürgermeisterin“.
Die Bürgerschaft will wissen: „Und, wie isch se denn?“
Sulzbachs Hauptamtsleiter Michael Heinrich berichtet, dass seine Mitarbeiter seit Monaten aus der Bürgerschaft immer mit derselben Frage konfrontiert würden: „Isch se scho do?“ Seit ihrem Dienstbeginn am 1. Februar laute die Frage: „Und, wie isch se denn?“ Dass ein neuer Wind wehe, berichten später im Gespräch einige Mitarbeiterinnen: Kleine Probleme würden unbürokratisch sofort gelöst, vieles werde auf digitalem Weg erledigt, Mitteilungen würden zeitgemäß direkt auf Social Media gestellt.
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Pfarrer Leonard Nagel als Stellvertreter der Sulzbacher Kirchen hält sie ebenfalls für die Richtige, um an den wichtigen Stellen Rädchen zu drehen, hofft auf einen Fortbestand des traditionell guten Verhältnisses zwischen Rathaus und Kirchen und schenkt die christlichen Symbole Brot und Wein.
Birgit Kollak und Miriam Staita vom Sulzbacher Carnevalsverein tragen ihr Grußwort im Namen der Schulen und Vereine gleich in Reimform vor, Hermann Scheub vom Obst- und Gartenbauverein überreicht ein Pfirsichbäumchen inklusive Gartenschurz und hofft, dass die Neue „es mindestens so lange mit uns aushält wie ihre Vorgänger“, nämlich je rund 30 Jahre. Umrahmt wird die Veranstaltung vom Musikverein, dem Chor Tonart und der dritten Klasse der Grundschule.
Veronika Franco Olias: „Wir sollten nicht übereinander, sondern miteinander sprechen“
Durch das Spalier der Feuerwehrleute geleiten die Fahnenschwinger des Fanfarenvereins Trääs die neue Rathauschefin zum Platz. Der Faschingsschmuck der Festhalle wurde bewusst belassen, sodass bunte Baldachine, Lämpchen und eine riesige Luftballongirlande um die Bühne ein fröhliches Bild abgeben. Nicht enden wollende Berge von köstlichen Kanapees des Turnvereins lassen keinen Gast hungrig gehen.
Um die neue Chefin für die anstehenden Aufgaben zu wappnen, bekommt sie vom Gemeinderat allerlei nützliche Accessoires: unter anderem ein Paar rosa Gummistiefel für künftige Spatenstiche. „Und mir war schon ganz mulmig, wozu die meine Schuhgröße wissen wollten“, kommentiert die Beschenkte. Ein paar überdimensionierte Handschuhe – „egal wie heiß das Eisen ist, das sie anfasst, soll sie sich die Finger nicht verbrennen“ und dicke Socken, „damit sie auf keinen Fall kalte Füße bekommt“.
In ihrer Antrittsrede zeigt sich die neue Bürgermeisterin „überwältigt“ von der Resonanz und beweist, dass sie den Inhalt ihres Amtseids ernst nimmt, er sei ihr Motivation und Verpflichtung zugleich. Nah dran sein wolle sie an den Bürgerinnen und Bürgern und erbittet kritische Begleitung: „Wir sollten nicht übereinander, sondern miteinander sprechen“, plädiert sie. Im Dienste des Allgemeinwohls würden in Zukunft auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen sein – dafür bittet sie um Verständnis. Mit der Ernennung zur Bürgermeisterin gehe für sie ein Lebenstraum in Erfüllung.