Freizeitsport
Unglück an Eisbachwelle - Bestürzung über Tod von Surferin
Sie zieht Surfer aus der ganzen Welt an. Nun gab es an der Eisbachwelle im Englischen Garten einen schweren Unfall - der tödlich ausgegangen ist.

© Peter Kneffel/dpa
Die Eisbachwelle wurde nach dem Unfall mit Zäunen abgesperrt.
Von Von Sabine Dobel, dpa
München - Der Fall schockiert weit über Münchens Grenzen hinaus: An der berühmten Eisbachwelle am Englischen Garten ist eine Surferin tödlich verunglückt. Eine Woche nach ihrem schweren Unfall in dem reißenden Bach starb die 33-Jährige am Mittwochabend im Krankenhaus, wie die Polizei mitteilte. Sie sei im Beisein von Familie und engen Freunden friedlich eingeschlafen, teilte der Anwalt der Frau, Nicolas Jim Nadolny, mit.
Tief erschüttert
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) äußerte sich tief betroffen. "Meine Gedanken sind bei Ihren Angehörigen und Freunden." Es werde nun alles getan, um den genauen Hergang des Unfalls herauszufinden und alles, was notwendig ist, veranlasst, um "solche tragischen Unfälle" in Zukunft so weit irgend möglich zu vermeiden.
Auch die Surfer-Gemeinschaft reagierte schockiert. "Wir sind tief erschüttert über den Tod der verunfallten Surferin. Unsere Gedanken und Herzen sind bei den Freunden und Angehörigen", schrieb die Interessengemeinschaft Surfen in München auf Instagram.
Die Welle ist weltbekannt. Das Spektakel der Surfer, die dort zu jeder Jahreszeit auf der stehenden Welle ritten, lockte stets auch zahlreiche Touristen an. Bisher wurden dort trotz der starken Nutzung keine schweren Unfälle bekannt.
Dramatische Szenen
Das Unglück ereignete sich beim Sturz vom Board am späten Mittwochabend vergangener Woche. Die am Knöchel der Surferin befestigte Sicherheitsleine verhakte sich aus unbekannten Gründen am Grund des Eisbachs.
Die Frau konnte sich nicht selbst befreien. Andere Surfer versuchten, sie von dem Surfboard zu trennen, scheiterten aber wegen der starken Strömung. Erst der Feuerwehr gelang es, die Frau aus den eisigen Fluten zu retten. Sie kam in kritischem Zustand in eine Klinik, zwischenzeitlich schien sich ihr Zustand zu verbessern.
Welle bleibt vorerst gesperrt
Die Eisbachwelle ist seither gesperrt. Die Unglücksstelle wurde nach dem Unfall mit Gittern abgeriegelt. Die Stadt hat per neuer Allgemeinverfügung mit Datum vom Mittwoch das Surfen dort "bis auf Weiteres verboten".
Damit wird das zuvor bereits von der Feuerwehr ausgesprochene Verbot auf eine rechtliche Grundlage gestellt. Ein Verstoß werde mit bis zu 50.000 Euro geahndet, sagte eine Sprecherin des Referats für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt auf Anfrage.
Vorschläge für mehr Sicherheit
Vorschläge für mehr Sicherheit kommen auch von der Surfer-Community. Man werde auf die Stadt zugehen und konkrete Sicherheitsmaßnahmen vorschlagen, sagte Moritz von Sivers, zweiter Vorstand der Interessengemeinschaft Surfen in München, bereits am Wochenende. Zum Beispiel könnte zusätzliches Rettungsgerät wie ein Wurfsack bereitgestellt werden.
Es könne auch sinnvoll sein, Warnschilder aufzustellen, die auf die Gefahr durch die Sicherheitsleine des Boards hinweisen. Es gebe Sicherheitssysteme, die sich bei Gefahr selbst öffneten oder Sicherungen um den Körper, an die ein Surfer auch unter Zug herankomme.
Die Interessengemeinschaft, als Betreiberin für eine Welle an der Floßlände zuständig, habe für dort bereits zusätzliches Sicherheitsequipment bestellt. Am Eisbach sei die Stadt für die Umsetzung zuständig.
Ermittlungen zur Ursache und Strafanzeige
Wie lange die Welle gesperrt bleibt, ist noch unklar. Unter anderem soll die Ursache des Unfalls untersucht werden. Offen ist, ob und wann dazu das Wasser des Eisbachs abgesenkt werden könnte, um den Grund auf Hindernisse zu prüfen, an denen sich die Leine verfangen haben könnte.
Für die wasserrechtliche Erlaubnis der Absenkung ist das Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt zuständig. Allerdings liege bisher kein entsprechender Antrag der ermittelnden Behörden vor, sagte die Sprecherin.
Der Lebensgefährte der Verunglückten hatte laut Staatsanwaltschaft München I bereits vor dem Tod der Frau Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung erstattet. Die Behörde kläre, ob es Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten gebe, hatte eine Sprecherin dazu auf Anfrage erläutert. Die Ermittlungen richteten sich nicht gegen konkrete Personen.
Jahrzehntelanger Kampf der Surfer um die Welle
Das Surfen an der nur für erfahrene Sportler geeigneten Eisbachwelle auf eigene Gefahr war seit 2010 offiziell per Allgemeinverfügung der Stadt München geduldet. Die Surfer-Community hatte sich damals erfolgreich dafür eingesetzt.
Anfang der 1970er Jahre hatte das Flusssurfen seinen Anfang genommen. Etwa um 1975 wagen sich die Ersten in den Eisbach - damals illegal. Der Bereich gehörte der Schlösser- und Seenverwaltung, die das Surfen aus Sicherheitsgründen verbot. Schließlich wurde Gelände der Stadt übertragen, die das Surfen seit 2010 duldete. Die mittlerweile weltbekannte Welle lockte stets auch zahlreiche Touristen an.

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Nach einem schweren Surfunfall erwägen die Behörden, zur Ermittlung der Unglücksursache die Münchner Eisbachwelle zeitweise trockenzulegen.

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Blumen erinnern an die tödlich verunglückte Surferin.

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Schilder warnen vor der Gefahr an der Welle.

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Nach dem Unfall wird über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen diskutiert.