Technische Probleme beim Auszählen halten Spannung hoch
Ergebnisse in Waiblingen und Schorndorf stehen lange Zeit nicht fest – Zwei Winnender Mädle im Gremium – Fellbacher Grüne überholen SPD

© Jörg Fiedler
Immer den Überblick behalten: Stimmenauszählung im Backnanger Rathaus. In der Murr-Metropole gab es keine Pannen. Foto: J. Fiedler
Von Matthias Nothstein
WAIBLINGEN. Am spannendsten war die Gemeinderatswahl vermutlich für die Waiblinger Kandidaten und Wähler. Das lag jedoch weniger am Wahlausgang, sondern an technischen Problemen bei der Auszählung. Während manch eine Kommune schon in der Nacht auf Montag melden konnte, welcher Kandidat den Sprung ins örtliche Gremium geschafft hatte, meldete die Stadt Waiblingen gestern noch am Nachmittag, Probleme mit der Technik im Interkommunalen Rechenzentrum zu haben. In Schorndorf erklärte OB Matthias Klopfer hingegen von vornherein, dass wohl erst am heutigen Mittwoch mit Ergebnissen zu rechnen sei. Ganz anders Winnenden: Dort konnten die Bürger die Ergebnisse bereits in der Dienstagszeitung lesen.
Waiblingen: Tierschutzpartei zieht ins Waiblinger Gremium ein
Die Waiblinger Ergebnisse konnten gestern aufgrund der technischen Probleme lange Zeit aktualisiert werden. Die städtische Homepage ließ wissen, es werde mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet. Am Nachmittag dann das Ergebnis: Die CDU/FW liegt mit 22,7 Prozent der Stimmen vorn, es folgen die SPD mit 17,2 Prozent, die Listen „Freie Wähler-Demokratische Freie Bürger“ (16,4), die ALi (13,6), die FDP (10,5), Grünt Waiblingen (7,3), AfD (6,9), Bürgerliste Bittenfeld (3,1) und die Tierschutzpartei (2,0). Die Sitzverteilung im Gemeinderat: CDU acht Sitze, SPD sechs Sitze, DFB fünf Sitze, ALi vier Sitze, FDP drei Sitze, Grünt zwei Sitze, AfD zwei Sitze, Bübi ein Sitz, Tierschutzpartei ein Sitz.
Aufgrund der hohen Wahlbeteiligung und der vielen Briefwähler musste die Auszählung am gestrigen Dienstag fortgesetzt werden. Rund 49600 Wahlberechtigte waren in Waiblingen aufgerufen, ihre Stimme bei den Kommunalwahlen abzugeben, und die Wahlbeteiligung war überraschend hoch. Dazu kamen laut Oberbürgermeister Andreas Hesky ein hoher Anteil an Briefwählern und das große Parteienspektrum, die das Auszählergebnis verzögerten. Zur Wahl standen die Kandidaten von neun Listen. Eine Menge auszuzählen also für die 232 städtischen und 16 ehrenamtlichen Mitarbeiter, die am Montag von 8 Uhr an im Einsatz waren und dann doch nicht fertig wurden. „Es gilt Qualität vor Schnelligkeit“, sagte Hesky am Montag und kündigte das endgültige Ergebnis auf Dienstag „im Laufe des Vormittags“ an. Doch auch daraus wurde nichts.
Sicher scheint jedoch, dass die großen Fraktionen einen Sitz zugunsten der kleinen verlieren. Dies zeichnete sich bereits am frühen Nachmittag ab. Demnach werden CDU, SPD, DFB und ALi wohl je einen Sitz zugunsten der kleinen Gruppierungen verlieren. Die Gruppierung „Grünt“ hat wohl einen Sitz dazugewonnen. Auch die Tierschutzpartei hat einen Sitz errungen und gehört künftig aller Wahrscheinlichkeit nach zum Gemeinderat. Die AfD zieht laut Hochrechnung mit zwei Vertretern ins Gremium ein.
Dass das Stühlerücken im Waiblinger Gremium groß werden würde, war vor der Wahl schon klar gewesen: 8 von 32 Stadträten hatten für den neuen Gemeinderat nicht mehr kandidiert. Unter anderem Siegfried Kasper und Wilfried Jasper, die jeweils starke Zugpferde waren. Dazu kam: Statt sieben Listen wie 2014 standen dieses Mal neun zur Wahl.
An der Person des Stimmenkönigs ändert sich nichts: Dies ist wie in den Jahren zuvor CDU-Rat und Bäckermeister Hermann Schöllkopf. An zweiter Stelle folgte Julia Goll (FDP).
