Tesat will Standort in den USA aufbauen

Das Backnanger Unternehmen verhandelt als Spezialist für satellitenbasierte Kommunikation gerade über einen geeigneten Ort in den Vereinigten Staaten, um dort eine neue Produktionsstätte zu errichten. Zu den Kunden zählt auch das US-Verteidigungsministerium.

Im Inneren dieses Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), wie ihn unser Foto zeigt, befindet sich auch Technik aus dem Hause Tesat. Das Backnanger Unternehmen hat auch namhafte Kunden in den USA und will nun dorthin expandieren.  Foto: Tesat

Im Inneren dieses Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), wie ihn unser Foto zeigt, befindet sich auch Technik aus dem Hause Tesat. Das Backnanger Unternehmen hat auch namhafte Kunden in den USA und will nun dorthin expandieren. Foto: Tesat

Von Bernhard Romanowski

Backnang. Im Weltraum ist das Unternehmen mit seinen Produkten schon längst vertreten, mit einer eigenen Filiale auf dem amerikanischen Kontinent aber noch nicht. Das soll sich bald ändern: Tesat ist gerade in Verhandlungen für einen Produktionsstandort in den USA. Das Backnanger Unternehmen will dort mit seinem Know-how die US-Regierung und die Kunden aus dem kommerziellen Bereich unterstützen, so die Mitteilung.

„Mit mehr als 500000 Betriebsstunden und zehn Geräteeinheiten für optische Kommunikation (kurz: OCTs) im All ist Tesat der einzige Anbieter weltweit für weltraumerprobte OCTs“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Hause Tesat. Das Unternehmen sieht sich als globaler Marktführer im Bereich optischer Weltraumkommunikationstechnik und will nun die produktionstechnischen Voraussetzungen in den USA schaffen, um dort dem wachsenden Bedarf an solchen OCTs seitens der US-Regierung und weiterer Kunden zu begegnen. Die Backnanger Spezialisten für satellitenbasierte Datenübertragung stellen demnach gerade OCTs für vier Raumfahrzeugprojekte her, die bei der Space Development Agency (SDA) – einer Behörde des US-Verteidigungsministeriums – angesiedelt sind. Dabei geht es vorrangig um die Sammlung von Erdbeobachtungsdaten im All und deren Versendung zur Erde.

Auch für das Blackjack-Programm der Defence Advanced Research Projects Agency (DARPA) – einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Verteidigungsministeriums – stellt Tesat technische Geräte her. Tesat selbst äußert sich aus verständlichen Gründen nicht weiter dazu, aber bei der Netzrecherche auf englischsprachigen Webseiten stößt man auf entsprechende Informationen. Das Blackjack-Programm sieht demzufolge vor, eine Reihe kleiner Beobachtungssatelliten ins All zu schießen, die das bestehende System ergänzen oder ersetzen werden und die günstiger in der Produktion, größer in der Anzahl und auf eine niedrigere Nutzungsdauer ausgelegt sind als die Systeme Misty und KH-11, die bislang dort oben ihren Dienst tun. Die neuen Satelliten lassen sich unserer Recherche zufolge eher unbemerkt ins All bringen, sind schwieriger zu orten und zu attackieren und sollen wohl kontinuierlich ersetzt werden, zumal die älteren Apparaturen nach Betriebsende zurück auf die Erde fallen. Man sei nun in den abschließenden Verhandlungen für einen Produktionsstandort mit etwas über 2300 Quadratmetern Fläche und wolle Anfang 2023 mit der Herstellung der OCTs beginnen, so teilt Tesat zum Sprung in die USA mit. „Mit unserer bestehenden weltweiten Lieferkette sind wir gut vorbereitet für eine Produktionsrate von 160 günstigen OCTs pro Monat und entwerfen gerade die neue Generation von 1000-Megabit-pro-Sekunde-Geräteeinheiten“, so wird Matthias Motzigemba, der die Abteilung Laserkommunikation von Tesat leitet, in einer Pressemitteilung zitiert.

Genaue Angaben zu dem Vorhaben in Amerika kann Tesat noch nicht machen

Der Sprung über den Großen Teich ist erst einmal eine gute Nachricht und scheint dafür zu sprechen, dass die Coronapandemie dem Backnanger Unternehmen nichts anhaben konnte. Allerdings wirft das auch gleich Fragen auf, zum Beispiel: Wie viele Mitarbeiter werden nach diesem noch frühen Planungsstand von Tesat am möglichen neuen Standort beschäftigt? Tesat antwortet darauf: „Aktuell ist Tesat an diversen Ausschreibungen beteiligt, die auf die personelle Planung Auswirkung haben werden. Genaue Angaben hierzu können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen.“

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob es sich bei dem Vorhaben um eine Erweiterung des Backnanger Unternehmens oder um eine Verlagerung der Kapazitäten außerhalb Deutschlands handelt. Wird Tesat dazu also neue Beschäftigte in den USA anwerben? „Es handelt sich um eine Erweiterung des Unternehmen in USA. Wir werden Beschäftigte in USA anwerben und mit der Kompetenz unserer Beschäftigten in Backnang unterstützen“, gibt Tesat zu verstehen.

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Erstellt:
9. März 2022, 06:00 Uhr

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