Nach Beschwerden über Darstellung des Landlebens

SWR reagiert auf Kritik am Stuttgarter Tatort

Der Tatort aus Stuttgart vom vergangenen Sonntag stößt auf Kritik: Bei einem Sportverein, der Statisten stellte, bei einem Wirt, dessen Gasthaus im Film zu sehen war – und bei Nutzern in den sozialen Medien. Jetzt äußert sich der SWR zu den Beschwerden.

Die Stuttgarter Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller, l.) und Sebastian Bootz (Felix Klare) ermitteln im aktuellen Tatort auf der Schwäbischen Alb.

© SWR/Benoît Linder

Die Stuttgarter Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller, l.) und Sebastian Bootz (Felix Klare) ermitteln im aktuellen Tatort auf der Schwäbischen Alb.

Von Florian Dürr

Nach den Beschwerden über veraltete, klischeehafte Darstellungen des ländlichen Lebens im aktuellen Stuttgarter Tatort reagiert der SWR auf die Kritik. Zuvor hatte sich der Vorsitzende des Tennisvereins Münsingen in einem Schreiben an die ARD gewandt und von einem „Affront gegenüber den Menschen im ländlichen Raum und insbesondere auf der Schwäbischen Alb“ gesprochen: „Die Art und Weise, wie das dörfliche Leben dargestellt wird, entspricht nicht der Lebensrealität des Jahres 2024“, kritisierte Jochen Schuster, der für den Film rund 130 Statisten aus dem Umfeld seines Vereins organisierte.

SWR: „Keine Verallgemeinerung über das Leben in ländlichen Gebieten“

Der SWR entgegnet nun auf Nachfrage unserer Zeitung, dass die Kritik die Erwartung unterstelle, der Tatort bilde die Realität 1:1 ab. „Das ist aber nicht unser Anspruch“, erklärt eine Sprecherin. Der Stuttgarter Tatort vom vergangenen Sonntag mit dem Titel „Lass sie gehen“ sei eine „fiktive Geschichte, die in erster Linie das individuelle Drama einer Familie erzählt, deren Tochter getötet wird und deren Vater unter dem Einfluss der Mutter zum tragischen Rächer wird“.

Der Krimi wolle „keine Verallgemeinerung über das Leben in ländlichen Gebieten sein“, heißt es weiter. Drehbuchautor Norbert Baumgarten und Regisseur Andreas Kleinert hätten aber natürlich die Freiheit, auf „künstlerische Zuspitzung“ zu setzen. Laut SWR geht es in dem Film nicht um „die patriarchalen Verhältnisse der 50er-Jahre“. Sondern: „Um das immerwährende Problem des Individuums – auf dem Land wie in der Stadt – Freiheit zu suchen und dennoch zu einer (Herkunfts-) Gruppe gehören zu wollen.“ Das sei die Problematik, der der Stuttgarter Tatort erzähle.

Die Kritik der Zuschauerinnen und Zuschauer nehme man aber natürlich „sehr ernst“: „Sie ist für uns wertvoll, zeigt sie doch, wie der fertige Film ankommt – und was wir beim nächsten Mal besser und anders machen können“, so die Sprecherin.

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Erstellt:
20. November 2024, 23:26 Uhr

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