Winnenden: Die Freien Wähler werden stärkste Fraktion
In Winnenden haben die Wähler den Gemeinderat in wichtigen Teilen neu gemischt. Der CDU-Fraktion, die über einige Wahlperioden hinweg vor Ort die stärkste Fraktion war, haben sie einen herben Dämpfer gegeben und so abgestimmt, dass die CDU zwei Sitze verliert und auf den zweiten Rang verwiesen wird. Petra Schäftlmeier und Manuel Pflumm werden nicht mehr im neuen Gemeinderat sitzen. Innerhalb der CDU-Liste sind die beiden bisherigen Stadträte überholt worden vom Winnender Mädle Celine Traub, die erste Nachrückerin wird.
Den Freien Wählern geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung: endlich einmal stärkste Fraktion. Die Liste von Fraktionschef Hans Ilg behält alle bisherigen Stadträte bei und bekommt das ehemalige Winnender Mädle Leonie König (23 Jahre) hinzu, eine Verwaltungswissenschaftlerin, die Fachwissen einbringen wird und der Fraktion einen Frauenanteil von 50 Prozent verschafft.
Bei der ALi kommen zur bisherigen Fraktion zwei Frauen hinzu: Musiklehrerin Susanne Kiefer und Familienmanagerin und Lehrerin Rahel Dangel. Die FDP kann ihre bisherigen Räte halten und gewinnt ein viertes Fraktionsmitglied hinzu: Diethard Fohr, Ingenieur im Ruhestand, Hobbyhistoriker, Most-Philosoph und ehemaliger Seniormanager bei der Baugenossenschaft Winnenden – ein Mann mit einem sehr hohen Bekanntheitsgrad in Winnenden.
Die SPD, der bundesweit der Wind ins Gesicht bläst, musste in Winnenden hinnehmen, dass ihr bekannter Stadtrat Hans-Dieter Baumgärtner als einziger aller amtierenden Stadträte nicht mehr kandidierte. Die drei verbleibenden Stadträte sind die bisherigen.
Der Trend zu ganz jungen Kandidaten von der letzten Wahl vor fünf Jahren hat sich diesmal nicht fortgesetzt. Damals waren drei neue Stadträte unter 30, heute sind es nur zwei: Robin Benz und Leonie König. Auf der CDU-Liste haben die ganz jungen Kandidaten Markus Matzke, Pia Vetter und Jil Weber mit beachtlichen Stimmenzahlen abgeschnitten. Bei der FWV holte der 27-jährige Student Philipp Hatzis eine sehr starke Stimmenzahl. Die 27-jährige Eva-Maria Kiefer rückte bei ALi weit nach vorne dank ihrer Stimmenzahl. Auch bei der FDP wurden die jungen Kandidaten Tanja Ungar, Nadin Kögel und der 18-jährige Noah Schäftlmeier gut mit Stimmen bedacht. Stimmenkönige sind Anja Luckert (CDU) mit 7935 Stimmen und ihr Schwager Hanspeter Luckert (FWV) mit 7123 Stimmen.
Schorndorf: Ergebnis wird erst heute verkündet
Das Ergebnis der Schorndorfer Gemeinderatswahl wird voraussichtlich erst am heutigen Mittwoch verkündet. Nach Informationen der Schorndorfer Nachrichten dauert die Auszählung länger als erwartet. Als Gründe hierfür nennt die Stadt, dass die Wahlbeteiligung im Vergleich zur vergangenen Kommunalwahl deutlich gestiegen ist. Außerdem gebe es ziemlich viele knifflige Fälle und Stimmzettel, bei denen Unsicherheit bestünde, ob diese gültig seien oder nicht. Deshalb werde alles noch einmal geprüft. OB Matthias Klopfer ließ verlauten, dass es nichts bringe, Druck auszuüben. Ihm sei ein Ergebnis, das länger dauere und richtig ist, lieber als ein falsches.
Fellbach: Freie Wähler/Freie Demokraten stellen elf Sitze
In Fellbach sind die Freien Wähler/Freie Demokraten mit 34,8 Prozent als stärkste Fraktion aus der Wahl hervorgegangen. Das reicht der Liste für elf Sitze. Die CDU kommt auf 24,3 Prozent und acht Sitze, die SPD auf 16,81 Prozent und fünf Sitze. Die Sozialdemokraten wurden auch in Fellbach von den Grünen deutlich geschlagen. Diese erzielten 20,9 Prozent und ergatterten sieben Sitze. Auch die Linke schickt künftig einen Stadtrat ins Gremium, sie kam auf 1,65 Prozent. Die Liste F2 – Für Fellbach schaffte mit 1,45 Prozent fast das gleiche Ergebnis, geht aber leer aus.
Welzheim: Piraten entern die Stadt am Kastell
Wo ansonsten Bürgerforum, Freie Wähler und CDU den Ton angeben, wird es künftig wohl ein wenig bunter. Die Piraten entern Welzheim und holen 8,1 Prozent. Die Neulinge stellen künftig zwei Abgeordnete in der gut 11000 Einwohner zählenden Stadt, nur einen weniger als die SPD. Das Welzheimer Bürgerforum erhält sechs Sitze, ebenso die Freie Wählervereinigung. Die CDU erhält fünf Sitze.