Teure neue Schilder für den Autobahnzubringer
Auf den Wegweisern des Zubringers ist jetzt zwischen Backnang und Aspach auch die Umwidmung von der Landes- zur Bundesstraße vollzogen. Seit April dieses Jahres handelt es sich beim Autobahnzubringer nicht mehr um die Landesstraße L1115, sondern um die Bundesstraße B328.
Von Matthias Nothstein
Backnang. Der vierstreifige Ausbau der B14 zwischen Waldrems und Backnang-West ist seit vielen Jahren – beziehungsweise genau genommen sogar seit vielen Jahrzehnten – von großen Teilen der Raumschaft herbeigesehnt worden. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens und Hoffens scheint es nun tatsächlich spürbar weiterzugehen. Am zweiten Backnanger Viadukt wird fleißig gearbeitet (wir berichteten) und der benachbarte Abschnitt in Richtung Backnang-West und Wasserturm steht unmittelbar vor dem Baubeginn. Die Rodungsarbeiten sind bereits erledigt, die Flurbereinigung ist am Laufen.
Nun werden aber auch die Stimmen immer lauter, die ebenso die Nachteile dieses Fortschritts sehen. Es ist durchaus naheliegend, dass die einmal ausgebaute Straße viel mehr Verkehr anzieht. Damit dieser dann auch geschmeidig in Richtung Autobahn A81 – Anschlussstelle Mundelsheim – abfließen kann, richtet sich das Augenmerk ebenso seit Jahren auf den sogenannten Autobahnzubringer. Auch dieser sollte ertüchtigt werden, damit es künftig nicht auch hier zu Staus kommt, wie sie derzeit am Ausbauende Waldrems beobachtet werden können.
65 Wegweiser wurden ausgetauscht
Große Hoffnungen ruhten daher auf dem Plan, den Autobahnzubringer zu einer Bundesstraße umzuwidmen. Dies hätte den Vorteil, dass der Bund die Kosten und die Planung zu stemmen hätte. Und siehe da, auch diese Hochstufung ist inzwischen eingetütet. Seit April dieses Jahres handelt es sich beim Autobahnzubringer nicht mehr um die Landesstraße L1115, sondern um die Bundesstraße B328.
Es geht also voran. Dieser Eindruck wurde unlängst noch weiter verstärkt, als zwischen Backnang-West und dem Abzweig nach Kleinaspach einige Bautrupps unterwegs waren. Wurden hier etwa schon erste Untersuchungen des Untergrunds vorgenommen? Bohrungen? Vermessungen? Nein, die Erklärung ist viel banaler: Auf diesem Abschnitt des Autobahnzubringers wurden die Verkehrsschilder ausgetauscht. Auf den bisherigen fehlte nämlich der Zusatz „B328“.
Das Regierungspräsidium Stuttgart, eigentlich für die Bundesstraßen zuständig, verweist auf das Landratsamt Rems-Murr-Kreis. Dieses wiederum meldet: „Die Änderungen an den Schildern sind aufgrund der Aufstufung der Landesstraße zur Bundesstraße notwendig. Zusammen mit der zuständigen Verkehrsbehörde in Backnang wurden die notwendigen Änderungen abgestimmt und nun durch die Straßenmeisterei Backnang zusammen mit einer Schilderfirma vollzogen.“
Austausch der Schilder hatte Auswirkungen auf den Verkehr
Die Pressestelle des Landratsamts teilt ferner auf Nachfrage unserer Zeitung mit, was diese Maßnahme gekostet hat: „Die Kosten belaufen sich auf voraussichtlich 60000 Euro und werden als Träger der Baulast vom Bund getragen. Im Rems-Murr-Kreis werden an 30 Standorten insgesamt 65 Wegweiser ausgetauscht. Soweit es möglich ist, werden Zielrichtungen auf extra Wegweisern dargestellt, um die komplette Erneuerung der Beschilderung möglichst zu vermeiden.“
Der Austausch der Schilder zog sich über knapp zwei Wochen hin und sorgte mehrfach für Verkehrsbehinderungen, die zum Teil auch weiträumig zu spüren waren und beispielsweise Auswirkungen bis auf die B14 hatten.
Von Matthias Nothstein
War der Austausch der Schilder wirklich nötig oder nicht eher pure Geldverschwendung? Es hat doch bisher jeder Autofahrer sein Ziel gefunden, obwohl auf den Schildern die Nummer der Bundesstraße fehlte. Überhaupt, wer orientiert sich an der Nummer einer Straße? Zumal sich Ortsunkundige von ihrem Navigationsgerät leiten lassen und dort ist die Neuerung schon seit April aktualisiert. Und selbst wenn die Nummer so wichtig sein sollte, stand wohl jemals die Überlegung im Raum, den fehlenden Namenszug „B 328“ in Form eines einfachen Aufdrucks auf die Schilder zu kleben oder zu schrauben? In einem Land, in dem mittlerweile keiner mehr Verantwortung als unbedingt nötig übernimmt und sich jeder hinter Verordnungen versteckt, darf dies getrost bezweifelt werden.
Ständig stöhnen die Behörden, sie hätten ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Kein Wunder, bei solchen Aktionen. Hat es diesen Zusatz wirklich gebraucht? Wäre es nicht sinnhafter gewesen, die Behörde würde ihre Kräfte auf das Wesentliche konzentrieren? Die Planung der neuen Straße und deren Bau sollten eigentlich wichtiger sein als neue Schilder, die ohnehin ersetzt werden, wenn das eigentliche Werk vollendet ist. Aber es ist ja nicht das eigene Geld. Wie heißt es so schön: „Die Kosten werden vom Bund getragen.“
m.nothstein@bkz.de